2.800 Schläge bis zum Masterabschluss

Zwei Semester in Köln, zwei Semester in Melbourne – Tobias Menzel hat im Rahmen des Masters Human Technology in Sports and Medicine als einer von fünf Sporthochschul-Studierenden am Dual Degree Programm mit dem Royal Melbourne Institute of Technology (RMIT) teilgenommen. Dort ist er nun für die beste Masterthesis ausgezeichnet worden.

In seiner Masterarbeit hat Tobias Menzel einen Sensor entwickelt, der vorne in das  Cover eines Boxhandschuhs eingebaut werden kann. Mit diesem instrumentalisierten Handschuh ist es möglich, die Kräfte des Aufschlags am Gegner und den Kraftverlauf zu messen. Für die Entwicklung des Prototypens hat Tobias Menzel rund fünfeinhalb Monate lang Algorithmen geschrieben, Formeln aufgestellt und immer wieder ausprobiert – ungefähr 2.800 Schläge hat er dabei selbst auf die Kraftmessplatte durchgeführt, um zu überprüfen, ob beispielsweise die Formeln so anwendbar sind oder  ob die Konstruktion umgebaut werden muss.

Anders als bei Studien im Labor, bei denen Boxer auf Crash Dummies schlagen, können mit dem Boxhandschuh Daten in realen Trainings- oder Kampfsituationen erhoben werden. Hier sind die Schlagkräfte viel geringer als im Labor, da auch Schläge des Gegners befürchtet werden müssen und der Boxer sich nicht so gezielt auf den eigenen Schlag vorbereiten kann.
Neben der Berechnung der realen Kräfte kann Menzel durch Gleichungen und Algorithmen ermitteln, bei welchen Kriterien und Wahrscheinlichkeiten unterschiedliche Verletzungen des Gehirns eintreffen. Dies könnte zukünftig eine Hilfestellung für Ringrichter und Ärzte bei einem Boxkampf sein. „Es gibt bisher nur subjektive Kriterien, ob der Kampf unterbrochen werden muss; der Ringrichter entscheidet“, erläutert Menzel. Mithilfe des Sensors könnte ab einer gewissen Schlagkraft ein Signal gesendet, der getroffene Boxer untersucht und so letztendlich der Athlet geschützt werden.

Profitiert hat Menzel bei der Entwicklung des Prototypens von seinen Erfahrungen aus dem Bachelorstudium und der Biomechanik. „Ich habe während des Studiums bereits in verschiedenen Instituten gearbeitet. Dort konnte ich einige Erfahrungen in der Forschung sammeln und wusste daher, wie Studien durchgeführt werden und was zu beachten ist“, erläutert Menzel. Die Kombination der biomechanischen Arbeit an der SpoHo mit dem eher technischen Part am RMIT ist für ihn besonders spannend. „Diese beiden Ansatzpunkte in meiner Masterarbeit zu verwirklichen war sehr interessant und in dieser Form sicher nur in diesem Dual Degree Programm möglich“, resümiert Menzel.