TRISEARCH evaluiert und entwickelt Präventionsmaßnahmen

Ingrid Fischbach, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Gesundheit (BMG), bei der Eröffnung des Forschungsverbundes. (Foto: DSHS)

Am 18. Juni 2015 hat der Deutsche Bundestag das Präventionsgesetz verabschiedet. Mit seiner Veröffentlichung im Bundesanzeiger ist das Gesetz gültig; nur wenige Ausnahmen treten spätestens am 1. Januar 2016 in Kraft. Das Gesetz zur Stärkung der Gesundheitsförderung und Prävention (kurz Präventionsgesetz, PrävG) soll die Gesundheitsförderung und Prävention in Kindergärten, Schulen, stationären Pflegeeinrichtungen sowie Unternehmen stärken.

Bereits heute finden Präventionsmaßnahmen bei Krankenkassen und in Unternehmen breiten Einsatz. Doch: Wie wirksam sind diese Maßnahmen? Erreichen sie die richtigen Zielgruppen? Erzielen sie tatsächlich die gewünschten Effekte? Das neue Gesetz soll zusätzlich rund 500 Millionen Euro in die Kranken- und Pflegekassen spülen. Aber wo sollte konkret investiert werden? In welchen Maßnahmen ist das Geld gut angelegt?

Den Erfolg und die Wirksamkeit von Präventionsmaßnahmen zu messen, ist ein schwieriges Unterfangen. In dieser Feststellung waren sich die Redner bei der gestrigen Auftaktveranstaltung des neuen Forschungsverbundes TRISEARCH einig. „Gut gemeintes Handeln führt nicht notwendigerweise zu guten Ergebnissen – das gilt auch für die Prävention und Gesundheitsförderung“, sagte Ingrid Fischbach, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesministerium für Gesundheit (BMG) in ihrem Grußwort. Das Bundestagsmitglied war nach Köln gekommen, um dem offiziellen Startschuss des Verbundprojektes beizuwohnen, welches vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und von drei Projektbeteiligten geleitet wird: Prof. Dr. Ingo Froböse, Institut für Bewegungstherapie und bewegungsorientierte Prävention und Rehabilitation der Deutschen Sporthochschule Köln, Prof. Dr. Holger Pfaff, Institut für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft der Universität zu Köln und Prof. Dr. Stephanie Stock, Institut für Gesundheitsökonomie und Klinische Epidemiologie der Universität zu Köln.

Dass Sport und Bewegung helfen können, Krankheiten und Gesundheitsbeschwerden vorzubeugen, ist mittlerweile weithin bekannt. Doch was sind eigentlich qualitativ hochwertige Präventionsmaßnahmen bzw. wie kann bestimmt werden, ob eine Maßnahme effektiv ist? Hierdrauf will TRISEARCH Antworten geben. Entwickelt und evaluiert werden Maßnahmen, die die Gesundheitskompetenz am Arbeitsplatz fördern sollen. Fokussiert werden unterschiedliche Zielgruppen im Arbeitsleben: Auszubildende, Berufstätige mit arbeitsplatzbezogenen Risikofaktoren, Führungskräfte und Hausarztpraxen. Ein wichtiges Stichwort, welches im Fokus der Veranstaltung stand, ist die so genannte Evidenzbasierung – ein Begriff, der mittlerweile in alle Wissenschaftsgebieten Einzug gehalten hat. Damit ist gemeint, dass Maßnahmen der Prävention und Gesundheitsförderung ihre Effektivität nachweisen müssen, damit sie als zweckmäßig und wirtschaftlich zu betrachten sind. Weitere Aspekte sind Kontrolle und Lernbarkeit. Erreicht eine gesundheitsorientierte Plakatkampagne beispielsweise die gewünschte Zielgruppe und versteht diese die Botschaft überhaupt? Evidenzbasierte Prävention soll also die wissenschaftlichen Grundlagen für Entscheidungen im Gesundheitssystem verbessern.

Das Themenfeld befindet sich noch in einem recht frühen Entwicklungsstadium. Hier setzt der Forschungsverbund TRISEARCH an. Dieser will Strukturen schaffen, welche die Qualität von Maßnahmen sichtbar machen. Eines der wichtigsten Ziele dabei ist die Vernetzung von Wissenschaft und Praxis. Daher hat sich das Verbundprojekt den Slogan gegeben: „Wir schlagen die Brücke zwischen Wissenschaft und Praxis“, erklärt Prof. Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln und betont: „Präventionsforschung ist Anwendungsforschung!“. Der auf zunächst drei Jahre angelegte Forschungsverbund sei hochgradig realitätsnah, Akteure aus der Praxis, z.B. Krankenkassen und Unternehmen, würden stark eingebunden. Zudem will der Verbund auch als Beratungsstelle, Informationsquelle und Kommunikationsplattform fungieren. BMG-Staatssekretärin Fischbach macht dem Projektteam Mut für eine Zusammenarbeit auf Bundesebene: „Evaluationen sind sehr kostspielig. Das Präventionsgesetz hat deshalb auch die Finanzierung von Studien zur Datengewinnung, zum Beispiel durch Modellprojekte, im Blick. Es wäre sehr zu begrüßen, wenn sich zwischen  dem Forschungsverbund und den mit dem Präventionsgesetz vorgesehenen Qualitätsverbesserungen Synergien ergeben könnten.“