Studium bleibt der größte Stressfaktor

Studierende sind – so könnte man meinen – jung, fit und gesund. Nach ihrer Gesundheit gefragt, fühlen sich die allermeisten eher gut bis gut. Sie gehen seltener zum Arzt und bekommen weniger Medikamente verschrieben als gleichaltrige Erwerbstätige. Doch zeigt eine Reihe jüngerer Erhebungen, dass die gesundheitlichen Probleme in anderen Bereichen liegen.

So haben u.a. der Gesundheitssurvey für Studierende in NRW, der Gesundheitssurvey des Robert-Koch-Instituts und der TK-Gesundheitsreport herausgearbeitet, dass Studierende unter einer Vielzahl von psychovegetativen und orthopädischen Beschwerden leiden. Darüber hinaus weisen sie gesundheitlich potenziell ungünstige Lebensstilmerkmale auf.

Auf diese alarmierenden Befunde reagiert die Gesundheitsinitiative „Healthy Campus – Gesund und erfolgreich studieren“ der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und der Deutschen Sporthoch-schule Köln. Dabei liegt die wissenschaftliche Federführung beim Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin der Deutschen Sporthochschule Köln, die Daten kommen von Studierenden der Uni Bonn. Das Ziel der im Wintersemester 2011/12 gestarteten Initiative liegt in der Vermittlung einer nachhaltigen Gesundheitskompetenz mit dem Schwerpunkt auf adäquater Bewegung und Ernährung.

In jedem Semester führt „Healthy Campus“ Onlinebefragungen unter den Studierenden der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn zu Gesundheitsparametern und Facetten des Lebensstils durch, z.B. Ernährungs- und Sportgewohnheiten sowie subjektiv empfundene Belastungen. Aktuell liegen die Ergebnisse der 7. Befragungswelle vor (WS 2014/15): Bestätigt hat sich hier erneut, dass 90% der Studierenden das Studium als stärksten Stress- und Leistungsdruckfaktor empfinden. Dahinter folgen mit großem Abstand das familiäre Umfeld mit ca. 43% bzw. Freizeit/Hobbies mit ca. 30%. Derartige intensive Belastungs- und Stresssituationen gehen mit sogenannten psychovegetativen Beschwerden, z.B. Schlafstörungen einher, die bei 12% der Studierenden „mehrmals pro Woche“ oder sogar „täglich“ auftreten.

Ein weiteres Ergebnis: Fast ein Fünftel der Bonner Studierenden treibt überhaupt keinen Sport. Im Vergleich zur 1. Befragungswelle ist hier allerdings bereits eine deutliche Besserung zu verzeichnen: 2011/12 hatte noch ein Viertel der Studierenden mit Sport gar nichts am Hut. Die intensive Kooperation von Healthy Campus mit dem Bonner Hochschulsport in Verbindung mit zahlreichen Informations-veranstaltungen könnten Grund für die verbesserten Zahlen sein.

Die Ergebnisse verdeutlichen, wie wichtig eine gezielte Stärkung gesundheitsbezogener Kompetenzen bereits im Studium ist – zumal die Häufigkeit von körperlichen und psychischen Beschwerden steigt, je weniger die Studierenden über Gesundheit, Ernährung und Bewegung wissen.  

Daher verfolgt „Healthy Campus“ das Ziel, strukturelle Angebote und Maßnahmen innerhalb der Bonner Universität zu modifizieren bzw. neu zu entwickeln, die ein förderliches Umfeld für ein adäquates Gesundheitsverhalten bieten. Durch unmittelbares Feedback während der Onlinebefragung gibt „Healthy Campus“ Hinweise auf geeignete spezifische Angebote: Kooperationen mit dem Gleichstellungs- und Familienservicebüro, dem Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA), dem Hochschulsport, dem Studierendenwerk sowie mit externen Partnern (z.B. Krankenkassen) zeigen schon jetzt erste Erfolge. Kurse zum Zeitmanagement, Ernährungsaktionen in den Mensen sowie eine gezielte Abstimmung des Sportangebots mit den Wünschen der Studierenden sind nur einige Beispiele.


Kontakt & weitere Infos:

Deutsche Sporthochschule Köln, Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin
Prof. Dr. Hans-Georg Predel & Dr. Manuela Preuß
sportmedizin@dshs-koeln.de