Unser Projekt

Auswirkung eines moderaten einjährigen Ausdauertrainings auf die Progression der leichten kognitiven Beeinträchtigung und den Übergang zur Alzheimererkrankung.

Das Projekt DenkSport richtet sich an Menschen mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen. Es zielt darauf ab, die Effekte eines gesundheitsorientierten Sport- und Bewegungsprogramms bei älteren Menschen mit beginnender kognitiver Beeinträchtigung - häufig die Vorstufe einer Demenz - zu erfassen.

Die Ursachen einer Demenzerkrankung sind vielfältig und die Forschung steckt noch in den Kinderschuhen. Die familiäre Vorbelastung hat einen großen Einfluss, ebenso Umweltbedingungen und der persönliche Lebensstil.

Inhaltliche Projektbeschreibung

Neurobiologische und verhaltenswissenschaftliche Studien der vergangenen Jahre haben gezeigt, dass körperliche Aktivität und Sport die kognitive Leistungsfähigkeit verbessern und – insbesondere im Alter – zur Steigerung der Lebensqualität und einem selbstständigen Lebensstil beitragen. Neben kurzzeitigen funktionalen Effekten finden sich vermehrt Hinweise darauf, dass ein aktiver Lebensstil auch strukturelle Veränderungen in der Gehirnsubstanz mit sich bringt und damit neurodegenerativen Erkrankungen wie beispielsweise einer Demenzerkrankung vorbeugen kann, bzw. deren Verlauf positiv beeinflussen kann. Epidemiologische Studien belegen, dass ein körperlich aktiver Lebensstil, insbesondere im mittleren Alter (30 bis 60 Jahre), das Risiko mindert, an einer altersbedingten Demenz zu erkranken.

Zwar zeigen erste Studien eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität und Selbstständigkeit von Alzheimerpatient*innen bereits nach drei Monaten moderater sportlicher Aktivität, jedoch ist derzeit wenig darüber bekannt, wie sich ein kontrolliertes, regelmäßiges Sport- und Bewegungsangebot auf die Progression der Neuropathologie, also auf das Fortschreiten von Erkrankungen des Zentralnervensystems, von Patienten im Frühstadium der Erkrankung auswirkt.

Genau hier setzt das vorgestellte Projekt an: 225 zuvor nicht aktive ältere Menschen, die sich im Frühstadium der Erkrankung befinden, werden für ein Jahr unter Aufsicht ein moderates gesundheitsorientiertes Bewegungsprogramm absolvieren. Das Fortschreiten der Erkrankung von Teilnehmerinnen und Teilnehmern dieser Sportgruppe wird definiert über kognitive Tests, Tests zur Selbstständigkeit ebenso wie über eine strukturelle und funktionale Bildgebung und epigenetische Veränderungen. Diese Ergebnisse werden in Relation gesetzt zu zwei Kontrollgruppen, die ihren Umfang an körperlicher Aktivität im Jahresverlauf nicht oder nur sehr moderat verändern. Angenommen wird, dass eine erhöhte körperliche Aktivität über einen längeren Zeitraum einen positiven Einfluss auf die Progredienz der frühen Demenz haben wird.

Der direkte Nutzen für die Teilnehmer*innen ist die umfangreiche Diagnostik, regelmäßige Beobachtung und aktive Behandlung ihrer kognitiven Beeinträchtigungen. Die Teilnehmer*innen werden durch professionelle Hilfe zur aktiven Selbsthilfe angeleitet. Es ist zu erwarten, dass sie den Verlauf ihrer Erkrankung verlangsamen oder sogar aufhalten können. 

Dieser integrative, multidisziplinäre und ganzheitliche Ansatz für prädemente Patient*innen basiert auf einer Kollaboration zwischen Wissenschaftler*innen, Therapeut*innen und Ärzt*innen aus verschiedenen Disziplinen (Klinik, Neuroradiologie, Sport und Genetik) und Ländern (Deutschland, Irland, Niederlande). Diese multizentrale und multidimensionale Strategie verspricht, höchst reliable und valide Daten zu erheben. Die Ergebnisse sollen in das direkte Patientenmanagement  und die Ressourcenplanung im Gesundheitssystem einfließen. Durch präventive als auch therapeutische Bewegungs- und Sportinterventionen lassen sich eventuell in hohem Maße Kosten und Ressourcen im Gesundheitssektor für die Behandlung von neurodegenerativen Erkrankungen einsparen.  

Erste Ergebnisse

Erste Ergebnisse der Kölner DenkSport-Kohorte: Die Ergebnisse zeigen eine deutliche Verbesserung der körperlichen Fitness (links), der kognitiven Leistungsfähigkeit (Mitte) und der Lebensqualität (rechts). Entscheidend für die Verbesserung in allen Bereichen ist die Trainingshäufigkeit. Nur wer mindestens zweimal wöchentlich an den Sportangeboten teilgenommen hat (grün), zeigt eine Verbesserung. Diejenigen, die nur einmal wöchentlich teilgenommen haben (rot), zeigen zumindest keine weitere Verschlechterung, die in der Kontrollgruppe (blau) deutlich nachweisbar ist.

* markiert p < .05, *** p < .001.

Verbundpartner

Verbundpartner 

Deutsche Sporthochschule Köln, Institut für Bewegungs- und Neurowissenschaft

Uniklinik Köln, Klinik II für Innere Medizin, Schwerpunkt Klinische Altersforschung

Klinik für Geriatrie, St. Marien-Hospital, Lehrkrankenhaus der Universität zu Köln

Universität Bonn, Abteilung Psychologie

Universität und Universitätsklinik Bonn, Abteilung Epileptologie

Trinity College Dublin, Institut Neurowissenschaft, NEIL Research Programme

Radboud Universität Nijmegen, Raboud Alzheimer Centrum

 

externe Kooperationspartner

Vrije Universität Brüssel, Fakultät Bewegungslehre und Physiotherapie, Abteilung Humanphysiologie und Sportmedizin

  

Team

Deutsche Sporthochschule Köln, Institut für Bewegungs- und Neurowissenschaft 

  • Prof. Dr. Dr. Stefan Schneider (Verbundkoordinator)
  • Dr. Petra Wollseiffen (Teamleitung)
  • Isabel Braun
  • Chrisopher Ismar
  • Claus Seyler

Kooperationspartner 

  • Prof. Dr. Ralf-Joachim Schulz, Klinik für Geriatrie, St. Marien Hospital, Lehrkrankenhaus der Universität zu Köln
  • Prof. Dr. Cristina Polidori, MD PhD FRCP, Uniklinik Köln, Klinik II für Innere Medizin, Schwerpunkt Klinische Altersforschung
  • Prof. Dr. Martin Reuter, Universität Bonn, Abteilung Psychologie
  • PD Dr. Christian Montag , Universität Bonn, Abteilung Psychologie 
  • Prof. Dr. Bernd Weber, Universität und Universitätsklinik Bonn, Abteilung Epileptologie 
  • Prof. Dr. Brian Lawlor, Trinity College Dublin, Institut Neurowissenschaft, NEIL Research Programme
  • Emer Guinan BSc., PhD , Trinity College Dublin, Institut Neurowissenschaft, NEIL Research Programme
  • Prof. Dr. Marcel Olde Rikkert, Radboud Universität Nijmegen, Radoud Alzheimer Centrum   
  • Marit Sanders, PhD, Radboud Universität Nijmegen, Radoud Alzheimer Centrum

externe Kooperationspartner 

  • Prof. Dr. Romain Meeusen, Vrije Universität Brüssel, Fakultät Bewegungslehre und Physiotherapie, Abteilung Humanphysiologie und Sportmedizin