Prävention von Doping und Medikamentenmissbrauch – die Referentin im Interview zur neuen Weiterbildung

Junger Mann sitzt und schüttet sich Tabletten in die Hand
Die neue Weiterbildung thematisiert die hohe Bedeutung der Doping-Prävention. ©Shutterstock

Wie sind Sie mit der Thematik der Dopingprävention in Berührung gekommen und was liegt Ihnen persönlich daran, dem Thema eine größere Aufmerksamkeit zu schenken?

Ich komme selbst aus dem Leistungssport (Tennis) und mir war es schon immer wichtig, dass derjenige gewinnt und kontinuierlich Spiele für sich entscheidet, der härter trainiert, sich taktisch besser auf den Gegner eingestellt und sich mental sowie konditionell besser vorbereitet hat. Ich konnte und wollte nie akzeptieren, dass sich jemand durch unfaires Verhalten und die Einnahme verbotener Substanzen bzw. die Anwendung verbotener Methoden einen Vorteil verschaffen kann, welcher dazu führt, dass eben nicht mehr derjenige gewinnt, der härter trainiert hat, sondern derjenige, der den besseren Zugang zu skrupellosen Ärzt*innen und dem entsprechenden Netzwerk hat. Mir ist es demnach auch heute noch wichtig, für faire Wettkampfbedingungen einzustehen.

Wie groß ist die Problematik des Medikamentenmissbrauchs im Kontext von jungen Athlet*innen?

Ich kann nicht anhand von Zahlen festmachen, wie groß die Problematik des Dopings oder Medikamentenmissbrauchs ist, weil die Zahlen stark von der durchgeführten Studie und den gewählten Fragestellungen abhängen. In manchen Ländern und in bestimmten Sportarten ist die Problematik sicherlich größer als in anderen. Grundsätzlich kann man aber festhalten, dass gerade jugendliche Athlet*innen oftmals gar nicht die potenziellen Folgen des (un)bewussten Medikamentenmissbrauchs kennen und leider auch unwissend bleiben, weil sie weder von ihren Eltern noch Trainer*innen aufgeklärt werden. Sie haben oftmals nur ihren Traum vor Augen und wollen diesen mit wortwörtlich allen Mitteln erreichen. Dabei orientieren sie sich an der Wertevorstellung ihrer nächsten Bezugspersonen und suchen hier nach Orientierung, um sich positionieren zu können. Wenn diese ebenso unbedacht Medikamente "einschmeißen", um beispielsweise für die Arbeit fit zu sein oder Erkrankungen vermeintlich vorzubeugen, speichern Jugendliche oder Kinder diese Glaubenssätze ebenfalls ab.
 
Warum ist die Thematisierung der Dopingprävention auch außerhalb des professionellen Sports wichtig?


Die Thematisierung der Dopingprävention fängt schon im Freizeitsport an, da der Übergang vom Breitensport in den Leistungssport oftmals fließend ist. Medikamentenmissbrauch und die unbedachte Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sind dabei oft der Einstieg ins Doping, weil es viel über die Grundhaltung aussagt: ich nehme etwas ein, um meine Leistung zu steigern oder meinen Gesundheitszustand zu erhalten, auch wenn beispielsweise ein Mangel vom Arzt oder der Ärztin nicht nachgewiesen wurde. Es handelt sich hierbei um sogenannte Grauzonen - was für manche noch normal ist und zum Sport dazu gehört, geht für andere schon über die Grenze des Legalen hinaus.
 
Ist die Problematik des Medikamentenmissbrauchs größer geworden?

Letztendlich leben wir nach wie vor in einer Leistungsgesellschaft, wo sich kaum jemand eine Auszeit oder Durststrecke gönnen darf, weil er sonst ganz schnell seine Position verliert - egal ob in der Wirtschaft oder im Sport, denn hier gibt es unzählige Parallelen. Dass dieser Leistungsgedanke einen manchmal dazu verleiten mag, zu Mitteln zu greifen, die einen fitter, konzentrierter oder leistungsfähiger arbeiten lassen, ist wohl nachvollziehbar. Ich würde deswegen behaupten, dass die Problematik des Medikamentenmissbrauchs vielleicht nicht unbedingt größer geworden ist, wir uns dem Thema aber mehr und mehr widmen und es demnach mehr Aufmerksamkeit erfährt.
 
Gibt es einzelne effektive Maßnahmen, wie man als Trainer*in dem Dopingmissbrauch der Athlet*innen vorbeugen kann?


Natürlich gibt es die klassischen Dopingpräventionstools wie beispielsweise die NADAmed, die Beispielliste oder die Kölner Liste. Diese zu kennen, reicht jedoch bei weitem nicht aus, um seine Athlet*innen vor Doping oder Medikamentenmissbrauch zu schützen. Es geht vielmehr um das Thema der Wertevermittlung und die Rolle des Trainers oder der Trainerin als Vorbild für seine*ihre Schützlinge. Als Trainer*in kann ich mir immer die Frage stellen, welche Werte ich vorleben möchte, wofür ich einstehen will und welches meine Aufgabe als Trainer*in ist. Bin ich ein Weggefährte, ein sportlicher Experte, eine Vertrauensperson, ein Leistungsträger, ein Motivator, ein Vorbild? Egal wie die Antwort lautet, sollte ich mir als Trainer*in der enormen Auswirkung meines Handels und meiner eigenen Werte, nach denen ich coachen möchte, bewusst sein.

 

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