Das sportpolitische System Spaniens

Eine theoretisch-empirische Analyse von Akteuren, Outputs und Entwicklungslinien

Ninja Putzmann (Hg.)
Deutsche Sporthochschule Köln, 2017
379 Seiten

Zur Veröffentlichung

Die vorliegende Arbeit leistet einen wissenschaftlichen Beitrag zur Forschungsdisziplin der Sportpolitik. Für den Teilbereich der Länderstudien und Systemanalysen fließen sowohl neue empirische Erkenntnisse zum Land Spanien als auch theoretisch-konzeptionelle Überlegungen systemtheoretischer und ergänzender Ansätze aus der Politikwissenschaft ein. Das übergeordnete Ziel dieser Arbeit liegt darin, das sportpolitische System Spaniens aus einer politikwissenschaftlichen Perspektive zu charakterisieren, wobei das Verhältnis zwischen Sport und Politik auf der nationalen Ebene im Zentrum der Analyse steht. Dazu werden mit Akteuren, Outputs und Entwicklungslinien die zentralen drei Untersuchungsschwerpunkte formuliert. Der Leistungssport und der Breitensport bilden als sportpolitisch besonders relevante Felder den inhaltlichen Bezug der Arbeit.

Die sportbezogenen Artikel der spanischen Verfassung und das spanische Sportgesetz stellen den formalen Rahmen für die Interaktionen der sportpolitischen Akteure dar. Bei der Entwicklung und Implementierung der Outputs gilt das Prinzip des Konsens und der Kooperation. Die Entscheidungsprozesse initiiert, dominiert und steuert die nationale Sportverwaltung im Auftrag des Staates, die eng mit den Sportartenverbänden zusammenarbeitet. Das hohe Einflusspotenzial, das die Verwaltung ohne größere Widerstände nutzt, ist von den Sportorganisationen weitgehend akzeptiert oder sogar erwünscht. Das Sportsystem und das Politiksystem haben ein Interesse an einer intensiven Austauschbeziehung: Der organisierte Leistungssport kann durch die Subventionen und staatlichen Förderprogramme international konkurrenzfähig agieren. Die erzielten Medaillen und Top-Platzierungen nutzt der Staat zur positiven Außendarstellung und Markenbildung. Diese gegenseitige Bereitstellung von fremden Leistungen entlastet das jeweilige System. Ein Austauschverhältnis trifft für den Breitensport nicht zu, da dieser – im Gegensatz zum institutionalisierten Leistungssport – nur schwach organisiert ist. Charakteristisch für das sportpolitische System Spaniens ist zudem die Offenheit der Kompetenzverteilung zwischen der nationalen und regionalen Ebene.

Auf den zentralen theoretisch wie empirisch erschlossenen Erkenntnisse aufbauend schlägt die vorliegende Arbeit abschließend ein Modell vor, das staatliche Interventionsformen und darauf zurückzuführende Reaktionsformen des organisierten Sports kategorisiert.