Verstrickungen qualitativen Forschens in der Sportwissenschaft

In der qualitativen Forschung gehört es zum common sense, die vielschichtigen Voraussetzungen des Forschungsprozesses nicht nur zu akzeptieren, sondern sich zu unterschiedlichen Zeitpunkten immer wieder auf diese Voraussetzungen zurückzubeugen. Die 8. Jahrestagung des Netzwerks „Qualitative Forschung in der Sportwissenschaft“ hatte das Anliegen, dieser gemeinsam geteilten Auffassung eine Ordnung zu geben und diese in fünf Panels experimentell zu diskutieren. Organisiert wurde die Tagung vom Institut für Pädagogik und Philosophie der Deutschen Sporthochschule Köln.

In einem ersten Impuls wurde von Thomas Alkemeyer (Universität Oldenburg) herausgearbeitet, inwiefern sowohl das Forschungssubjekt als auch die Forschungspraxis durch spezifische Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsgewohnheiten orientiert sind, die z.T. der Infragestellung entzogen sind und damit drohen, die Erkenntnismöglichkeiten zu verschließen. Für gute qualitative Forschung sei es daher unumgänglich, diese Dimensionen des Habitus zu reflektieren. Innerhalb eines spezifischen „qualitativen“ Habitus erscheint es sodann relevant, die Frage mitzubedenken, wie es überhaupt möglich ist, zu wissenschaftlichen Erkenntnissen zu gelangen. In seinem Impuls hatte Jörg Strübing (Universität Tübingen) dafür argumentiert, diesem Unterfangen weder zu skeptizistisch noch zu realistisch zu begegnen, sondern die Einsichten einer pragmatistischen Erkenntnistheorie nutzbar zu machen.

In einem dritten Panel ging es anschließend darum, die Notwendigkeit einer sozialtheoretischen Ebene qualitativer Forschung zu diskutieren. So machte Larissa Schindler (Universität Bayreuth) darauf aufmerksam, dass Forschende immer eine weitreichende Entscheidung getroffen haben, wenn bspw. entweder „Diskurse“ oder „Praktiken“ untersucht werden, da diese u.a. mit unterschiedlichen Positionen von Akteur*innen rechnen. In einem vierten Panel wurde dann mit Jonas Barth (Universität Bremen) darüber diskutiert, ob der Verstrickung qualitativen Forschens in eine Gesellschaftstheorie mehr Aufmerksam geschenkt werden sollte. Dies sei vor allem deshalb nötig, weil Forschung auf einer sozialtheoretischen Ebene universell eingestellt ist, aber in der Forschung selbst immer historisch konkrete Gegenstände konstruiere.

Zum Abschluss der Tagung machte Daniel Rode (Universität Salzburg) schließlich deutlich, inwiefern im Forschungsprozess immer wieder Entscheidungen getroffen werden müssen, wie der Gegenstand in einer theoretisch begrenzten Hinsicht aufgeschlossen werden muss, damit die empirischen Erfahrungen auch als gegenstandsbezogene Erfahrungen rekonstruiert werden können.