Nationale Sportsysteme im europäischen Vergleich: Konzepte, Modelle und Theorien

Projektleitung:
Prof. Dr. Jürgen Mittag

Projektmitarbeiter/innen:
Ninja Putzmann

Forschungszeitraum:

2017 - 2018

Förderung:                 
Deutsche Sporthochschule Köln, Förderlinie 3

Inhalt des Projektes:
In der Anfangszeit sportpolitischer Studien, in den 1980er und 1990er Jahren, war der wissenschaftliche Diskurs in Deutschland durch Erklärungsversuche des Verhältnisses zwischen Sport (im Sinne von 'verbandlicher Autonomie') und Politik (im Sinne von 'staatlicher Intervention') geprägt. Es galt zu klären, inwiefern Sportsysteme als Handlungsraum und Spannungsfeld von Politik zwischen    Instrumentalisierung, öffentlicher Verantwortung und Deregulierung aufgefasst werden können. Eine ähnliche Forschungsperspektive lässt sich auch für den angelsächsischen Raum feststellen, wenngleich hier der Frage nach länderspezifischen Mustern und Motiven von Regierungsbeteiligungen im Sport deutlich detaillierter nachgegangen wird, und bereits erste Länderstudien durchgeführt werden.

Hiermit begannen die ersten interessanten Fragestellungen nach Ausprägungsformen von sportpolitischen Interaktionen, die über die bloße Feststellung und (De-)Legitimierung politischer Handlungen bezogen auf ein Sportsystem hinausgehen. In den folgenden Jahren verstärkte sich in der Sportpolitikforschung das Interesse an Länderanalysen, insbesondere innerhalb der Europäischen Union: Die sogenannte Vocasport-Typologie eines französischen Forscherteams sortierte die damaligen nationalen Sportsysteme innerhalb der EU nach vier Konfigurationen, und wurde in einem Vierfeldermodell zwischen einer zentralen bzw. dezentralen Staatsverwaltung sowie zwischen Kontinuität und Innovation des Sportsektors weiterentwickelt.

Deutsche Forschungsgruppen brachten drei aufeinander aufbauende Werke hervor, die die Grundzüge von Sportsystemen länderspezifisch, ebenfalls für den europäischen Raum, thematisierten. Zu den Vergleichskategorien zählten die rechtlichen Rahmenbedingungen, staatliche und nicht-staatliche Sportinstitutionen sowie Finanzierung, Leistungssport und Sportpartizipation. Als einheitliche Vergleichsschablone für eine Abbildung des jeweiligen nationalen Sportsystems diente die horizontale Unterteilung nach einer lokalen, regionalen und nationalen Ebene sowie vertikal nach staatlichen und nicht-staatlichenAkteuren. Weitere Studien (sowohl Einzelfälle als auch Vergleiche) zeigten für ausgewählte Länder Europas einen stärkeren Fokus auf politische Einflüsse und Regulationsmechanismen in das Sportsystem sowie auf generelle Beziehungsgeflechte zwischen Sport, Politik und Gesellschaft. Darüberhinaus gibt zahlreiche Analysen, die einen Teilbereich eines Sportsystems wie Leistungssport oder Sportpartizipation in vergleichender Perspektive näher untersuchen.Insgesamt lässt sich zusammenfassen, dass der Analysefokus der aufgeführten Arbeiten primär aufdie Akteure und Institutionen aus Sport und Politik bzw. Staat, deren Verhältnis und Beziehungen inspezifischen Handlungs- und Themenfeldern gerichtet ist. Diese Tendenz setzt sich auch bei aktuellerenWerken fort, die allesamt Sportsysteme aus dem europäischen Raum (teilweise auch weltweit)zum Untersuchungsgegenstand haben entweder in Einzelfällen oder im Vergleich. 

Vorträge:
2017 - "Comparing sport policy systems in Europe" at the European Association for Sociology of Sport Conference in Prague (Charles University, Czech Republic), 15/06/2017