Neue Nachweismethoden für Doping mit Erythropoietin (Epo)

Neue Nachweismethoden für Doping mit Erythropoietin (Epo)

Auszug aus:
Schänzer, W.: Dopingkontrollen und aktueller Stand der Nachweismethoden. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, 51, 7+8, 2000, 260-266.

Eine Kontrolle von Dopingmanipulationen mit Erythropoietin (EPO), wobei eine Unterscheidung zwischen körpereigenem EPO (humanes, hEPO) und gentechnisch hergestelltem EPO (rekombinantes, rEPO) erfolgen müsste, ist bisher im Rahmen der Dopinganalytik noch nicht möglich. Es werden derzeit zwei Ansätze zum Nachweis von EPO verfolgt: direkte sowie indirekte Nachweisverfahren. Besondere Aktualität hat zur Zeit ein direktes Nachweisverfahren, dass im französischen Antidopinglabor entwickelt wurde, was unter dem folgenden Punkt 1 näher beschrieben wird.

1. Direktes Verfahren:
Zwischen humanem EPO und rekombinantem EPO, das mittels gentechnisch veränderte Ovarienzellen chinesischer Hamster hergestellt wird, bestehen geringfügige Unterschiede in den Kohlenhydratketten. Hierbei zeigt sich eine Heterogenität, die sich in einer unterschiedlichen Anzahl an negativ geladenen endkettigen Zuckergruppen (Sialinsäure) äußern können bzw. in der prozentualen Verteilung der beteiligten Zucker untereinander. Die von der Autoren Lasne und de Ceaurriz [8] beschriebene Methodik wendet eine Auftrennung nach Ladungen an, wobei eine elektrophoretische Trennung im Rahmen einer Isoelektrischen Fokusierung erfolgt. Eine anschließende Anfärbung mittels einer gegen EPO entwickelten Antikörperreaktion ergibt ein charakteristisches Pattern im elektrischen Feld. Hierbei zeigen die bisherigen Ergebnisse, das eine Differenzierung zwischen humanem und rekombinantem EPO grundsätzlich möglich ist. Eine Arbeitsgruppe des IOC hat die bisherigen Daten der französischen Kollegen vor der Tour de France 2000 eingesehen und vorgeschlagen, dass zur endgültigen Absicherung der Methode (Validierung) noch verschiedene physiologische Einflußfaktoren (u.a. Höhenaufenthalt) auf dieses Pattern untersucht werden müßten, um falsch postive Fälle auszuschließen. Ob diese Methode dann für die Olympischen Spiele in Sydney einsetzbar ist, bleibt abzuwarten. Zumindest für die Tour de France wurde vom Internationalen Radsportbund angekündigt, dass alle Kontrollproben während der Tour tiefgefroren werden. Es wird eine Nachanalyse aller Proben erfolgen, wenn diese direkte Bestimmungsmethode anerkannt ist. Sanktionen werden bei positiven Fällen nachträglich ausgesprochen. Eine Anwendung dieser Methode zusammen mit einem möglichen indirekten Nachweisverfahren ist weiterhin denkbar.

2. Indirekte Verfahren:
Bei der indirekten Bestimmung werden derzeit Blutparameter erfasst, die sich nach kurz- und langfristiger EPO-Anwendung verändern. Hierzu zählen die Gesamtzahl an Erythrozyten, der Hämatokritwert, die Gesamtzahl an Hämoglobin, die Hämoglobinkonzentration, die Anzahl an Reticulozyten, Makrozyten, die Konzentration an Eisentransferrin-Rezeptor [9] und die Serum-konzentration von EPO selber. Anhand dieser Blutparameter sollen durch Verlaufskontrollen bei Athleten individuelle Blutprofile erstellt werden, die eine Möglichkeit zur Beurteilung einer Dopingmanipulation mit EPO ermöglichen. Eine solche Multivariantenmethode wurde von einer australischen Arbeitsgruppe kürzlich publiziert [10].

8Lasne F and de Ceaurriz J.: Recombinant erythropoeitin in urine. Nature, 405 (2000) 635.
9 Gareau R, Audran M, Baynes RD, Flowers CH, Duvallet A, Senecal L, Brisson GR: Erythropoietin abuse in athletes. Nature, 380 (1996) 113.
10 Parisotto R, Gore CJ, Emslie KR, Ashenden MJ, Brugnara C, Howe C, Martin DT, Trout GJ, Hahn AG: A novel method utilizing markers of altered erythropoiesis for the detection of recombinant erythropoietin abuse in athletes. Haematologica, 85 (2000) 564-572.