Übersicht des Projekts

Abschlussvideo: Schulsport2030 - Was bleibt?

2. Förderphase Schulsport2030 (07/2019 - 12/2023)

Schulsport2030 ist das Folgeprojekt von Schulsport2020. Fünf Einrichtungen der DSHS Köln gewährleisten die Umsetzung der Teilprojekte: das Institut für Soziologie und Genderforschung, das Institut für Sportdidaktik und Schulsport, das Institut für Bewegungs- und Neurowissenschaft, das Psychologische Institut und das Zentrum für Sportlehrer*innenbildung.

Ausgangslage

Das Schulfach Sport nimmt in inhaltlicher, methodisch-didaktischer und räumlicher Hinsicht im Vergleich zu anderen Schulfächern eine besondere Rolle ein. Die Besonderheit des Fachs zeigt sich gemäß aktueller Lehrpläne auch im Doppelauftrag der „Erziehung zum Sport“ (im Sinne der Heranführung an die Sportkultur und einen körperlich aktiven Lebensstil) und der „Erziehung durch Sport“ (d.h. Persönlichkeitsentwicklung (DOSB, DSLV & dvs., 2009)).

Damit ist das Schulfach Sport in kaum vergleichbarer Weise mit der Lebensführung, Gesundheitsförderung und Persönlichkeitsentwicklung von jungen Menschen verbunden. Nicht zuletzt wegen dieses Doppelauftrags sind Sportlehrer*innen mit besonderen Beanspruchungen (Stresszuständen) und Belastungen konfrontiert. Zusätzlich verlangen die einzigartige Körperorientierung des Schulsports, die spezifischen Unterrichtsorte (Sporthallen, -plätze, Schwimmbäder), die stark divergierenden Voraussetzungen der Schüler*innen und die mitunter mangelnde Wertschätzung des Schulfachs Sport im Kollegium gerade von Sportlehrkräften besondere eigene Ressourcen zum Umgang mit Stress, Belastung und Konflikten.

Dieses besondere Beanspruchungsprofil von Sportlehrer*innen wächst durch zwei aktuelle und bedeutsame gesellschaftliche Entwicklungen: Die erste dieser Entwicklungen betrifft den seit den 80er Jahren vermehrten Bewegungsmangel schulpflichtiger Kinder. Lediglich 20 % der Jungen und 14 % der Mädchen zwischen 11 und 15 Jahren sind gesundheitswirksam körperlich aktiv (HBSC-Team Deutschland, 2011). Dies geht einher mit einer Steigerung des Übergewichts von Heranwachsenden um 50 % (Kurth, 2007). Der Schulsport ist daher mehr denn je gefordert, Kinder und Jugendliche zu Sport und alltäglicher Bewegung zu motivieren. Besondere Potenziale und zugleich Verpflichtungen ergeben sich diesbezüglich im Rahmen des Ausbaus der Ganztagsschulen. Immerhin stammen an allen Ganztagsschulen im Schnitt etwa 80% der Angebote aus dem Bereich von Bewegung, Spiel und Sport (Laging, 2010),  sodass sich für Sportlehrer*innen zunehmend die Aufgabe stellt, schulische Bewegungsangebote in der kommunalen Bildungslandschaft zu koordinieren und Schulen im Sinne einer bewegungsfreudigen Schule zu entwickeln (Laging, 2010; Wagner, 2012).

Die zweite Aufgabe, mit der Sportlehrer*innen jüngst konfrontiert werden, betrifft die Einführung der Inklusion an Schulen. Im Schulsport als körperliches und bewegungsnahes Fach geht diese Entwicklung mit sehr eigenen Herausforderungen einher. Dabei gilt es nicht nur die Einbeziehung von Kindern mit Förderbedarf stärker in der Sportlehrer*innenbildung zu verankern, sondern die gesamte Heterogenität der Schülerschaft im Blick zu behalten, denn der Sport ist durch ein komplexes Geflecht an Ungleichheiten gekennzeichnet (z. B. bzgl. des Geschlechts, des sozialen Milieus, der sportlichen Vorerfahrungen, des Migrationshintergrundes).

Das Kompetenzprofil von Sportlehrer*innen muss deshalb in mindestens folgenden Bereichen geschärft und erweitert werden:

  1. Sportlehrer*innen benötigen Kompetenzen zum Umgang mit Heterogenität und zur Förderung von Inklusion in einer zunehmend auf Vielfalt und Chancengerechtigkeit ausgerichteten Gesellschaft.
  2. Sportlehrkräfte brauchen vermehrt Kompetenzen zur schülerseitigen Aktivierung eines gesunden und aktiven Lebensstils in einer durch zunehmende Bewegungsferne gekennzeichneten Welt (dazu zählt auch die Entwicklung des Schulsports in kommunalen Bildungslandschaften und beim Ausbau der Ganztagsschulen).
  3. Angesichts der zunehmenden Ansprüche an Sportlehrkräfte benötigen sie Selbstregulierungskompetenzen, um mit diesen Ansprüchen und hiermit einhergehenden Stresssituationen im Schulalltag umgehen zu können.

 

Literatur

DOSB, DSLV & dvs. (2009). Memorandum zum Schulsport. Frankfurt: Deutscher Olympischer Sportbund.

HBSC-Team Deutschland. (2011). Studie Health Behaviour in School-aged Children. Faktenblatt „Körperliche Aktivität bei Kindern und Jugendlichen“. Bielefeld: WHO Collaborating Centre for Child and Adolescent Health Promotion.

Kurth, B. (2007). Geschlechtsspezifische Aspekte in der Epidemiologie der Adipositas: Der Kinder- und Jugendsurvey. Psychotherapie, Psychosomatik, Medizinische Psychologie, 57, 242-247.

Laging, R. (2010). Sport in der Ganztagsschule. In N. Fessler, A. Hummel & G. Stibbe (Hrsg.), Handbuch Schulsport (S. 429-442). Schorndorf: Hofmann.

Statistisches Bundesamt. (2013). Bildung und Kultur - Studierende an Hochschulen. Vorbericht; Wintersemester 2012/2013. Wiesbaden: Statistisches Bundesamt.

Wagner, I. (2012). Bewegung, Spiel und Sport im nordrhein-westfälischen Ganztag der Sekundarstufe I. Sportunterricht, 61, 302-306.

Ziele

Basierend auf den in der Ausgangslage beschriebenen Problemlagen und der universitären Ausgangssituation, wurden im Rahmen der ersten Förderphase (Schulsport2020) in drei relevanten Themenfeldern (Heterogenität/Inklusion, Sportmotivation/Bewegungsförderung sowie Sportlehrer*innenstress) Ansatzstellen für Weiterentwicklungen der Lehrer*innenbildung analysiert, Produkte (d. h. Bildungskonzeptionen und Lehr-/Lernwerkzeuge) entwickelt, erprobt und evaluiert sowie Fundamente für inner- und außeruniversitäre Strukturen der Profilierung, der Nachwuchsförderung und des Produkttransfers geschaffen.

 

Ausgehend hiervon lassen sich für die zweite Förderphase fünf Hauptziele definieren:

1. Profilierung der Lehrer*innenbildung an der DSHS Köln

Zur verstärkten Profilierung der Lehrer*innenbildung an der DSHS Köln soll die hochschuleigene wissenschaftliche Ausrichtung und Sichtbarkeit der Sportlehrer*innenbildung verfestigt und ausgebaut werden. Daher sollen als Teilziele (1) ein hochschulinternes Förderprogramm zur „Schulsportforschung und Sportdidaktik“ entwickelt und umgesetzt, (2) wissenschaftliche Personalstrukturen im Bereich (Sport-)Lehramt kontinuierlich weiterentwickelt, (3) das wissenschaftliche Publikationswesen gestärkt und (4) die Öffentlichkeitsarbeit ausgeweitet werden.

2. Weiterführung und Ausbau von Forschung und Qualitätssicherung

Die Forschung und Qualitätssicherung der ersten Förderphase soll bezogen auf die projektspezifischen Themen, Produkte und Prozesse weitergeführt und ausgebaut werden. Als Teilziele sollen (1) ein Monitoring und eine Evaluation der Produktnutzung (d. h. Nutzung der Bildungskonzeptionen und der Lehr-/Lernwerkzeuge) erfolgen, um ihre Reichweite, Flexibilität, Akzeptanz und Effekte prüfen zu können, (2) die Bedingungen der spezifischen Anwendungsfelder Grundschule und Ganztag analysiert werden, um die Übertragbarkeit von Produkten auf diese Anwendungsfelder gewährleisten zu können, und (3) die Effekte des Einsatzes spezifischer digitaler Medien in der Sportlehrer*innenbildung untersucht werden.

3. Produkt(weiter-)entwicklung

Die bestehende Produktpalette soll unter Berücksichtigung bestehender und zukünftiger Evaluationsergebnisse ausgeweitet werden. Dies umfasst als Teilziele sowohl (1) den weiterführenden Ausbau bestehender Bildungskonzeptionen und Lehr-/Lernwerkzeuge, (2) die Entwicklung spezifischer Produkte für die Anwendungsfelder Grundschule und Ganztag (s. Teilziel (2) in 4.2) sowie (3) die Entwicklung und Erprobung von Instrumenten zur Selbstdiagnostik bzw. Selbstreflexion.

4. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses

Für den wissenschaftlichen Nachwuchs im Projekt Schulsport2030 (und darüber hinaus) sind die Stärkung der Forschungskompetenz sowie der Innovationsfähigkeit im Bereich der Sportlehrer*innenbildung grundsätzliche Zielstellungen. Folgende Teilziele werden definiert: (1) Weiterführung und Ausbau hochqualitativer Betreuung und Qualifizierung des wissenschaftlichen Nachwuchses, (2) Entwicklung von Maßnahmen des internationalen Austausches des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Sportlehrer*innenbildung und (3) Einrichtung zusätzlicher wissenschaftlicher Nachwuchsstellen für die Schulsportforschung.

5. Gewährleistung von Nachhaltigkeit und Transfer im Projekt Schulsport2030

Die Nachhaltigkeit und der Transfer der Produkte soll durch die Implementierung von Bildungskonzeptionen und Lehr-/Lernwerkzeugen in allen Phasen der Sportlehrer*innenbildung erfolgen. Als Teilziele sollen hierfür (1) Rahmenbedingungen geschaffen werden (institutionell, personell, organisatorisch), (2) die Akzeptanz der Produkte durch Informationsweitergabe und Erreichbarkeit gesichert werden und (3) ein Bildungsportal Schulsport2030 aufgebaut und eingerichtet werden, das inneruniversitär, regional sowie überregional die Nutzung von Produkten in der Sportlehrer*innenbildung gewährleistet.

Arbeitspakete

Arbeitspakete in der 2. Förderphase (Schulsport2030)

Für jedes der fünf Hauptziele werden spezifische Arbeitspakete (AP) beschrieben, welche aus unterschiedlichen Arbeitssträngen bestehen. Die Arbeitsstränge beschreiben mit unterschiedlicher Akzentuierung konzeptionelle Entwicklungen, Forschungs- bzw. Evaluationsprozesse sowie technische und personale Strukturentwicklungen. Alle beschriebenen Arbeitsprozesse sind in das Nachhaltigkeitskonzept von Schulsport2030 eingebunden und über gemeinsame personale, organisatorische und technische Strukturen verknüpft.

Arbeitspaket A

In diesem AP werden die Vorarbeiten der ersten Förderphase (Schulsport2020) in Richtung einer verstärkten wissenschaftlichen Ausrichtung und Sichtbarkeit der Sportlehrer*innenbildung verfestigt. Darunter fallen die 2018 gegründete Zeitschrift für Studium und Lehre der Sporwissenschaft (ZSLS) sowie die inner und außeruniversitäre Präsenz des Projekts Schulsport2030 in Form dieser Projektwebsite, Schulsporttagungen und der Aufbau und Bekanntmachung des Bildungsportals Schulsport2030. Neue Vorhaben dieses APs sind das "Förderprogramm Schulsportforschung und Sportdidaktik" sowie die "wissenschaftliche Personalentwicklung im Lehramt".

Arbeitspaket B

Die Nutzung von Bildungskonzeptionen und Lehr-/Lernwerkzeugen (Produkte) wird in der zweiten Förderphase verstärkt beobachtet (Monitoring) und evaluiert. Dies betrifft sowohl Produkte, die in der ersten Förderphase (Schulsport2020) entwickelt wurden, als auch Weiterentwicklungen in der zweiten Förderphase.

Arbeitspaket C

Die Lehr-/Lernwerkzeuge, die in der ersten Förderphase (Schulsport2020) auf Basis der empirischen Analysen erstellt und in Pilotprojekten erprobt und evaluiert wurden, werden in der zweiten Förderphase ausgebaut und durch weitere Lehr-/Lernwerkzeuge ergänzt.

Arbeitspaket D

In diesem AP ist die zentrale Koordinationsstruktur das Graduiertenkolleg Schulsport2030. Die jeweiligen Arbeitsstränge um AP-D betreffen die Weiterführung und den Ausbau einer hochqualitativen Betreuung und Qualifizierung des Nachwuchses, die Entwicklung des internationalen Austausches des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Sportlehrer*innenbildung sowie die Einrichtung zusätzlicher wissenschaftlicher Nachwuchsstellen für die Schulsportforschung.

Arbeitspaket E

Um die Nachhaltigkeit und den Transfer sicherzustellen, werden in diesem AP die Lehr-/Lernwerkzeuge und Bildungskonzeptionen (Produkte) in die drei Phasen der Sportlehrer/-innenbildung implementiert (u.a. hochschulinterne Netzwerkbildung, regionale/überregionale Netzwerke: Bezirksregierung Köln, Deutscher Sportlehrerverband (DSLV), Deutscher Olympischer Sportbund (DOSB)). Weitere Arbeitsstränge dieses APs umfassen den Aufbau und die Pflege des Bildungsportals Schulsport2030 sowie den Transfer der Produkte in die Universitäten Kiel und Leipzig.