Athletinnen for future

Jana Beckmann (ganz li.), Hannah Pohl (oben li.) und Wiebke Dierkes (ganz re.) mit den Workshopteilnehmerinnen.

Wie sehen sich junge Frauen im Spitzensport? Welchen besonderen Herausforderungen und Bedingungen müssen sie sich stellen? Und welche Wünsche haben sie für ihr zukünftiges Sportleben? Diesen Fragen widmete sich ein besonderer Workshop, der vom Psychologischen Institut der Deutschen Sporthochschule Köln in Kooperation mit der Sportstiftung NRW konzipiert und durchgeführt wurde.

„Wir wollten einen Safe Space für weibliche Athlet:innen schaffen“, erklärt Wiebke Dierkes, die im Team mit Jana Beckmann (beide Sporthochschule) und Hannah Pohl (Sportstiftung NRW) den Workshop leitete. Den vertraulichen Raum nutzten 21 Athletinnen, die an dem Workshop teilnahmen, um gemeinsam ihre Situation zu reflektieren und zentrale Botschaften für ihren Sport und ihren Alltag zu formulieren. Anlass des Workshops gaben Ergebnisse der Umfrage „Athet:innen for future“, die von einem Forschungsteam rund um Univ.-Prof. Jens Kleinert und Dr. Johanna Belz im Frühjahr 2023 durchgeführt wurde.

Die Themen Karriere, Identität und Gleichstellung prägten die Hauptbotschaften des Workshops. So etwa stehen Karrieresorgen, gepaart mit finanziellen Sorgen und Unsicherheit hinsichtlich der sportlichen und persönlichen Zukunft weit oben im Bewusstsein der jungen Athletinnnen. Der Leistungssport gebe immer noch zu wenige Antworten auf die frauenspezifischen Fragen der Karriere im und nach dem Sport, insbesondere vor dem Hintergrund von Familienwunsch und Doppel- oder sogar Dreifachbelastung.

Die Identität im Sport sei stark durch das eigene Körperbild geprägt – das gelte für Männer und Frauen gleichermaßen, aber für Athletinnen in besonderer Weise. Hiermit verknüpft prägt das Essverhalten die Gedankenwelt der jungen Athletinnen, nicht zuletzt durch soziale Medien oder Kommentare von Trainer:innen und Bezugspersonen beeinflusst. Im Workshop äußerten die Athletinnen, dass sie sich spezielle Beratungsangebote aus der Sportpsychologie und Ernährungberatung für sich und ihr Umfeld wünschen.

Aus Sicht der Teilnehmerinnen zeigen sich Geschlechterunterschiede im Leistungssport vor allem in der Kommunikation von Trainer:innen und anderen Funktionsträger:innen im Sport. Damit würden Rollenbilder vermittelt, die nicht immer zum Selbstbild der Sportlerinnen passen. Sensibilisierung und adäquate Kommunikation scheinen hier ebenso wichtig zu sein, wie die stärkere Beachtung biologischer Besonderheiten, wie zum Beispiel dem zyklusbasierten Training.

Die Teilnehmerinnen des Workshops wünschen sich zudem mehr "Power Play", das heißt, Ressourcen und Support von Leistungssportlerinnen im Sport und im Alltag zu stärken. Hierfür brauche es spezielle Unterstützungsangebote, Ansprechpartner:innen und Beratung, zum Beispiel zu Themen wie Zyklus, Ernährung, Finanzierung, Umgang mit Trainer:innen und auch Social Media. Oftmals fehle auch die Information oder der Zugang zu entsprechenden Angeboten. Intelligente Lösungen seien gefordert, durch die über bestehende Unterstützungsmöglichkeiten informiert wird – das zeigte bereits die Umfrage Athlet:innen for future 2022/23.

„Wir bleiben an der Sache dran“, verspricht Dr. Johanna Belz, die den Workshop mitkonzipierte, „Frauen und Männer haben oft im Spitzensport ähnliche Herausforderungen, aber sie sehen diese teils aus einer unterschiedlichen Perspektive“.

-> Im Nachgang zum Workhop hat das Projektteam ein Positionspapier zur Situation von Frauen im Sport bzw. zu Nachwuchsathlet*innen verfasst. Dieses können Sie hier herunterladen.