Internationaler Austausch im European Handball Manager

Jennifer Kettemann, Geschäftsführerin der Rhein-Neckar Löwen, ist eine der TeilnehmerInnen des aktuellen EHM-Studiengangs. Foto: ©Sörli Binder

Im Januar fand an der Deutschen Sporthochschule Köln die zweite Präsenzphase des aktuellen Jahrgangs des European Handball Managers (EHM) statt. Mit dabei: Jennifer Kettemann, Geschäftsführerin der Rhein-Neckar Löwen. Im Nachgang sprach sie mit uns über den Zertifikatsstudiengang EHM und die Vernetzung der Handballwelt sowie über die zukünftigen Herausforderungen der Sportart.

Frau Kettemann, in der European Handball Federation (EHF) wird die Einführung einer Europaliga ab 2020 diskutiert.Was halten Sie davon?  

Die neue Form verspricht eine größere Attraktivität für Fans und Sponsoren. Sind wir ehrlich, die aktuelle Gruppenphase der Champions League, bei der sechs von acht Teams weiterkommen, ist wenig attraktiv. Durch diese positiven Veränderungen im Wettbewerb wird sich auch die Vermarktung verbessern. Der Hauptvorteil der Reform besteht für uns allerdings in der viel besseren Planbarkeit, da die Champions League an festen Terminen stattfinden wird. Die Erhöhung der Anzahl der Spiele sehe ich als einen erheblichen Nachteil. Die Terminierung wird eine große Herausforderung für die deutschen Clubs werden. Neben dem Europapokal müssen wir auch noch 17 Ligaheimspiele im Kalender unterbringen, und das mit strikten Vorgaben durch den TV-Vertrag der Handball-Bundesliga.

Inwieweit wird ein solches Thema und die damit verbundenen Herausforderungen im European Handball Manager (EHM) behandelt?  

Explizit und im Detail haben wir das Thema nicht behandelt. Die Einblicke in amerikanische Sportligen und der Vergleich mit den Teamsportligen in Europa in den sportökonomischen Grundlagen sowie die Unterrichtseinheiten zum Thema Governance helfen aber schon, die Interessen der Ligen, Verbände und Clubs sowie die Zusammenhänge besser zu verstehen.

Der Handball in Deutschland ist gut aufgestellt. Sicher gibt es einige Nationen, die sich daran gerne ein Beispiel nehmen würden. Wie gestaltet sich der Austausch mit anderen Vertreterinnen und Vertretern des internationalen Spitzenhandballs?

Ich halte den Austausch mit internationalen Verbänden und Vereine für gut, aber sicher ausbaubar. Meistens trifft man sich im Rahmen von Großereignissen wie Welt- oder Europameisterschaften. Auch der EHM-Studiengang bietet eine gute Möglichkeit des Austauschs, denn die Teilnehmenden aus Österreich, der Schweiz, Deutschland und Slowenien geben Einblicke in ihre Arbeit, Probleme und Herausforderungen sowie deren Lösungsansätze. Solche Informationen erhält man auf anderen Wegen nur sehr schwer.  

Stichwort Welt- oder Europameisterschaften: Mit Deutschland und Dänemark richten erstmals zwei Länder die WM gemeinsam aus: Inwiefern ist auch das ein Zeichen dafür, dass die Handballwelt zusammenrückt?

Dänemark ist wie Deutschland eine Handballnation. Es wird nicht das letzte Großereignis bleiben, das von mehreren Nationen ausgetragen wird. Umso wichtiger ist natürlich der regelmäßige internationale Austausch und dass Programme, wie bspw. der EHM, entwickelt und natürlich auch in Anspruch genommen werden. Ich denke, wir können noch viel voneinander lernen und auch gemeinsam mehr für unsere Sportart erreichen.

Die Damen-WM kam live im Free-TV, die Herren-Bundesliga kommt überwiegend auf Sky. Wie bewerten Sie die beiden Modelle und wie könnte in Zukunft ein Spagat geschafft werden, von dem alle profitieren?

Die Berichterstattung über die DKB Handball-Bundesliga bei Sky ist absolut erstklassig. Dafür steht Sky. Natürlich wäre es wünschenswert, wenn es noch mehr Spiele ins Programm der öffentlich-rechtlichen Sender finden würden. Ich finde es wichtig, dass die Spiele der Nationalmannschaft auch in Zukunft im freien TV übertragen werden. Eine erfolgreiche Nationalmannschaft ist die beste Werbung für eine Sportart. 

Welche Rolle spielt das Erreichen des ausländischen Marktes bei solchen Gedanken?

Der Handball entwickelt sich ständig weiter, deswegen ist es selbstverständlich, dass wir auch über die Landesgrenzen schauen. Hier sehe ich aber noch Entwicklungspotenzial. Natürlich ist und wird die Internationalisierung  von nationalen Ligawettbewerben zukünftig ein Thema sein.

Die Bewerbungsphase für den nächsten internationalen Jahrgang des Zertifikatsstudiengangs European Handball Manager läuft noch bis zum 30. April 2018. Interessierte erhalten weitere Informationen unter www.dshs-koeln.de/ehm.