Karlsruhe ist die bewegungsfreundlichste Stadt Deutschlands

Köln landet in der Studie auf Platz 18 (Foto: Köln Tourismus GmbH / Dieter Jacobi)

Kaputte Radwege, viel zu schmale Fußwege oder finstere Ecken in der Wohnumgebung. Dies sind einige Kriterien, die eine Stadt als bewegungsunfreundlich charakterisieren. Welche deutschen Städte Bewegung und einen aktiven Lebensstil unterstützen, hat eine Studie des Zentrums für Gesundheit durch Sport und Bewegung (ZfG) untersucht.

Im Auftrag von BILD am SONNTAG und BARMER GEK untersucht der 1. Deutsche Aktiv-Atlas unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Ingo Froböse, wie bewegungsfreundlich deutsche Großstädte sind. Köln, die Heimatstadt der Sporthochschule, landet auf dem 18. von 28 möglichen Plätzen, Karlsruhe auf Rang 1. Anhand von sieben Themenkomplexen wurden Einwohnerinnen und Einwohner von 28 deutschen Landeshauptstädten und Großstädten telefonisch um ihre subjektive Einschätzung gebeten. Die Menschen wurden beispielsweise gefragt, wie gut sie den Zustand von Geh- und Radwegen empfinden oder ob es Supermärkte und Geschäfte in ihrer Nähe gibt, zu denen sie zu Fuß gehen können. Nach neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen haben diese Kriterien einen erheblichen Einfluss auf das Bewegungsverhalten und damit auf die Gesundheit der Menschen.

Heutzutage weiß fast jedes Kind, wie wichtig Bewegung für die Gesundheit ist. Trotzdem sind viele Menschen nach wie vor Bewegungsmuffel. „Viel effizienter ist es, Menschen zur Bewegung zu bringen, wo sie leben. Was zählt, ist jeder Schritt im Alltag. Zu Fuß Brötchen zu holen, motiviert die meisten mehr, als sich ins Fitnessstudio zu quälen und nach drei Besuchen das Handtuch zu werfen“, erklärt Froböse. Wichtige Fragen seien also, wie es wirklich in unseren Großstädten aussieht und welche Reize eine Stadt setzt, damit ihre Einwohner mobil werden können. „Oft wird bei der Stadtplanung eher an Autos als an Menschen gedacht“, so Froböse.

Karslruhe landet auf dem ersten Platz und ist somit nach Aussage der Studie die bewegungsfreundlichste Großstadt Deutschlands. „Karlsruhe hat nirgendwo schlechte Werte bekommen, erreichte im Schnitt in allen Kategorien Platz 6. Das hat keine andere Stadt geschafft“, kommentiert Froböse das Ergebnis. Abhängig vom Themenkomplex gab es aber bei einigen Städten große Schwankungen. So belegte Berlin zum Beispiel in der Wohndichte den ersten Platz, bei der Qualität der Infrastruktur allerdings den 20., so dass letztlich für Berlin Platz 16 rauskam. Köln schnitt besonders gut bei der Straßenkonnektivität und der Entfernung zu Alltagszielen ab. Sehr negativ bewerteten die Kölnerinnen und Kölner hingegen die Qualität der Infrastruktur.

„Die Menschen brauchen Stimuli, um sich zu bewegen. Deshalb ist es wichtig, wie wir leben. Aber das eigene Verhalten spielt natürlich auch eine große Rolle. Wenn man in einer Umgebung wohnt, die nicht zur Bewegung einlädt, kann man Plätze und Bewegungsräume in der Stadt aufsuchen, die zur Bewegung anregen“, lautet das Fazit von Froböse.

Facts zur Studie

  • Durchführung: Meinungsforschungsinstitut GfK Nürnberg
  • Telefonische Befragung von Juli bis August 2015
  • Insgesamt 2.808 befragte Personen aus den 16 Landeshauptstädten und in 12 weiteren Großstädten, pro Stadt 100 Befragte ab 18 Jahren
  • Basis der Befragung bildet der Umweltfragebogen ALPHA (Assessing Levels of Physical Activity)
  • Aktuelle Studie basiert auf dem ALPHA- sowie IPEN-Projekt aus dem Jahr 2009
  • Studie ist speziell auf deutsche Verhältnisse angepasst und erstmals in dieser Größenordnung in Deutschland durchgeführt
  • Ranking der einzelnen Themenkomplexe erfolgte nach Mittelwerten. Das Gesamtranking ergab sich aus den Rängen der einzelnen Themenkomplexe

Sieben Themenkomplexe der Studie

  • Wohndichte (z.B. Alleinstehende Einfamilienhäuser, Reihenhäuser, Wohnblocks)
  • Entfernung zu Alltagszielen und Einrichtungen (z.B. Supermarkt, Café, Haltestelle, Sportanlage, Park)
  • Infrastruktur der Fuß- und Radwege (z.B. Geh- und Radwege, Trennung der Radwege vom Verkehr)
  • Qualität der Infrastruktur (z.B. Instandhaltung der Parks und Freiflächen)
  • Straßenkonnektivität (z.B. Abkürzungen, Kreuzungen, Alternativrouten)
  • Sicherheit (z.B. Kriminalität, Verkehrssicherheit)
  • Attraktivität (z.B. Graffiti, leerstehende Häuser)