Interview mit Dr. Sören Baumgärtner

Dr. Sören Baumgärtner ist Rückenschulexperte und wissenschaftlicher Mitarbeiter im Arbeitsbereich Sportpädagogik am Institut für Sportwissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Seit 25 Jahren bietet er wöchentlich Gesundheitskurse an und leitet gemeinsam mit Nina Seidenberg unsere Weiterbildung zum Rückenschullehrer.

 

Herr Dr. Baumgärtner, laut einer Befragung der DAK unter ihren Versicherten waren Rückenschmerzen im Jahr 2016  die zweitwichtigste Einzeldiagnose. Können Sie sich erklären, warum Rückenschmerzen heutzutage in unserem Berufsleben so stark ausgeprägt sind?

Die Gründe dafür sind vielschichtig, lassen sich aber prinzipiell zwei möglichen Hauptquellen zuordnen. Zum einen sind Rückenschmerzen nicht selten Folge einseitiger körperlicher Belastung im Beruf. Zum anderen ist aber auch mangelnde Bewegung ein Grund für Rückenschmerzen.

Was kann man Ihrer Meinung nach gegen diese Entwicklung tun?

Aus meiner Sicht kann man den Hauptquellen mit zwei unterschiedlichen Ansätzen begegnen. Der einseitigen körperlichen Belastung im Beruf kann man z. B. über die Optimierung der Arbeitshaltung entgegenwirken. Dies umfasst zum einen eine Analyse der Arbeitsplatzergonomie (wie Schreibtischhöhe, Stuhleinstellungen, Arbeitsplattenhöhe, Vibrationsreduzierung etc.), zum anderen aber auch die Haltung zum Job selbst. Strategien zum Umgang mit Stress (wie Stressverarbeitungs-/Entspannungsmethoden) sind nachgewiesenermaßen wirksame Ressourcen gegen die Entstehung oder Chronifizierung von Rückenschmerzen. Dem Bewegungsmangel können wir über freudbetonte sportliche Aktivitäten begegnen. Die Grundlage für die Realisierung dieser beiden Ansätze bildet natürlich das Wissen über die Stellschrauben des Körpers zur Vermeidung und Chronifizierung von Rückenschmerzen.

Diese beiden Ansätze stellen Sie als Referent auch in unserer Weiterbildung Rückenschullehrer in den Vordergrund. Auf welche Inhalte können sich die TeilnehmerInnen besonders freuen?

Die Rückenschule bedient sich einem breitgefächerten Angebot, was sich letztendlich auch in der Weiterbildung widerspiegelt. So stehen neben der Vermittlung von spielerischen Bewegungsformen und Mobilisations-, Dehnungs- sowie Kräftigungsübungen auch sportpsychologische Aspekte im Mittelpunkt: Wie gelingt es dem/der ÜbungsleiterIn über eine entsprechende Kommunikationskultur (Gesprächstechniken) den KursteilnehmerInnen die notwendigen Aha-Erlebnisse im Bereich Anatomie, Physiologie, Training und Entspannung zu verschaffen? Da die TeilnehmerInnen, z. B. aus dem Bereich der Physiotherapie, häufig bereits auf eine eigene Berufserfahrung zurückgreifen können, zeichnet sich die Weiterbildung zudem in der Regel durch einen hohen Interaktionsgrad aus, der das Erfahrungsspektrum vergrößert.

Mit der Weiterbildung erwerben die TeilnehmerInnen die Lizenz zum Rückenschullehrer des Forums „Gesunder Rücken – besser leben e.V.“. Welchen Vorteil haben sie dadurch?

Als gemeinnütziger Verein und Gründungsmitglied der KddR (Konföderation der deutschen Rückenschulen) ist das Forum „Gesunder Rücken – besser leben e.V.“ seit 25 Jahren in der Fort- und Weiterbildung im Bereich Rückengesundheit aktiv. Die Lizenz Rückenschullehrer nach dem Curriculum der KddR ist von den Krankenkassen anerkannt und genießt hohe Akzeptanz in Fachkreisen sowie bei Arbeit- und Auftraggebern. Bei den von den gesetzlichen Krankenkassen, bezuschussten Angeboten werden zudem zertifizierte Konzepte zur Verfügung gestellt, sodass eine Zertifizierung des eigenen Bewegungsangebotes für den Rückenschullehrer entfällt.

Gibt es noch weitere Gründe, warum  man als Arzt/Ärztin, LehrerIn, PhysiotherapeutIn, SportwissenschaftlerIn oder SportstudentIn diese Weiterbildung besuchen sollte?

Neben den o.g. inhaltlichen Aspekten liefert die Weiterbildung einerseits einen  differenzierten gesundheitssportlichen Kompetenzgewinn, z. B. im Umgang mit TeilnehmerInnen von Gesundheitsangeboten sowie auch einen Transfer in andere Bereiche (wie Umgang mit PatientInnen, Planung/Durchführung/Qualitätssicherung von Interventionen). Zum anderen werden die TeilnehmerInnen mit Absolvierung dieser Weiterbildung aber ganz pragmatisch auch in die Lage versetzt, ein Kursangebot (nach § 20 Abs. 1 SGB V anerkannt und durch den Verein bei der ZPP zertifiziert) selbstständig zu realisieren. Das bedeutet die Attraktivität des Angebots wird deutlich gesteigert, da die TeilnehmerInnen einen Kostenzuschuss (i. d. R. 80 %) zur Kurgebühr erhalten.

 

Sie möchten an der Weiterbildung zum Rückenschullehrer am 29. Juni teilnehmen?

Dann finden Sie hier alle weiteren Informationen rund um die Anmeldung und die Inhalte der Veranstaltung sowie auch den beruflichen Hintergrund des Referenten.