Themen für Abschlussarbeiten

Pädagogik

Zu den nachstehenden Themenfeldern finden sie konkrete Themenvorschläge für Bachelor- oder Masterarbeiten:

Bildung für nachhaltige Entwicklung im Sport

Bildung für nachhaltige Entwicklung im Sport

Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) soll zu einer chancengerechten Entwicklung, die ein Leben in Frieden und ein dauerhaft tragfähiges Ökosystem ermöglicht, beitragen. Das ist das Ziel der gleichnamigen UNESCO-Bildungskampagne. Wie in anderen Gesellschaftsbereichen entgeht somit auch an den Sport der Auftrag, Bildungsziele, Lehrpläne etc. an die Prämissen von BNE und das Themenspektrum Nachhaltigkeit auszurichten. Fragestellungen für Abschlussarbeiten könnten z. B. sein:

  • Grenzen und Möglichen von BNE in den Bildungsstrukturen /-curricular von Sportvereinen und -verbänden
  • BNE in Trainingsplänen und -programmen
  • Nicht das auch noch! Möglichkeiten der Attraktivitätssteigerung des Themas Nachhaltigkeit für die Implementation in Sportvereine /-verbände

Ansprechpartner: Dr. Tino Symanzik

Sozialfigur Trainer*innen und Trainerbildung

Sozialfigur Trainer*innen und Trainerbildung

Trainer*innen gelten als wichtige Sozialfigur in der Generierung von sportlicher Leistung durch Athlet*innen. In ihrer Karriere durchlaufen Sie ein Aus- und Fortbildungsprogramm, was anders als in anderen Berufen ständig aktualisiert werden muss. Als Forschungsgegenstand in Abschlussarbeiten sind sind damit auf vielfältigen Ebenen interessant.

  • Rollen und Rollenspiel - Trainer*innen in der Trainer-Athlet-Beziehung
  • Berufsbedingungen - ist heute alles besser als früher?
  • Maßnahmen zur Personalentwicklung – attraktive Karriereoptionen für Trainer*innen
  • Trainer*innen und warum sie so schwer zu finden bzw. zu halten sind.
  • Geschlossenen Gesellschaft - fehlende Diversität im Trainer*innenpersonal
  • Ausscheiden und Wanderungsbewegungen von Trainer*innen
    • Trainer-Dropout als Problem – Konsequenzen für Trainer*innen, Vereinen/Verbänden- und Athlet*innen  
    • Wissen und Wissenssicherung für Vereine/Verbände durch Trainerdropout
  • Trainerbildung heute: Herausforderungen in einer sich ändernden Bildungslandschaft
  • Kompetenzerwerb in den Ausbildungscurricula und die Umsetzung in der Lehrpraxis

Ansprechpartner: Dr. Tino Symanzik

Abweichendes Verhalten

Abweichendes Verhalten

Sport produziert Erfolge und Misserfolge. Dies kann unterschiedliche Ausprägungen von abweichenden Verhalten zur Folge haben. Doping, Korruption, Spielmanipulation oder Gewalt. Abschlussarbeiten können dazu beitragen, Situationsbeschreibungen vorzunehmen, Probleme herauszuarbeiten und Lösungsansätze zu entwickeln und ggf. Konsequenzen für pädagogisches Handeln darzustellen. 

Ansprechpartner: Dr. Tino Symanzik

Das soziale Netzwerk des Sports und die Dyade Schule-Leistungssport

Das soziale Netzwerk des Sports und die Dyade Schule-Leistungssport

Sport in der Spitze oder in der Breite ist als Netzwerks unterschiedlicher Akteure und Erwartungen beobachtbar. Die Bedingungen im Netzwerk stellen eine Grundlage für das Handeln von Athlet*innen dar. Beobachtungen des Netzwerks oder einzelner Teilnetzwerke können zur Sichtbarkeit, Problembeschreibung und -lösung beitragen. Abschlussarbeiten können auf unterschiedlichen Ebenen ansetzen.

·      Makroebene: Systemkopplungen, z. B. Sport und Wirtschaft, Sport und Medien, Sport und Schule, Sport und Wissenschaft

·      Mesoebene: Institutionskopplung, z. B. Schulen und Vereine, Sportinternate und Schulen, Vereine und Hochschulen

·      Mikroebene: Rollenkopplung, z. B. Lehrertrainer, Sportkoordinatoren, Wissenschaftsmanager

 

Ansprechpartner: Dr. Tino Symanzik

Philosophie

Zu den nachstehenden Themenfeldern finden sie konkrete Themenvorschläge für Bachelor- oder Masterarbeiten:

Abschlussarbeiten: Allgemein

Abschlussarbeiten: Allgemein

Grundsätzlich gilt: An der Abteilung Philosophie können Sie jedes selbstgewählte Thema bearbeiten. Ein Thema selbst zu wählen, ist ausdrücklich erwünscht. Anregungen dazu finden Sie in den von uns durchgeführten Lehrveranstaltungen und in der wissenschaftlichen Literatur zu diesen Lehrveranstaltungen. Den Hintergrund unserer eigenen Lehrveranstaltungen finden Sie in

Arenz, T. (2020): Die Spur der Gesellschaft. Reflexionen zur Gesellschaftstheorie nach Luhmann. Weilerswist: Velbrück.

Schürmann, V. (2018): Grundlagen der Sportphilosophie (Reflexive Sportwissenschaft; Bd. 8). Berlin: lehmanns media.

Schürmann, V. (2020): Mündige Leiber. Grundlagen von modernem Sport und körperlicher Bildung (Mit einem Kapitel ›Bürgerliche Gesellschaft und Neoliberalismus‹ von Tobias Arenz und Nicolas Niot). Darmstadt: WissBG.

Mögliche Themen(felder) könnten sein:

  • Fairness an einem bestimmten Fall (Doping, Korruption, Semenya, …)
  • Mündigkeit
  • Instrumentalisierung vs. Bildung (an einem bestimmten Fall: Bewegte Schule, Prohls ›Mündiger Ästhet‹, Kompetenzbegriff, …)
  • Perfektibilität/Selbstoptimierung
  • Rolle des Körpers in interkulturellen Konflikten
  • Ist X Sport? (eSport, Schach, MMA, …)
  • Olympismus als Religion?
  • Klassiker der Bildungstheorie: Rousseau, Herder, Humboldt, …

Ansprechpartner:

Prof. Dr. V. Schürmann: v.schuermann@­dshs-koeln.de

Dr. T. Arenz: t.arenz@­dshs-koeln.de

Bildungswert von Sportarten

Bildungswert von Sportarten

Voraussetzung: Ein theoretischer Ansatz, der die pädagogische und/oder bildungstheoretische Dimension von sportlichen Bewegungen in den Bewegungen selbst verortet (also z.B. die sog. »Bewegungspädagogik«: Bietz, Scherer, Loibl, oder auch der nah verwandte Ansatz von Prohl).

Dann müsste es so sein, dass jede Sportart ihren spezifischen, je eigenen Bildungswert hat. Dieser wäre für eine konkrete Sportart X zu bestimmen.

Leitfrage/Fragestellung also: Was macht den Bildungswert der Sportart X aus? (X = eine Sportart Ihrer Wahl)

Drei Aspekte der Antwort, also der Anschlussarbeit:

  • Darstellung des Ansatzes und seiner Spezifik (s.o.: »Voraussetzung«): Was heißt »Bildungswert einer Sportart«? In Abgrenzung wogegen?
  • Materialgesättigte Beschreibung der Sportart unter der Fragestellung: Worum geht es? Was ist der Witz dieser Sportart?

Hier sind auch Varianten möglich, z.B. Bewegungsfelder statt Sportarten: Worum geht es beim Fahren, Rollen, Gleiten?

  • Konsequenzen/Deutungsversuch im Hinblick auf die Fragestellung: Welche spezifischen Erfahrungen ermöglicht diese Sportart? Welchen spezifischen Bildungswert hat diese Sportart?

Hier wäre auch ein Vergleich zweier Sportarten möglich; entsprechend müssten dann vorher beide materialgesättigt beschrieben worden sein. Das könnte eine große Differenz sein (Ringen/Schwimmen), aber auch eine sehr feine (Ringen/‌Judo).

Aufgabe und Leistung: Die materialgesättigte Beschreibung im Hinblick auf die Fragestellung. Mögliche Einstiege in die Materialsuche: Es gibt eine alte dtv-Reihe ›Kleine Philosophie der Passionen‹ (darin z.B.: John von Düffel: Schwimmen). Oder das Buch von Ilija Trojanow: Meine Olympiade (dieses Buch war an der Deutschen Sporthochschule Köln 2017 Gegenstand im Rahmen der Semesteraktion ›Eine Uni – ein Buch‹). In Frage kommen in diesem Fall aber auch literarische Werke, z.B.: Joachim Zelter: Im Feld. Roman einer Obsession; oder Julia v. Lucadou: Die Hochhausspringerin.

Ansprechpartner: Prof. Dr. V. Schürmann: v.schuermann@­dshs-koeln.de

Formen des Leistungsvergleichs

Formen des Leistungsvergleichs

Der sportliche Wettkampf ist ein institutionalisierter Leistungsvergleich. Selbstverständlich gibt es auch ganz andere Formen des Leistungsvergleichs und der Konkurrenz: Prüfungen, Kriege, ökonomischer Wettbewerb, Zweikämpfe etc. Worin liegt die Spezifik eines sportlichen Leistungsvergleichs?

Leitfrage/Fragestellung: Worin liegt die Besonderheit des Leistungsvergleichs im sportlichen Wettkampf im Vergleich zu X?

Teilschritte der Antwort, also der Abschlussarbeit:

  • Was meint: Sportlicher Wettkampf als Leistungsvergleich – im Unterschied (z.B.) zur Idee der Leistungssteigerung?
  • Materialreiche Analyse von X im Hinblick auf Konkurrenz/Leistungsvergleich
  • Vergleich beider Formen

Einstiegsliteratur:

Leipziger Sportwissenschaftliche Beiträge 49 (2008) 1 [Schwerpunktheft zu Agonalität]

Schürmann, V. (2021): Skript BAS2: Philosophie und Sportrecht – Teil Philosophie. Vorlesung 6: Verantwortung [zugänglich über diese Homepage unter Studium/‌Lehrmaterialien]

Simmel, G. (1903): Soziologie der Konkurrenz. In: G. Simmel (GSG): Gesamtausgabe. Hg. v. Otthein Rammstedt. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, Bd. 7 (1995), 221-246.

Johnen, S. (2016): Die Entwicklung von Leistung und Erfolg im Wettkampfsport der Medialen Moderne. Ein Vergleich mit den Prinzipien der Ökonomie (Reflexive Sportwissenschaft; Bd. 4). Berlin: lehmanns media.

Ansprechpartner: Prof. Dr. V. Schürmann: v.schuermann@­dshs-koeln.de

Fairness im weiten Sinn

Fairness im weiten Sinn

Fairness im Sport ist zunächst an den Wettkampfsport gebunden: Es soll nicht vorher schon feststehen, wer gewinnt. Klarerweise gibt es auch Sport außerhalb des Wettkampfsports – selbst dann, wenn man vom olympischen Sport ausgeht (der Deutsche Aikido-Bund ist Mitglied im DOSB; die Turnspiele sind Sportarten unter dem Dach des Deutschen Turner-Bunds), erst recht außerhalb (etwa Gesundheitssport).

Außerhalb des Wettkampfsports kann man dann entweder gar nicht von Fairness sprechen, oder man muss in einer anderen Bedeutung von Fairness sprechen, also Fairness im engen Sinn (Wettkampfsport) von Fairness im weiten Sinne unterscheiden. Eine dritte Bedeutung liegt dort vor, wo wir ganz außerhalb des Sports von Fairness sprechen.

Leitfrage/Fragestellung: Was macht einen Begriff von Fairness i.w.S. aus, in Abgrenzung zu Fairness i.e.S. und zu Fairness außerhalb des Sports?

Selbstverständlich gibt es hier Varianten und Zuspitzungen: Was könnte ein Fairness-Begriff bei der Sporttherapie sein? Insbesondere kann man die gegenteilige Annahme zugrunde legen: Dass es nur einen einzigen Begriff von Fairness gebe mit unterschiedlichen Anwendungsbedingungen.

Aufgabe und Leistung: Klare und (je nach Zuspitzung: mehr oder weniger) knappe Konturierung von Fairness im Wettkampfsport und Fairness außerhalb des Sports (z.B. anhand von J. Rawls: Gerechtigkeit als Fairness). Materialgesättigte Analyse des Bedeutungsraums zwischen diesen beiden Polen.

Ansprechpartner: Prof. Dr. V. Schürmann: v.schuermann@­dshs-koeln.de

Die Gamification des Unterrichts: Was steckt dahinter?

Die Gamification des Unterrichts: Was steckt dahinter?

Die Gamification des Unterrichts ist der Versuch, Unterricht wie (Video-)Games zu designen. Dafür werden Elemente aus dem Bereich der Spieleindustrie, wie z.B. die Orientierung an aufsteigenden Levels, das Sammeln von Punkten oder die Identifikation mit Figuren (Superhelden, Monster etc.), in den Bereich des Pädagogischen übertragen. Dabei ist das Konzept des Spielens der modernen Pädagogik seit Rousseau nicht fremd; es stellt sich allerdings die Frage, welcher Logik die Games der Gegenwart folgen und inwiefern sich ihre kulturindustrielle Herkunft im Feld des Pädagogischen bemerkbar macht. In welchem Zusammenhang steht das Prinzip des Spielens zum Prinzip des Wettbewerbs, wie es u.a. in ökonomischen Semantiken anschlussfähig ist? Inwiefern verträgt sich Gamification mit Ansprüchen der Bildungsgerechtigkeit und der Chancengleichheit? Wie verhält sich Gamification zu Fragen der Selbstkontrolle und Selbstdisziplinierung?

 

Einführungsliteratur

Bröcklung, U. (2014). Wettkampf und Wettbewerb. Semantiken des Erfolgs zwischen Sport und Ökonomie. Leviathan, 42, 71-81.

Buck, M. F. (2017). Gamification von Unterricht als Destruktion von Schule und Lehrberuf. Vierteljahresschrift für wissenschaftliche Pädagogik, 93 (2), 268-282.

Freyermuth, G. S., Gotto, L, & Wallenfels, F. (Hrsg.) (2013). Serious Games, Exergames, Exerlearning. Zur Transmedialisierung und Gamification des Wissenstransfers. Bielefeld: transcipt.

Huizinga, J. (1938). Homo ludens. Versuch einer Bestimmung des Spielelementes der Kultur. Basel: Pantheon.

Foucault, M. (1979). [Neoliberale Gouvernementalität II: Die Theorie des Humankapitals]. Vorlesung (Sitzung vom 14. März 1979). In M. Foucault, Kritik des Regierens. Schriften zur Politik (ausgew. u. mit einem Nachw. v. U. Bröckling) (S. 177-203). Frankfurt a.M.: Suhrkamp 2010.

Lehmann-Rommel, R. (2004). Partizipation, Selbstreflexion und Rückmeldung: gouvernementale Regierungspraktiken im Feld der Schulentwicklung. In N. Ricken & M. Rieger-Ladich (Hrsg.), Michel Foucault: pädagogische Lektüren (S. 261-282). Wiesbaden: VS.

Luhmann, N. (1993): »›Was ist der Fall?‹ und ›Was steckt dahinter?‹. Die zwei Soziologien und die Gesellschaftstheorie«. Zeitschrift für Soziologie,22 (4), 245-260.

Pongratz, L. A. (2004). Freiwillige Selbstkontrolle. Schule zwischen Disziplinar- und Kontrollgesellschaft. In N. Ricken & M. Rieger-Ladich (Hrsg.), Michel Foucault: pädagogische Lektüren (S. 243-259). Wiesbaden: VS.

Reich, K. (1998). Thesen zur konstruktivistischen Didaktik. Pädagogik, 50 (7-8), 43-46.

 

Ansprechpartner: Dr. Tobias Arenz, Institut für Pädagogik und Philosophie, Abteilung Philosophie, HG, Raum 506, T.Arenz@dshs-koeln.de

Digitalität und Selbst

Digitalität und Selbst

Digitalität ist ein Schlagwort der Stunde, mit dem wir eine relevante Dimension unseres sozialen Miteinanders zu beschreiben und verstehen versuchen. Auf den ersten Blick scheint Digitalität ein Merkmal spezifischer Technologien zu sein, das wir uns zu nutzen machen können (etwa um Lernprozesse zu optimieren). Darüber hinaus zeigt sich in der Diskussion um Digitalität, dass diese eine Dimension unserer kulturellen Ordnung ausmacht, innerhalb derer wir Beziehungen zu uns Selbst, zu Anderen sowie zur Welt eingehen. Im Hinblick auf die Beziehungen zu uns Selbst stellt sich die Frage, welche Formen des subjektiven Auftretens, Verhaltens, Denkens, Fühlens und Handelns durch digitale Technologien ermöglicht und begrenzt werden. Für die Erschließung derartiger Formen bieten sich verschiedene theoretische Zugänge an, die entweder selbst zum Gegenstand der Forschung gemacht werden können (theoretische Forschung) oder aber empirisch-explorative Forschung (z.B. von Selbst-Repräsentationen auf Instagram) anleiten können. Im Rahmen von sogenannten subjektivierungstheoretischen Zugängen (vgl. Alkemeyer, 2014) geht es wesentlich um die Frage, wie Individuen Beziehungen zu sich Selbst, zu Anderen und zur Welt eingehen, die es ihnen ermöglichen, eine Welt (z.B. Instagram-Welt) nicht nur zu reproduzieren, sondern an ihrer Gestaltung auch aktiv teilzuhaben. Eine andere Möglichkeit wäre es, im Kontext von identitätstheoretischen Ansätzen der Wirkung digitaler Kommunikationen auf die Konstruktion der eigenen Identität einzugehen (vgl. Schachtner & Duller, 2013).

Einstiegsliteratur

Alkemeyer, T. (2014). Subjektivierung in sozialen Praktiken. Umrisse einer praxeologischen Analytik. In T. Alkemeyer, G. Budde & D. Feist (Hrsg.), Selbst-Bildungen. Soziale und kulturelle Praktiken der Subjektivierung (S. 33-68). Transcript.

Allert, H., Asmussen, M. & Richter, Ch. (Hrsg.) (2017). Digitalität und Selbst. Interdisziplinäre Perspektiven auf Subjektivierungs- und Bildungsprozesse. Transcript.

Schachtner,C. & Duller, N. (2013). Kommunikationsort Internet. Digitale Praktiken und Subjektwerdung. In T. Carstensen, C. Schachtner, H. Schelhowe & R. Beer (Hrsg.), Digitale Subjekte. Praktiken der Subjektivierung im Medienumbruch der Gegenwart (S. 81-154). Transcript.

Ansprechpartner: Dr. Tobias Arenz, Institut für Pädagogik und Philosophie, Abteilung Philosophie, HG, Raum 506, T.Arenz@dshs-koeln.de

Zur (Un-)Möglichkeit der Herstellung von Bildungsgerechtigkeit

Zur (Un-)Möglichkeit der Herstellung von Bildungsgerechtigkeit

Die Frage nach der Unmöglichkeit bzw. Möglichkeit von Bildungsgerechtigkeit ist eine Frage, die Wissenschaft und Gesellschaft seit nunmehr über 200 Jahren (mit wechselnder Aufmerksamkeit) beschäftigt. Seit den 2000ern war es vor allem die PISA-Studie, die den nationalen Bildungssystemen ihre Bildungsungerechtigkeiten sehr eindrücklich vor Augen geführt hat, insofern (immer noch) starke Zusammenhänge zwischen sozialer Herkunft oder Geschlecht und Bildungsbeteiligung und Bildungserfolg festgestellt wurden. In der Folge kann man beobachten, wie die Bildungspolitik mit Kompetenzkonzepten, Inklusions-, Digitalisierungsstrategien usw. versucht hat gegenzusteuern. Welche Vorstellungen von Gerechtigkeit und Bildung kommen in diesen Entwicklungen zum Ausdruck? Wo liegen Chancen, wo Grenzen der aktuellen Neubestimmung des Themas der Bildungsgerechtigkeit?

„[Das Thema] umfasst philosophische und ethische Fragen zum Begriff der Gerechtigkeit und der Spezifik des Begriffs von Bildungsgerechtigkeit, theoretische und empirische Fragen zu Erscheinungsformen und Ursachen von Bildungsungleichheit, wie sie in der Bildungssoziologie und der empirischen Bildungsforschung gestellt werden, (bildungs-)politische Fragen nach Instrumenten und Maßnahmen, von denen man sich ein ‚Mehr‘ an Bildungsgerechtigkeit verspricht, aber auch Fragen nach dem ‚Ort‘ der Kategorie ‚Bildungsgerechtigkeit‘ im Begründungszusammenhang Allgemeiner Erziehungswissenschaft. All diese Fragen lassen sich zudem sowohl in ihrer historischen Tiefendimension als auch international-vergleichend betrachten.“ (Bellmann 2019, S. 10)

Die Frage nach der Unmöglichkeit bzw. Möglichkeit der Herstellung von Bildungsgerechtigkeit verweist auf eine strukturelle Ambivalenz, die auf unterschiedlichen Ebenen in den Blick genommen werden kann: auf der Ebene des Erziehungssystems als einem Teilsystem der modernen Gesellschaft (Welche Probleme sind spezifisch auf das Erziehungssystem zurückzuführen? Wo hängt das Erziehungssystem wie von anderen Teilsystemen wie z.B. der Wirtschaft ab?), auf der Ebene von Organisationen wie Schulen (inklusive ihrer Architekturen, Wissensbestände, Rollenmuster etc.) oder auf der Ebene konkreter Interaktionsbeziehungen wie dem Unterricht oder sportlichem Training. Gemeinsamer Anknüpfungspunkt dieser Ebene ist der Grundsatz, wonach jedem nach seiner Leistung und nicht nach seiner Herkunft, Religionszugehörigkeit, Geschlecht etc. ein Platz im sozialen Gefüge einzuräumen ist (Leistungsprinzip). Die Möglichkeit der Einlösung des Leistungsprinzips ist rechtlich gewährleistet (gleiche Rechte für alle) und dennoch scheint sich so etwas wie Chancengleichheit nicht einzustellen: Was ist hier tatsächlich der Fall und was steckt dahinter?

 

Einstiegsliteratur

Bellmann, J. (2019). Bildungsgerechtigkeit als Versprechen. Zur Einleitung in den Band. In J. Bellmannn & H. Merkens (Hrsg.), Bildungsgerechtigkeit als Versprechen. Zur Rechtfertigung und Infragestellung eines mehrdeutigen Konzeptes (S. 9-22). Münster: Waxmann.

Bellmannn, J. & Merkens, H. (Hrsg.) (2019). Bildungsgerechtigkeit als Versprechen. Zur Rechtfertigung und Infragestellung eines mehrdeutigen Konzeptes. Münster: Waxmann.

Luhmann, N. & Schorr, K. E. (1981). »Wie ist Erziehung möglich? Eine wissenschaftssoziologische Analyse der Erziehungswissenschaft«. Zeitschrift für Sozialisationsforschung und Erziehungssoziologie, 1, 37-54.

Luhmann, N. & Schorr, K. E. (1988). Reflexionsprobleme im Erziehungssystem. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.

Pongratz, L. A. & Bünger, C. (2008) Bildung. In H. Faulstich-Wieland & P. Faulstich (Hrsg.), Erziehungswissenschaft. Ein Grundkurs (S. 110-129). Reinbek bei Hamburg: Rowohlt.

 

Ansprechpartner: Dr. Tobias Arenz, Institut für Pädagogik und Philosophie, Abteilung Philosophie, HG, Raum 506, T.Arenz@dshs-koeln.de

Rethinking Adorno: Brauchen wir eine „Erziehung des Madigmachens“?

Rethinking Adorno: Brauchen wir eine „Erziehung des Madigmachens“?

Die Formel der „Erziehung des Madigmachens“ ist von Theodor W. Adorno im Kontext der Frage entworfen worden, wie sich das Prinzip der Mündigkeit in pädagogischen Settings konkretisiert. Ausgehend von der Prämisse, dass die Gesellschaft heteronom eingerichtet ist und die Menschen immerzu betrogen werden, hatte Adorno vorgeschlagen, den jungen Menschen die Welt „madig“ zu machen. So könnte man bspw. gemeinsam Schnulzen ansehen, um den zu Erziehenden die Falschheit und die Ideologie der cinematischen Darstellungen aufzuzeigen. Dabei hatte Adorno selbst auf die Gefahr aufmerksam gemacht, dass solch ein Madigmachen immer auch auf solche Personen treffen wird, deren Anliegen die Verteidigung von Schnulzen o.Ä. ist. In der Konsequenz könnte das Madigmachen dann immer auch in sein Gegenteil, die Bejahung solcher Themen, umschlagen.

Für die Kritische Erziehungswissenschaft, die sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts etabliert hat, hat Adorno nur eine untergeordnete Rolle gespielt. Es stellt sich daher die Fragen, inwiefern es sich lohnen könnte, bestimmte Formeln von Adorno wiederzuentdecken und sie auf gegenwärtige Problemstellungen, z.B. die mit aller Macht verfolgte Digitalisierung, anzuwenden.

 

Einführungsliteratur

Adorno, Th. W. (1969). Erziehung zur Mündigkeit. In Ders., Erziehung zur Mündigkeit. Vorträge und Gespräche mit Hellmut Becker 1959 1969 (hg. v. G. Kadelbach; S. 133-147). Frankfurt a.M.: Suhrkamp 2017.

Benner, D. & Brüggen, F. (2004). Mündigkeit. In D. Benner & J. Oelkers (Hrsg.), Historisches Wörterbuch der Pädagogik (S. 687-699). Weinheim, Basel: Beltz.

Gelhard, A. (2018). Erziehung zur Leistungsbereitschaft. Über einige normative Voraussetzungen psychologischer Kompetenzkonzepte. In S. Reh & N. Ricken (Hrsg.), Leistung als Paradigma. Zur Entstehung und Transformation eines pädagogischen Konzeptes (S. 251-273). Wiesbaden: Springer VS.

 

Ansprechpartner: Dr. Tobias Arenz, Institut für Pädagogik und Philosophie, Abteilung Philosophie, HG, Raum 506, T.Arenz@dshs-koeln.de

Die Gesellschaft des Abenteuer- und Risikosports

Die Gesellschaft des Abenteuer- und Risikosports

Die Entstehung des Abenteuer- und Risikosports ist eine – verglichen mit den Anfängen des modernen Sports – noch recht junge Entwicklung, die in der Sportwissenschaft vor allem von der Sportsoziologie zum Thema gemacht worden ist. Die Grundfrage der (Sport-)Soziologie lautet dabei immer, wie ist eine soziale Ordnung wie der Abenteuer- und Risikosport möglich. Wie lässt es sich erklären, dass solche sozialen Zusammenhänge entstehen, die sich entlang von Abenteuer und Risiko zusammenhalten? Wie funktionieren solche Ordnungen? Welche Vorstellungen von Individuen (Heldensubjekte, Singularitäten, Egoismus etc.), von Gemeinschaften (lokal/global, exklusiv etc.), von der umfassenden Gesellschaft (Politik, Wirtschaft, Sport, Religion, Kunst etc.) und der Natur (Zusammenhänge zum Klimawandel etc.) werden in solchen Ordnungen erzeugt?

Neben sportsoziologischer Literatur ließe sich z.B. auch auf psychologische Konzepte wie das Flow-Konzept zurückgreifen, um die psychischen Prozesse des Abenteuer- und Risikosports zu erklären. Es könnte aber auch darum gehen, nach dem Potential und den Grenzen des Abenteuer- und Risikosports für die Integration in pädagogische Settings zu fragen.

 

Einführungsliteratur

Bette, K.-H. (2004). X-Treme. Zur Soziologie des Abenteuer- und Risikosports. Bielefeld: transcript.

Csikszentmihalyi, M. (1985). Das Flow-Erlebnis. Jenseits von Angst und Langeweile: im Tun aufgehen. Stuttgart: Klett.

Nerlich, M. (1990). Abenteuer. In H. J. Sandkühler (Hrsg.), Europäische Enzyklopädie zu Philosophie und Wissenschaften (S. 25-31). Hamburg: Felix Meiner.

Schürmann, V., Mittag, J., Stibbe, G., Nieland, J. U. & Haut, J. (Hrsg.) (2016). Bewegungskulturen im Wandel. Der Sport der Medialen Moderne – Gesellschaftstheoretische Verortungen, Bielefeld: transcript.

Stichweh, R. (1995). Sport und Moderne. In J. Hinsching & F. Borkenhagen (Hrsg.), Modernisierung und Sport. Jahrestagung der dvs-Sektion Sportsoziologie vom 14.-16-9.1994 in Greifswald (S. 13-28). Sankt Augustin: Academia.

 

Ansprechpartner: Dr. Tobias Arenz, Institut für Pädagogik und Philosophie, Abteilung Philosophie, HG, Raum 506, T.Arenz@dshs-koeln.de

Gemeinsinn im Sport

Gemeinsinn im Sport

Der Sport ist ein Teil der Gesellschaft, mit dessen Erfolgsgeschichten aus dem Schul-, Vereins- oder Freizeitsport wir täglich zu tun haben. Gemeinsam fiebern wir mit, bejubeln sportliche Höchstleistungen, feiern Fortschritte, leiden bei Niederlagen. Sport geht uns alle an, in seinen lokalen Ausprägungen, aber auch in seiner globalen Form. Jeder soll sich an jedem Ort der Welt sportlich betätigen und den Sport mit gestalten können. Zugleich bekommt es jedes Engagement mit den Grenzen des Sports zu tun, wenn er ohne Rücksicht auf physische und psychische Unversehrtheit nur auf Leistung und Erfolg setzt, einer blinden Rekordsucht verfällt oder Menschen und sportliche Stile ausschließt. Er ist „nicht besser und schlechter als die Gesellschaftsordnung, der er entstammt und für die er einen Ausgleich darstellt.“ (Plessner 1956).

Wollen wir wissen, was den „Gemeinsinn im Sport“ bedroht und was wir für ihn tun können, müssen wir die Frage nach der Gesellschaft, in der wir leben, immer mitlaufen lassen. Mit unserer Arbeit am Gemeinsinn möchten wir deshalb auch einen Beitrag zur Debatte leisten, welchen Sport es in unserer Gesellschaft geben kann bzw. welchen Sport wir eigentlich wollen. Wegweisend ist für uns der olympische Sport, der über seine Charta eine Institution mit Verfassungscharakter geschaffen hat, die jeden Einzelnen dazu aufruft, einen souveränen Lebensstil, eine „philosophy of life“ (Olympic Charter, Fundamental Principle No. 1) mit auszubilden, also unter anderem friedlich, einander würdigend, vorbildlich und verantwortungsbewusst miteinander in den sportlichen Wettkampf zu gehen.

Mögliche Forschungsfragen könnten daher lauten: Was soll Gemeinsinn im Sport bedeuten? Wie lässt er sich in bildenden Feldern des Sports praktisch umsetzen? Wie wird der Gemeinsinn gegenwärtig bereits gefördert? Was kann gerade der Sport als Spiegel und Schule der Gesellschaft für die Gesellschaft tun? Was bedroht den Gemeinsinn im Sport?

Einführungsliteratur

Cachay, K. & Gahai, E. (1989): Brauchen Trainer Pädagogik? In: Leistungssport 19 (1989) 5, 26-30.

Gebauer, G. (1988/2009): Zwischen Besitz und Gemeinschaft. Individualismus und Holismus im Sport. In: Paragrana, 2009, Beiheft 4, 36-55 [auch in Gebauer, G. (Hg.). (1988). Körper- und Einbildungskraft. Berlin: Reimer, 191-215; und in Leviathan, Sonderheft 9 (1988), 313-323].

Lenk, H. (1979): ›Mündiger Athlet‹ und ›demokratisches Training‹. Zur Begründung eines Trainingskonzepts. In: H. Gabler et al. (Hg.) (1979): Praxis der Psychologie im Leistungssport. Berlin: Bartels & Wernitz, 483-503.

Plessner, H. (1956): Die Funktion des Sports in der industriellen Gesellschaft. In H. Plessner, Gesammelte Schriften (GS), Bd. X (hg. v. Günther Dux, Odo Marquard und Elisabeth Ströker). Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 1985, S. 147-166.

Schürmann, V. (2006): ›Die schönste Nebensache der Welt‹. Sport als Inszenierung des Citoyen. Deutsche Zeitschrift für Philosophie, 54 (3), 363-382.

 

Ansprechpartner: Dr. Tobias Arenz, Institut für Pädagogik und Philosophie, Abteilung Philosophie, HG, Raum 506, T.Arenz@dshs-koeln.de

Überwachen und Strafen in der Schule

Überwachen und Strafen in der Schule

Die Schule ist eine Institution, die der pädagogischen Erziehungsfunktion von Kindern und Jugendlichen dient. In der Moderne ist diese pädagogische Funktion mit dem Anspruch konfrontiert, die Kinder und Jugendlichen zur Autonomie, d.h. zur Selbstbestimmung und -gesetzgebung, zu erziehen. Diesen Freiheitsanspruch entdeckt zu haben, ist die Leistung der europäischen Aufklärung. Folgt man der Argumentation von Michel Foucault in Überwachen und Strafen, hat die Aufklärung allerdings nicht nur die Freiheiten entdeckt, sondern auch „die Disziplinen erfunden“ (Foucault 1976, S. 285). Foucault vertritt sogar die Annahme, dass wir seit dem 18. Jahrhundert in einer „Disziplinargesellschaft“ leben, die wesentlich auf Praktiken der Überwachung und Bestrafung basiert. Dabei geht es Foucault zwar im Kern um das Gefängnis, aber auch die Schule gerät als ein zentraler Ort in den Blick, der mit seinen hierarchischen Blicken, normierenden Sanktionen und Prüfungen einen Beitrag zur Disziplinargesellschaft leistet. Man kann sich nun zum einen die Frage stellen, welche gegenwärtigen pädagogischen Praktiken sich mit Überwachung, Bestrafung und Disziplinierung wie verbinden; zum anderen scheint es nach Bernhard E. Harcourt lohnenswert darüber nachzudenken, ob es eine Gesellschaft und damit auch eine Schule ohne Bestrafung geben kann.

Einführungsliteratur

Barker, D. & Quennerstedt, M. (2017). Power and group work in physical education: A Foucauldian perspective. European Physical Education Review, 23 (3), 339-353. 

Culpan, I. (2017). Olympism, Constructivism and Foucault’s Technologies of Power: Governmentality at Work. Diagoras: International Academic Journal on Olympic Studies, 1, 75–94.

Foucault, M. (1976). Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.

Göran Gerdin & Richard Pringle (2022) Towards more equal power relations in physical education: power, resistance and social transformation, Sport in Society, 25:6, 1193 1210, DOI: 10.1080/17430437.2022.2064108

Hertel, T. (2021). Entziffern und Strafen. Schulische Disziplin zwischen Macht und Marginalisierung. Transcript.

Hicourt, B. E. (2020). A world without punishment, beyond the punitive society. Online abrufbar unter http://blogs.law.columbia.edu/abolition1313/bernard-e-harcourt-a-world-without-punishment-beyond-the-punitive-society/?cn-reloaded=1

Lehmann-Rommel, R. (2004). Partizipation, Selbstreflexion und Rückmeldung: gouvernementale Regierungspraktiken im Feld der Schulentwicklung. In N. Ricken & M. Rieger-Ladich (Hrsg.), Michel Foucault: pädagogische Lektüren (S. 261-282). Wiesbaden: VS.

Pongratz, L. A. (2004). Freiwillige Selbstkontrolle. Schule zwischen Disziplinar- und Kontrollgesellschaft. In N. Ricken & M. Rieger-Ladich (Hrsg.), Michel Foucault: pädagogische Lektüren (S. 243-259). Wiesbaden: VS.

Ricken, N. (2017). Der pädagogische Blick. ZKpH, 11 (1), 173-198.

Schrödter, M. (2018). Sind Strafen pädagogisch legitimierbar? Das Beispiel der Strafliegestützt. Vierteljahresschrift für wissenschaftliche Pädagogik, 94 (2018), 313-330.

 

Ansprechpartner: Dr. Tobias Arenz, Institut für Pädagogik und Philosophie, Abteilung Philosophie, HG, Raum 506, T.Arenz@dshs-koeln.de