"Wir gegen die Anderen"

Buchautor Ronny Blaschke referierte an der Sporthochschule über Rivalitäten im Fußball.

Sportjournalist und Buchautor Ronny Blaschke gab im Ringseminar Einblicke in die Thematik der Rivalität und Abgrenzung im Fußball und erläuterte, wie die aufgeladene Atmosphäre Diskriminierungen bestärken kann.

„Wir gegen die Anderen“  ist ein zentrales Thema bei Fußballfans. Durch beispielsweise kreative und pointierte Sprüche auf Plakaten in Stadien grenzen sich Fangruppen voneinander ab, wollen ihre Individualität zum Ausdruck bringen. Dass die Botschaften darauf oftmals diskriminierend gegenüber anderen Gruppen sind und die Abgrenzung Menschenfeindlichkeit bestärken kann, ist vielen nicht bewusst oder wird ignoriert.

Dabei können Diskriminierung und Ausgrenzung unterschiedliche Ausprägungen wie beispielsweise Rassismus, Homophobie, Antisemitismus oder Antizionismus haben. Beim Ringseminar im Rahmen des Kölner Themenjahres gab Journalist und Buchautor Ronny Blaschke Einblicke in die Thematik der Rivalität und Abgrenzung im Fußball und erläuterte anhand zahlreicher Beispiele, wie diese Menschenfeindlichkeit fördern können.

Vor allem bei Lokal-Derbys oder Länderspielen spiele der Stolz auf die „eigene" Mannschaft eine wichtige Rolle, so Blaschke. Durch das Feiern der Siege erhebe man sich selbst im Fan-Kollektiv auf einen Sockel und stufe die gegnerischen Anhänger herab. „Wo gibt es das, dass noch Länder gegeneinander antreten? Nur im Sport!“, zeigte der Journalist ein fest etabliertes Rivialitätsdenken auf.

Dabei warnte er davor, Aussagen über Fußball-Fans zu pauschalisieren Die aufgeladene Atmosphäre mit ihren verankerten Feindbildern in den Stadien könne aber Menschenfeindlichkeit bestärken sowie durch subtile Botschaften Klischees und Stereotype bedienen und somit ausbauen. Gruppendynamiken zeigen sich laut Blaschke vermehrt auch außerhalb des Stadions, beispielsweise durch Aufmärsche wie die von HoGeSa.

Ebenfalls wurde die Thematik der Corporate Social Responsibility (CSR) während des Vortrages beleuchtet. Blaschke nahm Vereine und Medien in die Pflicht, durch Aufklärungs- und Bildungsprojekte nachhaltig dazu beizutragen, dass Klischees und Stereotype nicht weiter verstärkt werden. „Vom Fußball als populärster Sportart in Deutschland kann man verlangen, auch gesellschaftliche Verantwortung, zum Beispiel in Form von Bildungsarbeit, zu übernehmen“, konstatierte er. Die Auslagerung in Stiftungen, wie sie bei den meisten Vereinen (Ausnahmen sind Werder Bremen und der VfLWolfsburg) praktiziert wird, sah er kritisch und hinterfragte die Nachhaltigkeit. Schrittweise Veränderungen kosteten Zeit und Mühe, aber nur so könne die Problematik der Diskriminierung und Ausgrenzung langfristig behoben werden.