Helmuth-Plessner-Preis 2020 geht an Onora Sylvia O’Neill

Preisträgerin Onora Sylvia O’Neill (Foto: Stadt Wiesbaden)

Die Helmuth-Plessner-Gesellschaft, deren Präsident Univ.-Prof. Dr. Volker Schürmann ist, hat in Kooperation mit der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden in diesem Jahr zum dritten Mal den gleichnamigen Preis vergeben. Schürmann leitet das Institut für Pädagogik und Philosophie und hat über die Vergabe mitentschieden.

Preisträgerin ist Onora Sylvia O’Neill, Baroness O’Neill of Bengarve, Jahrgang 1941, eine der großen Gestalten der internationalen Gegenwartsphilosophie. Nach einer Promotion bei John Rawls hat sie sich als Kant-Forscherin einen Namen gemacht; „Construction of Reason“ von 1989 ist eines der bedeutendsten Bücher zum Verständnis der praktischen Philosophie der letzten Jahrzehnte. Insbesondere die internationale Präsenz O‘Neills im Bereich der Ethik – einem Teilgebiet der Philosophie, in dem Plessners Denken bisher wenig berücksichtigt wurde – war ein wichtiger Aspekt bei der Entscheidung des Kuratoriums. „Als ausgezeichnete Zeitdiagnostikerin, differenziert und klar in ihrer Analyse, verortet sie Fragen der Ethik in einen breiteren anthropologischen und politischen Rahmen“, heißt es in der offiziellen Pressemitteilung der Stadt Wiesbaden.

Der Namensgeber des Preises, Helmuth Plessner, wurde 1892 in Wiesbaden geboren. Er wurde 1933 wegen der jüdischen Herkunft seines Vaters aus dem Hochschuldienst entlassen und ging ins niederländische Exil nach Groningen. Nach seiner Remigration 1949 wurde er als Göttinger Soziologe einer der wichtigen Intellektuellen der jungen Bundesrepublik Deutschland. Für die europäische Philosophie, Biologie und Soziologie war er ein bedeutender Impulsgeber und gilt bis heute als einer der wichtigsten Vertreter der „philosophischen Anthropologie“. Der Helmuth-Plessner-Preis ist mit 20.000 Euro dotiert und wird alle drei Jahre an eine renommierte Persönlichkeit vergeben, die sich in der Philosophie um Aspekte des Plessner‘schen Werks in hervorragender Weise verdient gemacht hat.

An der Sitzung des Preiskuratoriums nahmen gleichberechtigt die Wissenschaftler*innen der Helmuth-Plessner-Gesellschaft, Prof. Dr. Carola Dietze, Prof. Dr. Volker Schürmann, Prof. Dr. Marcus Düwell, Prof. Dr. Joachim Fischer sowie die von der Stadt Wiesbaden nominierten Mitglieder Prof. Dr. Tilman Allert, Dr. Lorenz Jäger und der Kulturamtsleiter Jörg-Uwe Funk teil. Am 4. September wird der Preis im Rathaus im Rahmen eines Festaktes übergeben.