Ein Besonderer unter Vielen

Marcel Wienands (sitzend) zeigt Dr. Heike Rutemöller (ZBSport), Prof. Dr. Thomas Abel (Rektoratsbeauftragter), Carolin Simon (AStA) und Ute Gössnitzer (ZBSport), wie der PC für Blinde und Sehbehinderte funktioniert. (Foto: DSHS)

An fast 100 Computern wird in der Zentralbibliothek der Sportwissenschaften gesurft, gechattet, Literatur recherchiert, es werden Hausarbeiten geschrieben und täglich sicherlich mehrere hundert E-Mails verschickt. Einer dieser Computerarbeitsplätze ist seit Kurzem ein ganz besonderer: Im 3. OG hat die Bibliothek einen PC-Platz für Blinde und Sehbehinderte eingerichtet.

Auf den ersten Blick sieht dieser aus wie die anderen: ein Bildschirm mit Windows-Bildschirmschoner, eine schwarze Tastatur und eine Maus, daneben das Rechnergehäuse mit den Anschlüssen für Kopfhörer oder USB-Stecker. Beim genaueren Hinsehen fällt noch ein anderer schwarzer Kasten auf dem Tisch auf, ein Scanner. Und die Beschriftung der Tastatur ist deutlich vergrößert als bei herkömmlichen Tastaturen.

Gemeinsam hatten der AStA, die Rektoratsbeauftragten für die Belange von Studierenden mit Behinderung und die Bibliothek Mittel bei der Qualitätsverbesserungskommission (QVK) beantragt – mit Erfolg: Mit der Bewilligung von gut 7.600 Euro konnte der Spezialcomputer der Firma Papenmeier angeschafft werden. Besonders SpoHo-Student Marcel Wienands freut sich über diesen neuen Arbeitsplatz. Wienands erblindete nach Aufnahme seines Bachelorstudiums an der Deutschen Sporthochschule Köln aufgrund einer Generkrankung. Heute besitzt er weniger als zwei Prozent Sehrest und gehört damit zur Gruppe der blinden Menschen (vollblind). Lediglich Konturen und Schatten kann er erkennen.

Was auf dem Bildschirm steht, kann er daher logischerweise nicht lesen. „Erkennen kann ich nur, ob der Bildschirm an oder aus ist, also hell oder dunkel“, erklärt er, während er den neuen Arbeitsplatz in Betrieb nimmt. Seine wichtigsten technischen Hilfsmittel sind der Screenreader und die Sprachausgabe. Der Screenreader ist das Bildschirmleseprogramm. Dieses liest den Bildschirminhalt ein, der dann über die Sprachausgabe vorgelesen wird. Der Scanner, der rechts neben Wienands Arbeitsplatz steht, ist für den Studenten vor allem wichtig für die Literaturrecherche. Hier kann er alle gedruckten Papiervorlagen einscannen und sich über ein Texterkennungsprogramm vorlesen lassen. Die Eingabe von Text erfolgt über die handelsübliche Tastatur. Besonders nützlich sind die diversen Kurzbefehle. Schaut sich Wienands etwa eine Nachrichtenseite im Internet an, kann er via Tastenbefehl von Überschrift zu Überschrift „springen“ und sich dann den Artikel, der ihn interessiert, vorlesen lassen. „Auf einer Webseite, auf der ein Login notwendig ist, kann ich den Cursor via Kurzbefehl direkt in das Passwortfeld manövrieren“, erklärt der Student weiter.

Für die Anschaffung des Spezial-PCs hat sich neben den Rektoratsbeauftragten und der Bibliothek auch der AStA der SpoHo eingesetzt. „Wir haben bereits im vergangenen Jahr auf unserem Adventsmarkt Spenden für den PC gesammelt. Auch die Anträge bei der QVK haben wir inhaltlich mitgetragen“, berichtet Carolin Simon, AStA-Referentin für Soziales.

Für Marcel Wienands ist der PC-Arbeitsplatz für Blinde und Sehbehinderte ein weiterer Schritt in Richtung einer barrierefreien Hochschule. Wünschen würde er sich noch mehr Wegemarkierungen auf dem Campus, die ihm und seinem Blindenstock die Orientierung erleichtern könnten. Dass das Thema Studieren mit Behinderung an der Deutschen Sporthochschule sehr aktuell ist, zeigt auch, dass aus Qualitätsverbesserungsmitteln zehn neue Rollstühle für die Lehre angeschafft werden konnten und darüberhinaus die alten Rollstühle repariert und gewartet werden. „Der Bedarf an entsprechender Ausstattung wächst“, stellt Prof. Dr. Thomas Abel fest, der sich als Rektoratsbeauftragter um aktuelle bzw. potenzielle Studierende mit Behinderung kümmert. „Für den nächsten Eignungstest im Februar habe ich bereits mit drei Studieninteressierten gesprochen, die eine Sehbehinderung haben und sich nach den Anforderungen und der Organisation erkundigt haben“, erzählt Abel.