Keine Angst vor dem Ungewissen

(Foto: ESA)

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Ulm und der Deutschen Sporthochschule Köln haben in einer aktuellen Studie die Persönlichkeitsstruktur von Parabelfliegern und Kontrollpersonen verglichen. Aufgrund der ermittelten Unterschiede zwischen beiden Gruppen wird für zukünftige Studien empfohlen, bei der Auswahl der Probanden und der Auswertung biopsychologischer Studien im Rahmen von Parabelflügen die Persönlichkeitsmerkmale der Parabonauten stärker zu berücksichtigen. Nur so ist eine Übertragbarkeit der Studienergebnisse auf die Allgemeinheit gewährleistet.

Parabelflüge sind unverzichtbarer Bestandteil der Weltraumforschung, um an Bord von Flugzeugen wissenschaftliche Experimente zur Auswirkung von Schwerelosigkeit auf den menschlichen Organismus durchzuführen. Durch die parabelförmige Flugkurve sind die Studienteilnehmerinnen und -teilnehmer bei jeder Parabel für ca. 25-30 Sekunden schwerelosen Bedingungen ausgesetzt. Während dieser Zeit können die Forscherinnen und Forscher ihre Studien durchführen.

In einer aktuellen Studie der Universität Ulm und der Deutschen Sporthochschule Köln wurde jetzt die Persönlichkeitsstruktur der als Parabonauten mitfliegenden Probanden genauer unter die Lupe genommen und mit einer Kontrollgruppe verglichen. Professor Christian Montag, Tina Zander (beide Universität Ulm) und Professor Stefan Schneider (Deutsche Sporthochschule) verglichen dazu die Ergebnisse eines Persönlichkeitstests von 66 Parabonauten mit denen von 66 Kontrollpersonen. Die Auswertung zeigt vor allem im Hinblick auf das Persönlichkeitsmerkmal „Ängstlichkeit“ Unterschiede – Parabelflieger zeichnen sich durch eine geringere Furcht vor Unsicherheit aus. Wie ein Parabelflug abläuft, wurde den Kontrollpersonen mittels eines Videos erklärt, gefolgt von der Frage, ob sie sich vorstellen könnten, an einem solchen Flug teilzunehmen. Personen, die diese Frage mit „JA“ beantworteten, also „potentielle Parabelflieger“, zeichneten sich beim Persönlichkeitstest durch eine größere Ausprägung beim Merkmal „Abenteuerlust“ aus.

Wenn wir also davon ausgehen, dass sich Parabonauten in Bezug auf die Persönlichkeitsstruktur und damit auch in Bezug auf biologische und psychische Parameter von der Gesamtbevölkerung unterscheiden (Persönlichkeit wird maßgeblich durch Hirnstruktur und -funktion beeinflusst), so müssen zukünftige Experimente diesen Aspekt bei der Auswahl der Probanden und bei der Interpretation der Ergebnisse stärker berücksichtigen. 

Der Artikel ist erschienen im Fachjournal Acta Astronautica.

Kontakt: 

Prof. Dr. Christian Montag 
Institut für Psychologie Zentrum für Biomedizinische Forschung
Universität Ulm

Prof. Dr. Dr. Stefan Schneider 
Institut für Bewegungs- und Neurowissenschaft
Zentrum für integrative Physiologie im Weltraum (ZiP)
Deutsche Sporthochschule Köln