Die Kraft des Sports

v.l.n.r.: Sylvia Schenk (Transparency International), Dr. André Hahn (DIE LINKE), Univ.-Prof. Dr. Jürgen Mittag (IESF), Willi Lemke (u.a. ehem. UN-Sonderberater für Sport)

Die politische und gesellschaftliche Verantwortung von Sportverbänden und Sportgroßveranstaltungen im Rahmen der internationalen Politik stand im Zentrum einer Podiumsdiskussion, zu der Prof. Dr. Jürgen Mittag, Leiter des Instituts für Europäische Sportentwicklung und Freizeitforschung, gemeinsam mit dem Veranstaltungspartner „Engagement Global“, drei "sehr illustre Gäste" begrüßen durfte. Drei Gäste, die ein gemeinsames Thema verbindet: die Schnittstelle von Politik und Sport.

Sylvia Schenk (Transparency International), Dr. André Hahn (DIE LINKE) und Willi Lemke (ehem. Manager von Werder Bremen und ehem. UN-Sonderberater für Sport) diskutierten mit Moderator Prof. Dr. Jürgen Mittag u.a. über die Kraft des Sports, Entwicklungszusammenarbeit im Sport, Korruption und Menschenrechte, die Rolle von Fifa, IOC & Co. sowie deren Reformbemühungen und auch über die Verantwortung von Politik und Zivilgesellschaft.

Anlässlich der derzeit laufenden Fußball-Weltmeisterschaft in Russland warfen die PodiumsteilnehmerInnen zunächst einen Blick auf sportliche Großevents und deren Vergabeentscheidungen. So gab etwa Sylvia Schenk zu bedenken, dass das Ziel der WM-Vergabe an Russland, das Land damit an die westlichen Demokratien zu binden, nicht aufgegangen sei, auf der anderen Seite aber der Sport immer wieder die Gelegenheit eröffne, den Gesprächsfaden neu aufzunehmen. André Hahn gab zu, den Fußballweltverband Fifa nach wie vor sehr kritisch zu sehen und hält die WM-Vergabe an Katar für eine Fehlentscheidung. Im Sport müsse noch stärker das Potenzial genutzt werden, kritische Themen wie Menschrechtsvergehen, die Gleichschaltung der Medien oder Homophobie anzusprechen. Willi Lemke empfindet teilweise die mediale Berichterstattung z.B. rund um die Olympischen Winterspiele in Sotschi als viel zu negativ; es müssten vielmehr die Chancen der Begegnung im Sport genutzt werden.

Die Verbindung von Sport und Politik hielten die Diskutanten einerseits für notwendig, z.B. bei der Finanzierung, bei gesetzlichen Regelungen (Antidopinggesetz) und bei bildungspolitischen Entscheidungen (z.B. Schulsport). In anderen Bereichen sollte sich die Politik aber auch komplett aus den autonomen Strukturen des Sports heraushalten, etwa bei den angesprochenen Vergabeentscheidungen von Sportgroßveranstaltungen. Auch Boykotte oder kurzfristige Neuvergaben seien laut Hahn der falsche Weg: "Boykotte bringen politisch wenig bis gar nichts, schaden aber immer dem Sport."

Reformbemühungen erkannten die Podiumsgäste bei den großen skandalgeschüttelten Verbänden schon, allerdings betonten sie, dass Reformen in erster Linie aus den Organisationen selbst kommen müssten. "Für die Verbände ist Transparenz das allerwichtigste", sagte Lemke. Um diese zu schaffen, könnten auch Medien und Politik mithelfen.

Letztlich sei auch die Zivilgesellschaft ein wichtiger Akteur in der Sportpolitik, denn "Reformen brauchen Menschen, die sie anstoßen und mittragen", so Sylvia Schenk. Einig waren sich die drei Gäste abschließend insbesondere in dem Punkt, dass Projekte, Engagement und Investitionen im Sport nachhaltig und langfristig angelegt sein müssten.

Die Podiumsdiskussion fand in Zusammenarbeit mit Engagement Global im Rahmen der Aktionswochen SPORT. GLOBAL. NACHHALTIG. statt. Weitere Events finden Sie unter www.dshs-koeln.de/termine