Anhaltend hohes Vertrauen in Wissenschaft und Forschung

Das Wissenschaftsbarometer erhebt jährlich die Einstellungen der Bürger*innen in Deutschland gegenüber Wissenschaft und Forschung. Die Ergebnisse des Wissenschaftsbarometers 2022 basieren auf über 1.000 Telefoninterviews, die Ende September 2022 geführt wurden.

Das Wissenschaftsbarometer ist ein Projekt von Wissenschaft im Dialog, gefördert und unterstützt von der Robert Bosch Stiftung und der Fraunhofer-Gesellschaft. Die Datenerhebung 2022 stand auch im Zeichen des Kriegs in der Ukraine und dessen Auswirkungen auf die Energieversorgung. Vor diesem Hintergrund meint die Hälfte der Befragten, dass Forschung zu Klima- und Energiefragen zukünftig am wichtigsten sei. Insgesamt zeigen die Ergebnisse ein weiterhin hohes generelles Vertrauen in Wissenschaft und Forschung und ein hohes Vertrauen in die Aussagen von Forschenden zu Corona und zu Fragen der Energieversorgung in Deutschland.

Vertrauen in Wissenschaft und Forschung

62 Prozent der Befragten gaben an, dass sie Wissenschaft und Forschung vertrauen; hier zeigt sich ein stabiles Niveau zu den vorangegangenen beiden Jahren. Auch das Interesse bleibt stabil. Mehr als die Hälfte der Befragten zeigt eher großes oder sehr großes Interesse an Wissenschaft und Forschung. Neben solchen wiederkehrenden Fragen umfasst das Wissenschaftsbarometer im Jahr 2022 auch Fragen zur Energieversorgung. 61 Prozent der Befragten geben an, aktuell den Aussagen von Wissenschaftler*innen dazu zu vertrauen. Damit liegen die Vertrauenswerte für die Aussagen von Wissenschaftler*innen deutlich über jenen für Vertreter*innen von Unternehmen und Industrie (22 Prozent), Verwandten, Bekannten und Freunden (19 Prozent), Vertretern von Behörden und Ämtern (19 Prozent), Journalisten (18 Prozent) und Politikern (13 Prozent). Vor allem bei Jüngeren ist das Vertrauen in Wissenschaft und Forschung groß: 71 Prozent bzw. 74 Prozent der 14- bis 29-Jährigen und der 30- bis 39-Jährigen stehen 53 Prozent bei den über 60-Jährigen gegenüber.

Als Hauptgrund für das Vertrauen nennen die Befragten die wahrgenommene Expertise der Forschenden: 67 Prozent stimmen der Aussage zu, dass man Wissenschaftler*innen vertrauen kann, weil sie Expert*innen auf ihrem Forschungsfeld sind. 60 Prozent sind der Ansicht, dass man ihnen vertrauen kann, weil sie nach Regeln und Standards arbeiten. 49 Prozent stimmen zu, dass man ihnen vertrauen kann, weil sie im Interesse der Öffentlichkeit forschen. Aber: Die Aussage, dass man Wissenschaftler*innen misstrauen kann, weil sie stark abhängig von ihren Geldgebern sind, findet mit 56 Prozent die meiste Zustimmung unter allen abgefragten Misstrauensgründen (2021: 48 Prozent; 2020: 49 Prozent).

Insgesamt liegt laut Wissenschaft im Dialog das Vertrauen in die Wissenschaft im dritten Pandemiejahr noch immer über dem Niveau der Jahre vor Corona. Für die Wissenschaftskommunikation sei es wichtig, die Gründe für Vertrauen und Misstrauen zu kennen. Aus der Befragung 2022 geht hervor, dass sich Bürger*innen vor allem wünschen, dass Wissenschaftler*innen zu den Ergebnissen ihrer eigenen Forschung kommunizieren und sich auch zu den Methoden äußern, die sie in ihrer Forschung nutzen.
 
Einmischung von Wissenschaftler*innen in die Politik & Forschungsgebiete der Zukunft
 
Für das Wissenschaftsbarometer 2022 wurden die Befragten außerdem gefragt, ob sich Wissenschaftler*innen bei politischen Entscheidungen äußern sollten. 79 Prozent sind dafür, wenn politische Entscheidungen Forschungsergebnisse nicht berücksichtigen. 69 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass politische Entscheidungen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen sollten. Die Hälfte der Befragten findet, dass es nicht Aufgabe von Wissenschaftler*innen ist, sich in die Politik einzumischen (2021: 43 Prozent).
 
Bei der Frage, in welchem Bereich zukünftig am intensivsten Forschung betrieben werden sollte, wählen die Befragten mit 51 Prozent am häufigsten „Klima und Energie” (2019: 41 Prozent; 2016: 35 Prozent). Damit liegt „Klima und Energie” deutlich vor dem früheren Favoriten „Gesundheit und Ernährung”, den 2022 nur 28 Prozent nennen (2019: 39 Prozent; 2016: 42 Prozent). Die Forschungsgebiete „Sicherheit" (7 Prozent), „Kommunikation und Digitalisierung" (6 Prozent) sowie „Mobilität und Verkehr" (6 Prozent) werden deutlich seltener als wichtigster Forschungszweig der Zukunft genannt und bewegen sich dabei stabil auf niedrigem Niveau.
 
Weitere Informationen, detaillierte Ergebnisse des Wissenschaftsbarometers 2022 und die Infobroschüre, die alles Wichtige kompakt zusammenfasst, finden Sie hier.