„Wir haben für jeden Bereich einen Topexperten“

Prof. Dr. Stephan Geisler spricht im Interview mit der Universitären Weiterbildung über das Zertifikatsstudium zum DSHS Athletiktrainer.

Herr Prof. Geisler, Sie haben den DSHS Athletiktrainer vor vier Jahren, damals noch unter dem Namen „DSHS Kraft- und Konditionscoach“, ins Leben gerufen. An wen richtet sich dieses Zertifikatsstudium?

Es richtet sich vor allem an diejenigen, die schon als Trainer oder Therapeut tätig sind, sich aber gerne noch spezifischer mit dem Thema Athletiktraining auseinandersetzen und in diesem Bereich  Vereinsmannschaften oder Athleten betreuen möchten. Das können Physiotherapeuten, Sportwissenschaftler und auch Fitnesstrainer sein, die schon über ein sehr umfangreiches sportspezifisches Wissen verfügen. Für all diejenigen wäre der DSHS Athletiktrainer die optimale Krönung.

Wie kann ich mir typische Inhalte dieser Weiterbildung vorstellen?

Natürlich bestehen die Inhalte vor allem darin, wie die konditionellen Fähigkeiten Kraft, Ausdauer, Koordination und Beweglichkeit gesteigert und vermittelt werden können bzw. sollten. Darüber hinaus sind aber auch Themen wie Risikoaspekte im Doping oder Motivation von Mannschaften und Sportlern Inhalte der Weiterbildung. Und dann gehen wir natürlich auch noch in die Anatomie und Physiologie, also in ein paar Grundlagen, damit der Trainer und die Trainerin auch weiß, was genau er bzw. sie durch das Training „im Körper anrichtet“ (lacht). Das Ausbildungsspektrum ist sehr umfassend.

Für mich hört sich das auch ein bisschen nach „Personal Trainer“ an. Was sind da die Unterschiede?

Also ich würde fast sagen, ein guter Personal Trainer kann auch ein guter Athletiktrainer werden. Aber er muss noch viel mehr beachten: Im Personal Training arbeite ich meistens nur 1:1 und in den meisten Fällen eher mit Zielen wie Abnehmen und Muskelaufbau. Das sind eher untergeordnete Ziele im Athletiktraining. Beim Athletiktraining arbeite ich meist mit Mannschaften, die teilweise von der Leistungsfähigkeit zudem noch sehr heterogen sind. Die wollen höher, schneller, weiter – und nicht unbedingt nur einen dickeren Arm (lacht).

Wo kann ich dann später mit dem Zertifikat DSHS Athletiktrainer arbeiten?

Die Profession Athletiktrainer kommt immer mehr in Deutschland. Wenn wir in andere Länder wie die USA schauen, haben fast alle Profisportler oder Halbprofisportler ihre eigenen Konditionscoaches, die das Training betreuen. Aber auch in Deutschland ist das zunehmend der Trend: Natürlich als erstes in den populären Sportarten wie dem Fußball, wo auch der finanzielle Hintergrund gegeben ist. Aber auch die nicht-populären Sportarten fangen langsam an, ihre eigenen Athletiktrainer einzustellen, meistens im Vereinswesen. Ich würde sagen, es ist ein Markt der Zukunft in Deutschland.

Sie haben ja nun schon mehrere Jahrgänge begleitet. Haben Sie Kontakt zu bisherigen Teilnehmern und wissen, was aus ihnen geworden ist?

Ich kenne einige Absolventen, mit denen ich auch noch über soziale Netzwerke in Verbindung stehe. Und jeder hat die Weiterbildung aus unterschiedlichen Motiven gemacht: Einige haben den Athletiktrainer als Berufseinstieg genutzt, sind jetzt bei größeren Vereinen tätig. Andere haben die Weiterbildung zunächst nur für sich genutzt, um das persönliche Know-how oder die Trainerkenntnis zu erweitern.

Sie haben in diesem Jahr eine Namensänderung vorgenommen – vom „DSHS Kraft- und Konditionscoach“ zum „DSHS Athletiktrainer“. Wie kam es dazu?

Wir haben uns ursprünglich am amerikanischen Modell orientiert. Hier besitzt prinzipiell jeder Konditionstrainer den CSCS-Titel, das heißt Certified Strength and Conditioning Specialist. Daher erschien uns auch die deutsche Übersetzung als Kraft- und Konditionscoach adäquat. Allerdings haben wir dann festgestellt, dass in Deutschland der Certified Strength and Conditioning Specialist eher unter der Bezeichnung „Athletiktrainer“ bekannt ist und in der Branche existiert. So kam es dann zur Umbenennung. Wir wollen schließlich, dass gefunden wird, wonach gesucht wird, unabhängig von der Bezeichnung.

Folgten auf die Namensänderung auch Änderungen im Programm?

Die Weiterbildungsinhalte sind weitgehend geblieben, bis auf ein paar kleine Änderungen. Wir haben etwas mehr die Trends im Functional Training berücksichtigt, die in den letzten Jahren aufgekommen sind. Hierzu zählen Methoden wie Slingtraining, Kettlebell Training und Bodyweight Training, also viel mit eigenem Körpergewicht, mit Bällen und elastischen Widerständen. Das haben wir vor allem deshalb gemacht, weil eben viele Athletiktrainer und -trainerinnen in den Vereinen nicht die beste Ausstattung vorfinden, sondern ihnen oft nur eine Turnhalle oder ein Sportplatz zur Verfügung steht, und sie mit diesen Gegebenheiten klarkommen bzw. arbeiten müssen. Da versuchen wir, vieles was es auf dem Markt gibt, mit einzubauen. Insgesamt haben wir auch ein bisschen hinsichtlich der Gewichtungen der einzelnen Teilbereiche umstrukturiert, wodurch die Weiterbildung noch etwas umfangreicher geworden ist.

Zum Schluss noch die entscheidende Frage: Was hebt den Zertifikatsstudiengang DSHS Athletiktrainer denn von anderen Athletiktrainerausbildungen ab?

Ich habe den Athletiktrainer zwar ins Leben gerufen, unterrichte aber nur einen kleinen Teil in dieser Weiterbildung. Und das ist das Wichtige: Es gibt manche Anbieter auf dem Markt, da macht einer alles und das finde ich immer schwierig. Ich habe mir für die einzelnen Teilbereiche des Athletiktrainers absolute Spezialisten ausgesucht: Motivation macht ein Psychologe, Dopinginformation macht jemand, der hier aus dem Dopinginstitut der Sporthochschule kommt. Krafttraining ist mein Part, genauso habe ich aber beispielsweise noch Spezialisten für den Functional Bereich und jemanden für Sprung- oder Schnellkraft und den Ausdauerbereich. Dass wir so viele Topexperten in den einzelnen Bereichen haben, macht diese Weiterbildung meiner Meinung nach so einzigartig.

 Für Interessierte: Alle Informationen zum DSHS Athletiktrainer gibt es hier.