Eigenbluttherapie - UV-Bestrahlung von Blut

Im Rahmen von staatsanwaltschaftlichen Untersuchungen wurde im Januar 2012 bekannt, dass Sportler am Olympiastützpunkt Erfurt mit einer Art "Eigenbluttherapie" behandelt wurden. Dabei wurde den Medienberichten entsprechend den Athleten ca. 30 bis 50 ml Blut abgenommen, das Blut mit UV-Bestrahlung behandelt und anschließend wieder in die Blutbahn injiziert. Von dem praktizierenden Arzt wurde angegeben, diese Maßnahme zur Verbesserung der Immunabwehr angewendet zu haben.

In diesem Zusammenhang sind im Wesentlichen drei Fragen diskutiert worden:

  1. Ist die Methode nach dem Dopingreglement verboten?
  2. Führt die Anwendung der Methode zu Leistungssteigerungen?
  3. Werden durch diese Methode Blutparameter wie z.B. die Anzahl der Retikulozyten verändert?

Was ist Eigenbluttherapie?

Die Eigenbluttherapie ist eine Methode der Alternativmedizin und wird als heilpraktisches Verfahren eingesetzt. Hierbei wird dem Patienten zunächst eine geringe Menge Blut entnommen, mit einer bestimmten Methode (z.B. UV-Licht, Ozon usw.) behandelt und dem Betroffenen wieder zugeführt.

Nach der Injektion oder Infusion des behandelten Blutes soll das Immunsystem das „neue“ Blut als Fremdkörper erkennen, so dass es zu einer Aktivierung bzw. Stimulation der körpereigenen Abwehrkräfte kommt. Eine Stärkung des Immunsystems wird dadurch erhofft.

Es gibt verschiedene Formen der Eigenblutbehandlung, u.a. die ultraviolett-aktivierte Eigenbluttherapie (UVE), wobei das Blut vor der Rückinfusion mit UV-C-Licht bestrahlt wird.

Ist Eigenbluttherapie nach dem Dopingreglement verboten?

Seit 2004 beschließt die Welt Anti-Doping Agentur die Liste der verbotenen Substanzen und Methoden. Unter den drei verbotenen Methoden wurde unter dem Punkt M1 Methoden zur Erhöhung des Sauerstofftransfers folgender Satz ausgewiesen:

WADA Reglement ab 2004 unter M1
The following are prohibited: a. Blood doping, including the use of autologous, homologous or heterologous blood or red blood cell products of any origin, other than for medical treatment.

WADA Reglement ab 2006 unter M1
The following are prohibited: a. Blood doping, including the use of autologous, homologous or heterologous blood or red blood cell products of any origin.

Anmerkung:
Das Reglement sagt somit aus, dass die Zufuhr von eigenem Blut verboten ist, und zwar unabhängig von der Blutmenge. Bis einschließlich 2005 konnte aber bei einer medizinischen Begründung Eigenblut appliziert werden. Diese medizinische Ausnahme entfiel ab 2006.

WADA Reglement ab 2011 unter M1
Keine Änderung in der Formulierung zu 2006.
Aber unter M2 Chemische und Physikalische Manipulation wurde folgender Punkt hinzugefügt:

WADA Reglement ab 2011 unter M2
3. Sequential withdrawal, manipulation und reinfusion of whole blood into the circulatory system is prohibited.

Damit ist seit 2011 die Methode der Eigenbluttherapie explizit verboten.

Für die Zeit davor könnte das Reglement so ausgelegt werden, dass die Eigenbluttherapie mit der allgemeinen Formulierung des Verbots der Zufuhr von roten Blutzellen nicht zugelassen war. Dieses bedarf einer juristischen Klärung.

Führt Eigenbluttherapie zu Leistungssteigerungen?

Bei der verbotenen Methode des Blutdopings wird die Gesamtzahl der roten Blutkörperchen durch eine Bluttransfusion erhöht, womit eine verbesserte Sauerstoffaufnahme ermöglicht wird. Damit einher geht eine verbesserte Ausdauerleistungsfähigkeit.Bei Blutdoping mit eigenem Blut wird das Blut aber erst nach einer längeren Zeit, wenn der Organismus die abgenommene Blutmenge durch eine erhöhte Neubildung ausgeglichen hat, wieder zugeführt.

Dagegen wird bei der Eigenbluttherapie eine geringe Menge an Blut nach der Abnahme und Behandlung zeitnah wieder zurückgeführt. Daraus ergibt sich keine Erhöhung der Gesamtzahl der Erythrozyten, weshalb die Methode in diesem Sinne auch zu keiner Leistungssteigerung führt. Inwieweit eine Behandlung einer geringen Blutmenge mit UV-Bestrahlung nach Rückführung in den Körperkreislauf zu physiologischen Veränderungen führt, die mit einer Verbesserung der Ausdauerleistungsfähigkeit einhergehen, ist bisher nicht bekannt und wird zur Zeit auch stark bezweifelt.

Führt die Eigenbluttherapie zu Veränderungen der Retikulozytenzahl?

Inwieweit das abgenommene Blut durch UV-Bestrahlung zu Veränderungen der hämatologischen Blutparameter wie z.B. die Anzahl der Retikulozyten führen kann, ist nicht ausreichend bekannt.

Auch wenn es hierbei zu Veränderungen kommen sollte, so muss man davon ausgehen, dass eine Rückführung von ca. 30 bis 50 ml Blut bei einem gesamten Blutvolumen von etwa 5000 ml (5 L) zu keinen signifikanten Veränderungen der Blutparameter führen wird.

Institut für Biochemie der DSHS Köln, letztes Update 19.6.2012