Olympia 2024 in Hamburg?

Hamburg als Austragungsort für die Olympischen Spiele 2024? Am kommenden Sonntag entscheiden die Hamburger Bürgerinnen und Bürger, ob sie ihre Stadt ins Rennen um die Olympischen Spiele schicken. Wir haben Experten der Deutschen Sporthochschule gefragt, ob die geplanten Kosten explodieren werden – wie viele Hamburger befürchten, was das Besondere an dem Konzept für Hamburg 2024 ist, warum die Bevölkerung zunehmend skeptisch gegenüber der Ausrichtung sportlicher Großevents ist und vieles mehr ...

„Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass bei allen Großprojekten die tatsächlichen Kosten die kalkulierten übersteigen werden. Wir wissen, dass Preiskalkulationen strategisch unterbewertet sind, um auf Zustimmung für das Projekt zu stoßen. Gleichwohl müssen wir sagen, dass bei den Olympischen Spielen in Hamburg zwei Strukturelemente greifen, die zu geringeren Preissteigerungen führen dürften“, sagt  Sportökonom Univ.-Prof. Dr. Christoph Breuer.

„Die finanziellen Risiken, die mit sportlichen Großevents verbunden sind, sind in der Vergangenheit kaum absehbar gewesen“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Martin Nolte die zunehmende Skepsis der Bevölkerung gegenüber der Ausrichtung sportlicher Großevents. Die Kostenberechnung für Hamburg hält der Leiter des Instituts für Sportrecht für realistisch:„Das ist eine kühle, nüchterne, hanseatisch überzeugende Berechnung. Das Konzept von Hamburg mit einer nachhaltigen Umnutzung ist sehr schlüssig.“

„Das wirkliche Alleinstellungsmerkmal von Hamburg ist, dass im Herzen der Stadt, auf bisherigem, komplett versiegelten Gewerbe- und Hafengelände ein völlig neuer Stadtteil entsteht – mit ca. 8.000 Wohnungen. Das Ganze wird barrierefrei und energetisch so geplant, dass es 2024 noch allen Standards genügt“, sagt Univ.-Prof. Dr. Ralf Roth, Vorsitzender des Centrums für nachhaltige Sportentwicklung (CENA) der Deutschen Sporthochschule, das mit der Erstellung des Nachhaltigkeitskonzepts für Hamburg 2024 beauftragt ist.

Der Leiter des Zentrums für Olympische Studien sieht in dem „unkontrollierten wirtschaftlichen Interesse“ an den Olympischen Spielen die Gefahr, dass die Integrität der Olympischen Bewegung und die Ideale, die mit dem Olympischen Sport verbunden werden, „ausgehöhlt“ werden. „Ein Wendepunkt hin zur Kommerzialisierung sind die Olympischen Spiele 1984 in Los Angeles, die erstmalig in der Geschichte der Olympischen Bewegung einen Gewinn in Höhe von 225 Mio. US-Dollar erzielt haben“, so Univ.-Prof. Dr. Stephan Wassong.

 

Die Interviews in voller Länge: www.youtube.com/sporthochschule

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