"Die Kunst liegt in den letzten 5 Prozent"

Sportphysiotherapie-Experte Jan Knoblauch (rechts) im Gespräch mit David Rech.

Jan Knoblauch ist seit über 20 Jahren in der Physiotherapie tätig und hat fast alles erlebt, seit sieben Jahren lehrt er außerdem im M.Sc. Sportphysiotherapie. Im Gespräch mit David Rech erzählt er, wie es dazu kam und wieso eine gute Ausbildung für Nachwuchstherapeuten heute besonders wichtig ist. 

Herr Knoblauch, der Studiengang M.Sc. Sportphysiotherapie setzt auf eine vielfältige Ausbildung der angehenden TherapeutInnen. Wieso ist dieses Konzept so wichtig?

Wenn Sie im internationalen Spitzensport zu Hause sind, müssen Sie in der Lage sein, als SportphysiotherapeutIn in einem interdisziplinären Team zu arbeiten. Sie brauchen ein gutes Verständnis für die Sportmedizin, für die Sportwissenschaft, die Biomechanik und die Bewegungsanalysen. Sie müssen den Techniktrainer, den Headcoach und den Ernährungsberater verstehen. Als Therapeut ist man Vertrauensperson für den Sportler. Man sollte die Sprachen der verschiedenen Abteilungen sprechen, um die Schwächen der einzelnen Bereiche wissen und diese kompensieren können und fähig sein, dem Athleten Antworten zu geben. Das ist enorm wichtig.

Wird der Studiengang diesem Anspruch gerecht?

Die vielseitige Ausbildung findet hier definitiv statt. Hier sind alle Komponenten drin, die wir brauchen. Trainingswissenschaften, sportartspezifische und sportphysiotherapeutische Bewegungsanalysen, Athletiktraining und noch mehr – all diese Komponenten sind ein Teil des gesamten Mosaiks, das wir zusammensetzen müssen. 95 Prozent der Leistung schaffen sehr viele SportlerInnen alleine, aber die Kunst liegt darin, die letzten 5 Prozent aus den AthletInnen herauszukitzeln. Das entscheidet dann darüber, ob man Olympiasieger wird oder nicht. Diese Arbeit leisten wir. Man muss sich der Verantwortung als Physiotherapeut sehr bewusst werden.

Als Sportphysiotherapeut kommen viele Fähigkeiten sicherlich erst mit der Berufserfahrung. Sie sind beispielsweise als Physiotherapeut mit dem deutschen Team Handball-Weltmeister 2007 geworden. Wie sah Ihre Karriere außerdem aus?

Ich habe 1999 als zweiter Physiotherapeut den Handball-Bundesligisten VfL Gummersbach übernommen und bin zwei Jahre später zum dortigen Cheftherapeuten und Athletiktrainer befördert worden. Im Jahr 2000 kam parallel dazu die Nominierung zur Handball-Nationalmannschaft, welche ich dann 13 Jahre lang betreut habe. Dazu kommen diverse Spitzenathleten, insbesondere aus dem Triathlon, dem Motorsport, Golf und Tennis. Seit 2004 bin ich mit eigener Therapiepraxis inklusive Trainingszentrum niedergelassen und habe zusätzlich ein Consultingunternehmen für Humankapitalressourcen-Management gegründet. Als Lehrkraft hier im Masterstudiengang bin ich jetzt schon seit sieben Jahren tätig.

Wieso widmen Sie sich nicht nur der Praxis, sondern legen auch einen großen Wert auf die Lehre?

Es ist einfach schön, Wissen weitergeben zu können und zu sehen, dass man Erfahrungen weitergeben kann. Man hat die Möglichkeit, einen ganzen Berufszweig selber in einigen Dingen zu beeinflussen. Es muss ein Anspruch an uns selbst sein, diese immer weiter zu qualifizieren. Und wenn man darüber hinaus den jungen Kollegen helfen kann, sie ein bisschen beeinflussen und prägen kann, dann ist das eine ganz tolle Sache für mich.