Aromatase-Hemmer

Definition

Die Anwendung von Aromatase-Hemmern bei Männern wurde erstmalig ab dem 1.9.2001 vom IOC verboten. Bis Ende 2002 wurden Aromatase-Hemmer unter der Gruppe „Peptidhormone, analoge und mimetische Verbindungen“ aufgeführt. Ab 1.1.2003 wurde hierzu aber eine eigene verbotene Wirkstoffgruppe "Substanzen mit antiestrogener Wirkung" ausgewiesen. Ab 1.1.2005 wurden Aromatase-Hemmer auch für Frauen verboten. Ab 1.1.2008 wurde die Gruppe in "Hormonantagonisten und Modulatoren" umbenannt. Eine weitere Umbenennung der Gruppe erfolgte Anfang 2012 in „Hormone und metabolische Modulatoren“.

 

Im Folgenden soll erklärt werden, was Aromatase-Hemmer sind und wieso sie vom IOC/WADA verboten wurden?

Aromatase ist ein Enzym, das bei der Biosynthese von Steroidhormonen, insbesondere bei der Synthese von Estradiol (Östradiol), ein Geschlechtshormon bei Frauen, von Bedeutung ist. Bei der Steroidbiosynthese wird Estradiol aus Testosteron (wichtigstes männliches Geschlechtshormon) bzw. aus Androstendion, das zuerst in Estron und dann zu Estradiol umgewandelt wird (s.Abb.1), gebildet. Dabei wird der linke Ring (A-Ring) des cyclischen Systems aromatisiert (roter Ring = Aromat, hier ein substituierter Phenylring). 


Durch Hemmung der Aromatase kommt es bei Frauen zu einer Reduktion der Biosynthese von Estrogen aus Testosteron bzw. Androstendion. Estrogene sind für das Wachstum von hormonabhängigen Mammakarzinomen (Brustkrebs) von Bedeutung. Die Hemmung des Enzyms Aromatase durch Aromatase-Hemmer erniedrigt die Estrogen-Biosynthese in peripheren Geweben und im Tumorgewebe, was zu einer Rückbildung von Tumoren führen kann.

Zurzeit werden drei Gruppen von Aromatase-Hemmern unterschieden:

  1. Aminoglutethimid
  2. Nicht steroidale Aromatase-Hemmer (Anastrozol, Letrozol, Vorozol)
  3. Steroidale Aromatase-Hemmer (Exemestan, Formestan)

Bedeutung als Dopingmittel

Der Missbrauch dieser Substanzen im Sport ist damit zu begründen, dass zum einen versucht wird, mit der Anwendung von Aromatase-Hemmern Nebenwirkungen durch den Missbrauch von Anabolika zu vermindern. So ist z.B. Gynäkomastie (unnatürliches Brustwachstum) bei männlichen Anabolika-Anwendern beschrieben. Die Ursache für eine Gynäkomastie wird im Wesentlichen als estrogene Nebenwirkung erklärt, die durch die Umwandlung von Anabolika zu Estrogenen möglich ist.

siehe hierzu auch: Nebenwirkungen von Anabolika

Der zweite Grund des Missbrauchs von Aromatase-Hemmern wird ebenfalls mit der Hemmung der Bildung von Estrogenen begründet, wobei gleichzeitig die Testosteronkonzentration im Blut ansteigen soll. Weiterhin soll eine erhöhte Stimulation der Testosteronbiosynthese gegeben sein. Wissenschaftlich ist das aber nicht belegt. Testosteron hat bekanntlich anabole Wirkungen, womit eine leistungssteigernde Wirkung erklärbar wäre.

Nebenwirkungen

Nebenwirkungen der Aromatase-Hemmer sind sehr umfangreich. So werden z.B. für Aminoglutethimid in der Produktbeschreibung folgende unerwünschte Wirkungen angegeben: Müdigkeit, Benommenheit, Verwirrtheit, Teilnahmslosigkeit, innere Unruhe, depressive Verstimmung, Adynamie, Durchschlafstörungen, Ataxie bei höherer Dosierung; Nausea, Erbrechen, Verstopfung, Diarrhoe; selten Schwindel, Kopfschmerzen, Anorexie mit Geschmacksirritationen; Hyponatriämie, Hypotonie. Dosisunabhängigkeit in den ersten 7-14 Tagen, Exanthem möglich; Dermatitis, Stevens-Johnson-Syndrom; in Einzelfällen behandlungsbedürftige Hypothyreose; Anämie, Leukopenie, Agranulozytose, Thrombozytopenie bzw. Panzytopenie; vereinzelt allergische Alveolitis; relativ häufig Anstieg der Gamma-GT, Hepatitis.

Siehe auch Antiestrogene