Skateboarding in der Schule: Warum es den Sportunterricht bereichert

Skateboarding erfreut sich seit einigen Jahren immer größerer Beliebtheit, auch in Deutschland. Es gibt mittlerweile mehr als 2.000 Skateparks in Deutschland und seit den olympischen Sommerspielen in Tokio 2020 ist es sogar eine olympische Disziplin. Trotzdem gibt es nach wie vor zu wenige ausgebildete Lehrkräfte, bzw. Übungsleiterinnen und Übungsleiter, die qualifizierten Unterricht, bzw. qualifiziertes Training im Skateboarden anbieten können. Vor allem an Schulen ist die Vermittlung dieser Sportart noch eine Seltenheit. Dabei gibt es zahlreiche gute Gründe, warum Skateboarding in den Sportunterricht an Schulen integriert werden sollte.

Welchen Mehrwert kann Skateboarding für den Sportunterricht bieten?

Skateboarding macht nicht "nur" Spaß, sondern ist eine sehr komplexe und anspruchsvolle Sportart, die eine Vielzahl an Fähigkeiten und Qualitäten schult. Insbesondere fördert Skateboarding die Koordination, das Gleichgewicht, die Reaktionsfähigkeit sowie die Beweglichkeit der Kinder und Jugendlichen. Durch das Gleichgewichtstraining und die kontinuierliche Anpassung an unterschiedliche Oberflächen, Winkel und Hindernisse wird auch das propriozeptive System gefördert, was Körperkontrolle und Körperwahrnehmung verbessert. Als Ganzkörper-Workout stärkt es zudem die Muskulatur, insbesondere die Bein-, Rücken- und Bauchmuskulatur.

Neben den körperlichen Aspekten sind aber vor allem die psychischen und sozialen Aspekte nicht zu vernachlässigen: Skateboarding kann im Sinne einer Selbstwirksamkeitserfahrung das Selbstvertrauen stärken, da die Schülerinnen und Schüler lernen, ihre Fähigkeiten und Grenzen zu erkennen, zu überwinden und ihre Fortschritte zu feiern. Diese Art des Erfolgserlebnisses ist umso stärker, je größer das wahrgenommene Wagnis ist. Dies kann zu einem regelrechten „Kick“ führen, der die Kinder nachhaltig „beflügelt“ und intrinsisch motiviert, weiterzumachen. Dieses Phänomen ist aus vielen sogenannten Funsportarten unter dem Begriff „stoke“ bekannt („the stoke is real“). Dabei steht Perfektion nicht unbedingt im Vordergrund, sondern eher die Tatsache, dass die Schülerinnen und Schüler eigene Erfahrungen sammeln und sich ausprobieren. Hinfallen ist kein Problem, sondern Teil des Sports – selbst bei Profis. Fällt man hin, steht man wieder auf und probiert es nochmal, und zwar so lange bis es funktioniert. So wird spielerisch eine gewisse Beharrlichkeit erlernt und die eigene Frustrationstoleranz erhöht.

Skaten erfordert darüber hinaus Konzentration und Fokus, was sich positiv auf die kognitiven Fähigkeiten auswirken kann. Die Schülerinnen und Schüler lernen auch, Risiken und Konsequenzen abzuschätzen und Entscheidungen zu treffen. Skateboarden kann auch das Sozialverhalten fördern, wenn es in Gruppen praktiziert wird. Schülerinnen und Schüler lernen, respektvoll zusammenzuarbeiten und sich gegenseitig zu unterstützen. Gerade für Kinder und Jugendliche, die sich nicht für klassische Sportarten begeistern können, bietet Skateboarden zudem eine tolle Möglichkeit, sich sportlich zu betätigen und Freude an der Bewegung zu erfahren. Dabei ist besonders hervorzuheben, dass Skateboarding einerseits ein völlig individuelles Erlebnis ist, bei dem jeder Fortschritte in seinem eigenen Tempo machen kann. Andererseits können Erfahrungen und Erfolge auch gemeinsam in der Gruppe geteilt und gefeiert werden.

Die Einbindung des Skateboardfahrens in den Sportunterricht bietet somit eine ideale Ergänzung zum klassischen Sportprogramm an Schulen, da es eine Vielzahl von körperlichen, psychischen und sozialen Vorteilen bietet. Darüber hinaus können Schülerinnen und Schüler durch die Praxis von Skateboardfahren eine gesunde Lebenseinstellung und eine positive Haltung zu körperlicher Aktivität und Bewegung entwickeln.

Ist Skateboarding für alle Kinder und Jugendlichen geeignet?

Grundsätzlich ist Skateboarding eine Sportart, die von allen Kindern und Jugendlichen praktiziert werden kann. Allerdings sollten einige Faktoren berücksichtigt werden, um sicherzustellen, dass das Skateboarden sicher und angemessen ist:

Alter

Kinder sollten erst mit dem Skateboardfahren beginnen, wenn sie körperlich in der Lage sind, die Kontrolle über das Board zu behalten. Das heißt, dass sie in der Lage sein sollten, ihre Körperhaltung auf dem Board zu kontrollieren und bei Bedarf schnell abzubremsen. Das empfohlene Alter, um mit dem Skateboarden zu beginnen, hängt von den individuellen Fähigkeiten und körperlichen Eigenschaften des Kindes ab. In der Regel können Kinder ab etwa 5-6 Jahren anfangen, mit dem Skateboarden zu beginnen, wenn sie über eine ausreichende Konzentration und Koordination verfügen.

Körperliche Voraussetzungen

Neben dem Alter sollten auch die körperlichen Fähigkeiten der Kinder berücksichtigt werden. Skateboarding erfordert ein gewisses Maß an Gleichgewicht und Körperkontrolle, insbesondere bei Tricks und Sprüngen. Kinder mit bestimmten körperlichen Einschränkungen oder Entwicklungsverzögerungen können Schwierigkeiten haben, das Skateboarding wirklich weitreichend zu erlernen oder können ein höheres Risiko für Verletzungen haben, wenn es in den Bereich von Tricks und Sprüngen geht. Es ist daher wichtig, dass Lehrerinnen und Lehrer die individuellen Fähigkeiten und Grenzen der Schülerinnen und Schüler berücksichtigen und den Unterricht entsprechend anpassen. Die Basics jedoch, also das Rollen, Lenken und Bremsen kann nahezu jedes Kind in wenigen Stunden erlernen, so dass Skateboarden für Kinder und Jugendliche insgesamt sehr gut geeignet sein kann, wenn es angemessen und sicher angeleitet und durchgeführt wird.

An welchen Schulen kann Skateboarding unterrichtet werden?

Skateboarding kann grundsätzlich an jeder Schule unterrichtet werden, nicht nur in weiterführenden Schulen, sondern auch bereits in der Grundschule, idealerweise ab der 3. Klasse. Der Unterricht kann sowohl in der Sporthalle als auch draußen stattfinden. Für den Outdoor-Unterricht ist eine freie, ebene Fläche auf dem Schulhof oder in der Nähe der Schule ideal. Dabei kann der Unterricht grundsätzlich auf verschiedene Niveaus angepasst werden, je nach Alter, körperlicher Voraussetzung und Vorerfahrung der Schülerinnen und Schüler. Ein Ausflug zum Skatepark in der Nähe könnte beispielsweise zum Abschluss der Unterrichtsreihe ein Highlight sein, um das Gelernte in die Praxis umzusetzen.

Muss ich selbst gut skateboarden, um als Lehrerin oder Lehrer Skateboarding an der Schule zu unterrichten?

Es ist nicht notwendig, selbst ein wirklich guter Skateboardfahrer oder eine erfahrene Skateboardfahrerin zu sein, um den Unterricht zu leiten. Es ist wichtiger, dass man als Lehrerin oder Lehrer die Übungen und Grundtechniken demonstrieren und vermitteln kann und über pädagogische Kompetenzen verfügt. Der Fokus sollte darauf liegen, den Schülerinnen und Schülern eine sichere und kontrollierte Umgebung zu bieten, in der sie das Skateboarden erlernen können und Freude an der neuen Bewegungsform erlernen können.

Wie kann ich als Lehrer bzw. Lehrerin Skateboarding unterrichten?

Um als Lehrerin oder Lehrer Skateboarding unterrichten zu können, ist es sinnvoll, sich die entsprechenden Fachkenntnisse anzueignen, zum Beispiel durch eine Weiterbildung in diesem Bereich. Eine gute Möglichkeit bietet hierfür die Deutsche Sporthochschule Köln, die regelmäßig Fortbildungen für Lehrkräfte anbietet, unter anderem auch im Bereich Skateboarden. Dort können Lehrerinnen und Lehrer lernen, wie sie das Skateboarden in den Sportunterricht integrieren, welche Schutzmaßnahmen elementar und welche Übungen besonders sinnvoll sind. Eine solche Weiterbildung trägt dazu bei, dass die Lehrkräfte die Schülerinnen und Schüler bestmöglich anleiten können, den Kindern und Jugendlichen ein Maximum an Spaß vermitteln können und gleichzeitig ihre Sicherheit zu gewährleisten.

Welche Kompetenzen sollten Lehrerinnen und Lehrer im Skateboarding vermitteln?

Um Schülerinnen und Schüler effektiv im Skateboarding zu unterrichten, sollten Lehrerinnen und Lehrer einige grundlegende Kompetenzen vermitteln. Hierzu zählen beispielsweise:

  • Sicherheit: Beim Skateboarden sollten die Schülerinnen und Schüler stets Schutzausrüstung tragen, d.h. es muss das korrekte Anlegen der Schutzausrüstung vermittelt werden. Zudem sollten sie lernen, wie sie Stürze vermeiden und falls nötig abfangen können (Fallschule).
  • Grundlegende Techniken: Hierzu gehören das Stehen auf dem Board („Stance“), die richtige Haltung, die verschiedenen Arten des Fahrens (Lenken durch Gewichtsverlagerung „frontside“ und „backside“) sowie die verschiedenen Arten des Bremsens.
  • Weiterführende Techniken und erste Tricks: Die allermeisten Schülerinnen und Schüler möchten sich gerne an Tricks versuchen. Es ist wichtig, zunächst eine gute Grundlage durch Vermittlung der Grundtechniken zu schaffen, damit erste Tricks wie Hippie Jump, Body Varial, Milk Flip und Caveman schnell gelingen. Weiter fortgeschrittenen Kindern und Jugendlichen können zudem schwierigere Tricks wie Rock-to-fakie, Kick-turn und erste kleine Ollies beigebracht werden. Auch das Heranwagen an Obstacles, also Hindernisse, kann bereits auf dem Programm stehen. So kann beispielsweise das Roll-in oder das Drop-in zunächst mit und ggf. später auch ohne Hilfestellung geübt werden.

Ist Skateboarding im Schulunterricht nicht zu gefährlich?

Im Vergleich zu anderen gängigen Sportarten wie beispielsweise Handball der Fußball ist die Verletzungsgefahr beim Skateboarding nicht signifikant höher [1], aber dennoch ist die Gefahr durch Stürze insbesondere für Anfänger nicht zu unterschätzen. Aus diesem Grund sollten beim Skateboarden immer Schutzmaßnahmen wie Helme, Handgelenkschoner, Ellenbogen- und Knieschützer getragen werden. Als Lehrerin oder Lehrer sollten Sie außerdem darauf achten, dass Ihre Schülerinnen und Schüler die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen befolgen, die Schutzausrüstung korrekt tragen und sich an die wichtigsten Sicherheitsregeln halten. Auch die Wahl des richtigen Untergrunds und der passenden Skateboards ist entscheidend für die Sicherheit. Ein gut gepflegter und ebener Untergrund mit ausreichend Platz und ohne Hindernisse minimiert das Verletzungsrisiko. Darüber hinaus sollte die Skateboard-Ausrüstung regelmäßig gewartet werden. Dazu gehört das Überprüfen von Boards, Räder und Achsen. Auch das hilft, Verletzungen zu vermeiden. Mit der richtigen Vorbereitung und Aufsicht kann Skateboarding damit ein aufregender, abwechslungsreicher und vor allem auch sicherer Teil des Schulunterrichts sein.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Skateboarding ist eine tolle Sportart ist, die nicht nur Spaß macht, sondern auch viele Vorteile für Kinder und Jugendliche bietet. Es fördert die körperliche Fitness, die Koordination, die Konzentration und das Selbstbewusstsein der Schülerinnen und Schüler. Als wertvolle Alternative zu klassischen Sportarten und zum herkömmlichen Sportunterricht kann es zudem auch mal andere Schülerinnen und Schüler begeistern, die bei den klassischen Unterrichtsthemen im Sport gegebenenfalls eher weniger Freude oder Talent zeigen. Lehrerinnen und Lehrer sollten sich jedoch zunächst entsprechend weiterbilden, um sicherzustellen, dass sie die richtigen Kenntnisse und Fähigkeiten haben, um das Skateboarding sicher und effektiv zu unterrichten. So können sie ihren Schülerinnen und Schülern eine sinnvolle und unglaublich spannende Ergänzung zum klassischen Sportunterricht bieten. Auch im Hinblick auf eine zukünftige deutsche Beteiligung an den Olympischen Spielen und eine dafür frühzeitige, breit angelegte Ausbildung in dieser Sportart, lohnt es sich, Skateboarden großflächig in den Sportunterricht an Schulen in Deutschland zu integrieren.

Lehrerfortbildung Skateboarding an der Deutschen Sporthochschule Köln

Die Deutsche Sporthochschule Köln bietet diverse Lehrerfortbildungen im Sport an, die sich sowohl an Lehrerinnen und Lehrer, als auch an Erzieherinnen und Erzieher, Referendarinnen und Referendare und sonstiges pädagogisches Personal richten.

Die zweitätige Weiterbildung ist Skateboarding in der Schule vermittelt Lehrkräften die Theorie und Praxis, um Skateboarding auch ohne eigene Vorkenntnisse in den Sportunterricht zu integrieren. Inhalte umfassen methodisch-didaktische Grundlagen, sportpsychologische und -medizinische Aspekte. In der Praxis werden neben Sicherheitsaspekten Basisbewegungen und Tricks vermittelt.

 

Nächster Termin:

Samstag, 02.03.2024: 09:00 - 16:30 Uhr
Sonntag, 03.03.2024: 09:00 - 16:30 Uhr

 

Anmeldung:

Anmeldeschluss ist der 17.02.2024. Wenn Sie an der Lehrerfortbildung Skateboarding in der Schule teilnehmen möchten, finden sie hier alle weiteren Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung.

Quellenangaben

[1] S. Feiler, M. Frank: Verletzungsmuster und Verletzungsrisiko beim Skateboarding. In Sportverletzung Sportschaden 2000; 14(2): 59-64,

https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/pdf/10.1055/s-2000-7397.pdf