Bürger und Gewerkschafter: Ludwig Rosenberg

Projektleitung:
Univ.-Prof. Dr. Jürgen Mittag
 
Projektmitarbeiter/innen:

Dr. Frank Ahland

Name des Instituts:
Institut für Europäische Sportentwicklung und Freizeitforschung

Forschungszeitraum:

2011-2015

Finanzierung:
Hans-Böckler-Stiftung

 

Bürger und Gewerkschafter. Ludwig Rosenberg 1903 bis 1977
Ludwig Rosenberg gehörte zwanzig Jahre lang dem geschäftsführenden Bundesvorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes an, davon sieben als Vorsitzender (1962-1969). Der fünfte Vorsitzende des DGB kann mithin als einer der wichtigsten Gewerkschaftsfunktionäre der frühen Bundesrepublik betrachtet werden. Anhand seiner Biografie lassen sich komplexe Vorgänge anschaulich und für eine breite Leserschaft allgemein verständlich darstellen.

Das Forschungsprojekt zur Biografie Ludwig Rosenbergs, eines der in Herkunft und Habitus vielleicht bürgerlichsten deutschen Gewerkschafter, fügt sich ein in den seit wenigen Jahren zu konstatierenden Aufschwung der Gewerkschafterbiografik, die den lückenhaften Kenntnisstand über die Gewerkschaftselite im Allgemeinen wie auch die Kenntnis der Gewerkschaftsgeschichte in der Bundesrepublik Deutschland zu erweitern vermag.

Wissenschaftliche Aufarbeitungen des Lebensweges Ludwig Rosenbergs fehlten bislang, es lagen lediglich einzelne wenig zuverlässige Porträts vor. Dabei kann die Biografie Ludwig Rosenbergs eine umfassende Darstellung der Institutionen- und Organisationsgeschichte der Gewerkschaften in den 1950er und 1960er Jahren nicht ersetzen. Sie ermöglicht jedoch einen vertiefenden Blick auf die Binnenstrukturen des Dachverbands der Gewerkschaften, auf das Verhältnis der Vorsitzenden der Einzelgewerkschaften zum geschäftsführenden Bundesvorstand, allgemeiner ausgedrückt: auf die Ausgestaltung der politischen Kultur der Gewerkschaften. Ebenso fragt sie nach der politischen Rolle Ludwig Rosenbergs im parlamentarischen System, seinen Kontakten zu Bundeskanzlern und Ministern, zu Parteien und Abgeordneten.

Die narrativ angelegte Arbeit benutzte den umfangreichen, bislang größtenteils unaufgearbeiteten Nachlass Ludwig Rosenbergs und die Archivunterlagen des DGB und kontrastierte sie mit ergänzenden Überlieferungen der Einzelgewerkschaften und staatlicher Stellen, vor allem der Bundesregierung und einzelner Bundesministerien. Darüber hinaus wurde das umfangreiche Schrifttum Ludwig Rosenbergs herangezogen.

Ludwig Rosenberg prägte die Entwicklung des Deutschen Gewerkschaftsbundes in den ersten zwanzig Jahren seines Bestehens in einzelnen Aspekten entscheidend mit: Die zügige Wiedereingliederung der westdeutschen Gewerkschaften in die internationale Gewerkschaftsbewegung, das überaus starke Engagement der Gewerkschaften im Prozess der europäischen Integration und der Entstehung der Europäischen Gemeinschaften und die Neukonzeption der gewerkschaftlichen Programmatik im Zuge der Abwendung von einem sozialistisch geprägten Gegenentwurf zur Integration in die bestehende kapitalistische Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung lassen sich ohne sein Wirken nicht erklären. Zudem ermöglichte er als Vorsitzender den Gewerkschaften neue Handlungsmöglichkeiten auf dem politischen Parkett. Es gelang ihm, den im Konzert starker Einzelgewerkschaften schwach aufgestellten Dachverband durch krisenhafte Situationen (Notstandsgesetzgebung, Konzertierte Aktion) zu manövrieren und den DGB als einflussreichen gesellschaftlichen Akteur zu verankern. Sein besonderes Augenmerk lag dabei stets auf der Ausgestaltung einer entwickelten pluralistischen Demokratie und des Verhältnisses zu Israel.

Veröffentlichung
Frank Ahland: Bürger und Gewerkschafter – Ludwig Rosenberg (1903 bis 1977). Eine Biografie (Veröffentlichungen des Instituts für soziale Bewegungen, Reihe A: Darstellungen, Band 61), Essen: Klartext-Verlag 2016, ISBN: 978 3 8375 1272 4  

 

Buchvorstellung: Do, 1.9.2016 um 18.00 Uhr  im Haus der Geschichte des Ruhrgebiets,
Clemensstraße 17-19, 44789 Bochum 

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