Natursportcamps und deren Potentiale zur Bildung für nachhaltige Entwicklung

Das Forschungsprojekt, gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und der Stiftung Sicherheit im Skisport (SIS), ist eine Ausarbeitung über die Potenziale von Natursportcamps zur Bildung für nachhaltige Entwicklung. Sie ist in drei Teilbereiche untergliedert, die weitestgehend in sich abgeschlossen sind, aber zugleich in Bezug zueinanderstehen. Teil A beinhaltet einen wissenschaftlichen Diskurs zur theoretischen Konzeption einer Maßnahme zur Bildung für nachhaltige Entwicklung unter Nutzung natursportlicher Aktivitäten. Teil B ist die Evaluation der durchgeführten Maßnahmen und in Teil C findet eine theoretische Weiterentwicklung der Bildungsmaßnahme statt. Die aufgeführten Sachverhalte und Erkenntnisse aus den Teilen A und B werden in Teil C teilweise berücksichtigt. Den Teilabschnitten A, B und C vorangestellt sind eine übergeordnete Einleitung sowie Begriffsbestimmungen. In Teil A wird zunächst die Methode zum wissenschaftlichen Diskurs vorgestellt. Es folgt der Diskurs hinsichtlich systembezogener, physiologischer und psychologischer Aspekte zur Erstellung der Bildungsmaßnahme. Unter die systembezogenen Aspekte fallen die Ziele und Inhalte der Bildung für nachhaltige Entwicklung und die Konzepte der nachhaltigen Natursportausübung und des Tourismus. Als physiologische Aspekte werden die neurobiologischen Grundlagen des Lernens und sportwissenschaftliche Erkenntnisse zum Bewegungsverhalten von Kindern und Jugendlichen betrachtet. Die Wirkung von Naturerfahrungen gehört zu den psychologischen Aspekten. Die Sachverhalte und wissenschaftlichen Erkenntnisse werden zunächst beschrieben, dann diskutiert und hinsichtlich der Umsetzbarkeit in einem Natursportcamp interpretiert. Es folgt eine Darstellung der ausgearbeiteten Bildungsmaßnahme in Form eines mehrtägigen Natursportcamps. Es beinhaltet themenbezogene Spiele, welche teilweise in der Natur und teilweise in der Unterkunft durchgeführt werden.

Durch Nutzung erlebnispädagogischer Elemente werden Spiele zu den Themen Biodiversität, Konfliktpotenziale der Natursportausübung und das Führen eines nachhaltigen Lebensstils erarbeitet. Teil B ist die Evaluation des konzipierten und in Teil A dargestellten Camp-Programms. Dieser Teil der Arbeit ist untergliedert in die Darstellung und Diskussion der Evaluationsmethode, die Präsentation der Ergebnisse und deren Diskussion mit einem abschließenden Fazit. Als Untersuchungsinstrument wird die formative Evaluation gewählt, eine Methode, um prozessbegleitend die Qualität von Maßnahmen zu überprüfen. Sie entwickelt sich gemeinsam mit der Maßnahme weiter. Hierzu wird mit einem Fragebogen mit offenen und geschlossenen Fragen gearbeitet.

Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass die Programmpunkte, die ihren Schwerpunkt auf der Ausübung der Natursportaktivitäten haben, größtenteils die Mädchen und Jungen aller Altersklassen ansprechen. Das Skifahren im Winter und das Mountain-Bike-Fahren im Sommer sind die favorisierten Sportarten. Die themenbezogenen Spiele in der Natur und in der Unterkunft gefallen den jüngeren Teilnehmern durchschnittlich besser als den älteren, die transportierten Inhalte werden altersunabhängig größtenteils verstanden. Teilweise erleben die Jungen und die Mädchen die Spiele sehr unterschiedlich, geschlechtsspezifische entwicklungspsychologische Prozesse sind hier wahrscheinlich von Bedeutung. Durch das Programm erleben die Teilnehmer die nachhaltige Ausübung von Natursportaktivitäten und betrachten diese mehrdimensional. Für den Lebensausschnitt des sportbezogenen Freizeitverhaltens wird deren nachhaltige Gestaltung erlernt. Allerdings wird durch das gesamte Programm nicht in ausreichendem Maß zu Verhaltensveränderung hin zum Führen eines umfassenden nachhaltigen Lebensstils befähigt. In Teil C findet eine theoretische Weiterentwicklung des Bildungskonzeptes statt. Es hat zum Ziel, dass sich Verhalten ändert und nicht ausschließlich Wissen vermittelt wird. Hierzu wird zunächst das Konzept der Bildung für nachhaltige Entwicklung kritisch betrachtet. Unter Anwendung der integralen Theorie, welche ein systematisches Modell zur holistischen Welterklärung ist, werden die Schwächen der Bildung für nachhaltige Entwicklung und der erarbeiteten Natursportcamps diskutiert. Anschließend wird das in der Gesellschaft erkennbare nachhaltige bzw. nicht nachhaltige Handeln mit der integralen Theorie erklärt. Die Darstellung einer weiteren Theorie, Spiral Dynamics genannt, folgt. In der Spiral Dynamics-Theorie werden Verhaltensänderungen sowie herrschende Denkmodelle und Strukturen des Handelns kategorisiert. Auf Basis der integralen Theorie und dem Ansatz von Spiral Dynamics wird abschließend eine konkrete Bildungsmaßnahme, die das Führen eines nachhaltigen Lebensstils initiiert und festigt, theoretisch erarbeitet.

Publikationen im Rahmen dieses Projekts

Jakoby, K. (2010): Natursportcamps und deren Potenziale zur Bildung für nachhaltige Entwicklung. Dissertation. Deutsche Sporthochschule Köln. 

Bearbeitung

  • Jacoby, Kristina Juliane (Dissertation)
  • Betreuer: Prof. Dr. R. Roth

Laufzeit

  • 2010 [abgeschlossen]

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