53 verdächtige Wettaktivitäten

ESSA veröffentlicht den zweiten Integritätsbericht des Jahres 2017. Besonders viele Auffälligkeiten gab es danach von April bis Juli im Tennis, Fußball und Basketball. 

Im zweiten Quartal 2017 ging es in sportlicher Hinsicht hoch her: Im Fußball beim DFB-Pokal-Endspiel, dem Champions-League-Finale und in den Relegationsspielen, im Tennis bei Wimbledon und den French Open und im Baskeball bei den Final Four der Euroleague und den NBA Playoffs. Attraktive Sportformate, die hohe Spannung versprechen, aber auch Raum für Manipulationen geboten haben – deren Eintritt jedenfalls bei diesen Wettkämpfen nicht bekannt ist. 

Deutsche Glücksspielbehördern sehen vor allem in der wettbezogenen Spielmanipulation eine große Gefahr für die Integrität des sportlichen Wettbewerbs. Diese wollten sie bisher durch prohibitive Regulierung, beispielsweise einer nur in theoretischer Hinsicht integritätsschützenden Beschränkung der Wettgegenstände oder einer geringen Anzahl von lizenzierten Anbietern, schützen. Dass dieser Versuch einer Regulierung Manipulation nicht verhindert, zeigt Martin Nolte in seiner neusten Studie. 

In seiner Evaluierung des Glücksspielstaatsvertrags offenbart er, dass die Sportwettenregulierung in Deutschland den Schutz der Integrität sportlicher Wettbewerbe nur vorgibt. Tatsächlich verfolgt sie einen prohibitiven Schutz vor privaten Angeboten mit dem europarechtswidrigen Ziel, das staatliche Sportwettenmonopol faktisch aufrecht zu erhalten. 

Verhindert wird dadurch eine flächendeckende Anwendung von Frühwarnsystemen, die dazu beitragen würden, Manipulationen frühzeitig aufzudecken, um so die Integrität des sportlichen Wettkampfes nachhaltig zu schützen. Die ESSA ist eine gemeinnützige Organisation, deren Aufgabe darin besteht, ein solches Frühwarnsystem für lizenzierte Wettanbieter bereitzustellen. Mit Hilfe eines zweistufigen Systems überprüft sie Sportveranstaltungen auf betrügerische Aktivitäten. 

In der ersten Stufe werden die Glücksspielaktivitäten auf den Plattformen der jeweiligen Anbieter detailliert beobachtet. Beispielsweise werden Wettaktivitäten überwacht und die Belege aller Transaktionen gespeichert, um so eine Art digitalen Fingerabdruck der Wettenden zu erstellen. Treten dabei Unregelmäßigkeiten auf, zum Beispiel ungewöhnlich hohe Wettquoten auf sehr unwahrscheinliche Spielausgänge, so wird in einem zweiten Schritt eine Warnung an alle anderen lizenzierten Anbieter ausgesprochen. 

Im zweiten Quartal von 2017 konnten 53 verdächtige Wettaktivitäten von der ESSA registriert werden. Besonders betroffen war der Tennissport mit 31 Fällen, gefolgt von 15 Fällen im Fußball und fünf Fällen im Basketball. Im Handball und im Volleyball wurde jeweils ein Fall registriert. 

Der Integritätsbericht zeigt: Das bestehende Frühwarnsystem greift. Manipulationen können frühzeitig erkannt und in Zusammenarbeit mit Sportverbänden nachhaltig bekämpft werden. Was in Deutschland fehlt, ist die Einsicht, den Sportenwettenmarkt auch für private Anbieter zu öffnen, diese zu lizenzieren und somit den bestehenden Grau- und Schwarzmarkt in überwachte Bahnen zu lenken. 

Für weitere Informationen können Sie sich hier eine kurze Videozusammenfassung der Studie ansehen und die komplette Studie kostenfrei herunterladen.