Forschungsschwerpunkt "Sport der Medialen Moderne"

Teilprojekt 1: Gesellschaftstheorie des Sports der Medialen Moderne

Die zentrale Aufgabe dieses Teilprojekts ist die Ausarbeitung einer kategorialen Basis einer Gesellschaftstheorie des Sports der Medialen Moderne. Unsere zentrale Annahme ist, dass man an sozial- und kulturwissenschaftlichen Analysen die Dimension der (empirischen) Begriffe (Sozialtheorie) und die Dimension der Kategorien (Gesellschaftstheorie) unterscheiden kann und muss. Solche Kategorien sind u.a. Personalität (in Unterscheidung z.B. zu sozialer Akteur), Bürgerschaftlichkeit, das Gesellschaftliche (in Unterscheidung z.B. zu Sozialformen wie Gemeinschaft, Geselligkeit), das Politische, das Individuelle, das Mediale, das Naturale. Das Anliegen der Gesellschaftstheorie Mediale Moderne ist, ihre basalen Kategorien so abstrakt wie möglich zu formulieren, um unterschiedliche gesellschaftliche Formatiertheiten vergleichbar machen zu können. Erst durch einen Vergleich der formatierenden Kategorien sind unterschiedliche sozialwissenschaftliche Erkenntnisse aufeinander beziehbar.

Ziele des Teilprojekts

  • Es soll eine kategoriale Basis des Sports der Medialen Moderne erarbeitet werden.
  • Dazu muss das Verhältnis von Theorien der klassischen und medialen Moderne bestimmt werden,
  • die seismographische Funktion des Sports für gesellschaftliche Entwicklung soll konsistent aufgezeigt werden.
  • Dazu muss die besondere Weise der Ausdruckhaftigkeit von Präsenzkulturen erarbeitet und auf den Sport bezogen werden.

Forschungsleitende Fragen

  • Ist der olympische Sport der Prototyp von Sport in der Moderne, so stellt der Wandel des Sports in Frage, ob dies auch noch für die sogenannte postklassische Moderne resp. für unsere Gegenwart gilt. Wie gestaltet sich also sportliches Handeln in der heutigen Epoche im Vergleich zu solchem in der klassischen Moderne?
  • Wandelt sich das Prinzip sportlicher Leistung zum Prinzip sportlichen Erfolgs?
  • Ist Fairness zum moralischen Regulativ geworden oder weiterhin konstitutiv für sportliche Wettkämpfe?
  • Wie ist Natur und Technik kategorial in dieser Gesellschaftstheorie zu verorten?

Projektmitarbeiter

Prof. Dr. Volker Schürmann: Sprecher des Forschungsschwerpunkts, Projektleiter,  Universitäts-Professor für Philosophie, insbesondere Sportphilosophie und Leiter der Abteilung Philosophie des Instituts für Pädagogik und Philosophie

Dr. des. Janine Böckelmann: Koordinatorin des Forschungsschwerpunkts und Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Pädagogik und Philosophie, Abteilung Philosophie

Simon Johnen: Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Pädagogik und Philosophie, Abteilung Philosophie

Teilprojekt 2: Mediensport der Medialen Moderne

Die Aufgabe des Teilprojekts 2 „Mediensport der Medialen Moderne“ ist es, die Veränderungsprozesse im Wechselverhältnis von Sport und (Massen )Medien zu charakterisieren, zu systematisieren und zu untersuchen, wie sie aufeinander bezogen sind.

Das Forschungsprogramm ist darauf ausgerichtet, die insbesondere durch Teilprojekt 1 („Gesellschaftstheorie des Sports der medialen Moderne“) zu erarbeitende Meta-Theorie der medialen Moderne innerhalb des Forschungsschwerpunkts mit ersten empirischen Befunden zu konfrontieren und damit die Theoriebildung weiter voran zu treiben. Auch mit den anderen angeschlossenen Teilprojekten sollen sich im Rahmen der gemeinsamen Arbeit Synergien ergeben, die auf Basis der gewonnenen Ergebnisse weitere Forschung anstößt und ermöglicht.

Ziele des Teilprojekts

Teilhabe an gesellschaftlich relevanten Ereignissen findet in modernen Gesellschaften zunehmend in Form medial vermittelter Partizipation statt. Dabei kommt den Massenmedien eine zentrale Rolle zu. Sie scheinen – ebenso wie der (Medien )Sport fundamentalen Veränderungsprozessen unterworfen zu sein (technisch, ökonomisch, organisatorisch, sozial). Es ist davon auszugehen, dass sich der Medienwandel auf den Sport auswirkt: Die Produktion medienvermittelten Sports ist das Ergebnis konkurrierender oder sich verstärkender Logiken, Interessenlagen und Systembezüge. Als Folge dieses Wandels lassen sich zunehmende Differenzierungen innerhalb der Medien sowie wachsender Einfluss außermedialer Akteure beobachten.

Ziel des Teilprojekts ist es, die Veränderungsprozesse im Wechselverhältnis von Sport und Medien zu charakterisieren, zu systematisieren und zu untersuchen, wie sie aufeinander bezogen sind.

Forschungsleitende Fragen

1.    Entwickelt sich die sportbezogene Medienberichterstattung korrespondierend zu Strukturveränderungen in der Gesellschaft? Welche Rückschlüsse lassen sich vom Sport auf die Gesellschaft ziehen?

2.    Welchen Einfluss hat die sich in den vergangenen 25 Jahren dramatisch verändernde Medienlandschaft auf die Sportberichterstattung in den Massenmedien?

3.    Ist es aufgrund der Entwicklung neuer Medien jetzt möglich, massenmediale Sportbericht-erstattung als Beobachtungsfolie für gesellschaftliche Prozesse zu nutzen und/oder kann Mediensport sogar als Vorreiter gesellschaftlicher Veränderungsprozesse identifiziert werden (Trendsport, Gesundheitssport)?

4.    Wie lässt sich die (veränderte) mediale Herstellungslogik des vom Sport vermittelten Bildes beschreiben und welche Rezeptions- und Wirkungsprozesse sind die Folge?

Projektmitarbeiter

Dr. Thomas Bruns
Projektleiter und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kommunikations- und Medienforschung

Dr. Holger Ihle
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kommunikations- und Medienforschung

Dr. Jörg-Uwe Nieland
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kommunikations- und Medienforschung

Simon Rehbach
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Kommunikations- und Medienforschung

Teilprojekt 3: Vereinssport der Medialen Moderne

Das zentrale Anliegen des dritten Teilprojekts ist es, Veränderungen des Vereinssports in der Medialen Moderne zu identifizieren und zu analysieren. Im Vordergrund der Untersuchung stehen dabei Wandlungsprozesse, welche die aktive Sportpartizipation, aber auch das organisationale Gebilde des Sportvereins betreffen. Diese werden sowohl aus (sport-)historischer als auch (sport-)politik- bzw. sozialwissenschaftlicher Perspektive betrachtet. Das Projekt befindet sich dabei in ständigem Austausch mit den anderen Teilprojekten, um wechselseitige Einflüsse offenzulegen und die Theoriebildung der Medialen Moderne zu stärken.

Ziele des Teilprojekts

Das zentrale Ziel des Vorhabens besteht darin, die Entwicklung der politisch-sozialen Funktion von Sportvereinen als Ort und Medium im Prozess gesellschaftlichen Wandels sowohl theoretisch als auch empirisch zu untersuchen.

Beleuchtet werden in diesem Zusammenhang insbesondere die sozialen bzw. gemeinwohlorientierten Funktionen von Sportvereinen sowie die grundsätzlichen Veränderungen der formalen Sportpartizipation seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.

Vor dem Hintergrund veränderter ökonomischer und sozialer Rahmenbedingungen und eines Wandels der Lebensstile geht das Projekt zunächst den Bedeutungsverschiebungen im Arbeits- und Freizeitverhalten nach. Zu untersuchen ist insbesondere, wo, wann und wie Sport ausgeübt wird, in welchem Verhältnis der organisiert und der individuell ausgeübte Sport zueinander stehen und welche Wandlungsprozesse hier auszumachen sind.

Forschungsleitende Fragen

  1. Sportpartizipation und Sportvereine: Welche quantitativen und qualitativen Veränderungen im Sportverhalten sind auszumachen? Wer hat Zugang zu Sportvereinen und wer beteiligt sich? Welche unterschiedlichen Formen von am Gemeinwohl orientierten Vereinen existieren und wie lassen sie sich typisierend systematisieren?
  2. Sportvereine in ihrer politisch-sozialen Funktion: Was sind konstituierende Faktoren für den Zusammenhalt von Vereinen? In welchem Verhältnis stehen Sporttreiben und organisierte Geselligkeit?
  3. Wandel und Moderne: Wie verändern sich Sportvereine? Wodurch sind die Mechanismen und die Merkmale von Veränderungen in Sportvereinen gekennzeichnet? Unterliegen Sportvereine starkem oder schwachen Veränderungsdruck und reagieren Sportvereine eher reformfreudig oder träge?

Projektmitarbeiter:

Prof. Dr. Jürgen Mittag
Projektleiter, Universitätsprofessor und Leiter des Instituts für Europäische Sportentwicklung und Freizeitforschung

Pia Stemmermann
ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Europäische Sportentwicklung und Freizeitforschung

Daniel Ziesche
ehemaliger wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Europäische Sportentwicklung und Freizeitforschung

Teilprojekt 4: Schulsport der Medialen Moderne

Ziele des Teilprojekts

Ziel des Teilprojekts „Schulsport der medialen Moderne“ ist es, zeithistorische Veränderungsprozesse im Aufgabenfeld „Schulsport“ in Bezug auf zentrale Merk-male der medialen Moderne zu unter-suchen. Die Besonderheit des Schulsports besteht vor allem darin, dass Einflüsse auf seine Entstehung und Entwicklung von wechselseitigen Bezügen der allgemeinen Schulentwicklung und der gesellschaftlichen Sportentwicklung bestimmt werden. Der außerschulische Sport unterliegt bei seiner institutionellen Einbettung in die Schule zahlreichen Auswahl- und Transformationsprozessen. In diesem Zusammenhang gibt es in der fachpädagogischen Diskussion und den länderspezifischen programmatischen Grundlegungen sehr unterschiedliche An-sichten darüber, welche Veränderungen der sich ausdifferenzierenden Bewegungs- und Sportkultur in den Schulsport aufgenommen und wie das Verhältnis zwischen inner- und außerschulischem Sport gestaltet werden sollen. Es wird angenommen, dass beim föderal verfassten Schulsport in Deutsch-land von unterschiedlichen Ausprägungen des Modernisierungsprozesses in den Bundesländern auszugehen ist.

Forschungsleitende Fragen

  1. Welche länder- und schulform-spezifischen Entwicklungen und Veränderungen lassen sich auf der konzeptionell-programmatischen Ebene des Schulsports in Bezug auf zentrale Dimensionen der medialen Moderne (siehe Abbildung) im zeithistorischen Trend seit 1989 herauspräparieren?
  2. Welche Ziel- und Inhaltsvorstellungen des Schulsports sind bei Sportlehrkräften vorherrschend? In welchem Verhältnis stehen die akteursspezifischen Sichtweisen zu den konzeptionell-programmatischen Rahmenvorgaben?
  3. Wie lassen sich unterschiedliche Ausprägungen der Modernisierungs-prozesse im Schulsport – auch im Vergleich zu den anderen Detailstudien des Forschungsverbunds – erklären?

Projektmitarbeiter

Prof. Dr. Günter Stibbe
Leiter des Projekts und Professor für Schulsport und Schulentwicklung

Anette Boettcher
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Schulsport und Schulentwicklung

Sebastian Ruin
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Schulsport und Schulentwicklung

Ingo Wagner
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Schulsport und Schulentwicklung