Bettruhe und Isolation für die Forschung

Links: Das Moskauer NEK-Habitat, ein 550 Kubikmeter großes Modul für die Simulation von Weltraumeinsätzen. Rechts: Die Kurzarmzentrifuge im Envihab des DLR.

Aktuell laufen zwei Studien zur Weltraumforschung, an denen die Deutsche Sporthochschule Köln beteiligt ist: AGBRESA, eine 60-tägige Bettruhestudie im Envihab des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und SIRIUS, eine 122-tägige Isolationsstudie in Moskau. 

  • AGBRESA: 60 Tage Bettruhe für die Forschung

Im so genannten Envihab, einer Forschungsanlage des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt in Köln-Porz, verbringen derzeit zwölf (Kampagne 1; Kampagne 2 von September bis Dezember nochmal zwölf) freiwillige Probanden 60 Tage im Bett. Untersucht wird der Einsatz von künstlicher Schwerkraft als mögliche Maßnahme gegen negative Effekte der Schwerelosigkeit auf den menschlichen Organismus. „Ziel von Bettruhestudien ist es generell, vorbeugende Maßnahmen oder Gegenmaßnahmen zu entwickeln, die die negativen Effekte der Schwerelosigkeit mindern. Die Anwendung von künstlich erzeugter Schwerkraft durch Fahrten auf einer Kurzarm-Humanzentrifuge ist dafür eine vielversprechende Methode, die im Rahmen der AGBRESA-Studie näher untersucht werden soll“, erklärt Dr. Vera Abeln. Die Wissenschaftlerin des Instituts für Bewegungs- und Neurowissenschaft der Deutschen Sporthochschule Köln leitet im Rahmen der Studie ein Teilprojekt zu neurokognitiven Veränderungen. „Wir untersuchen, wie sich die Bettruhe und künstliche Schwerkraft beziehungsweise Zentrifugenfahrt auf die kognitive Leistungsfähigkeit der Probanden auswirkt. Dazu vergleichen wir die Werte von Probanden mit und ohne Anwendung einer täglichen dreißigminütigen künstlichen Schwerkraft“, so Abeln. Die AGBRESA-Bettruhestudie ist eine gemeinsame Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), der europäischen Weltraumorganisation ESA und der US-Weltraumbehörde NASA.

  • SIRIUS: Simulierte Reise zum Mond

In einer weiteren Studie zur Weltraumforschung wird derzeit am russischen Institut für Biomedizinische Probleme (IBMP) in Moskau unter dem Missionsnamen SIRIUS (Scientific International Research In Unique terrestrial Station) eine viermonatige Isolationsstudie  durchgeführt. Untersucht werden u.a. die Effekte von Isolation und kontinuierlichem versus Intervall-Training auf die leistungs- und neurophysiologischen sowie neuropsychologischen Vorgänge. Neben Dr. Vera Abeln sind auch Dr. Uwe Hoffmann, Dr. Jessica Koschate und Dr. Matthias Haeger vom Institut für Physiologie und Anatomie beteiligt. „Wir untersuchen den Einfluss von Intervall- und kontinuierlichem Ausdauertraining auf die Entwicklung der kardiorespiratorischen Regulation und der kognitiven Funktionen vor, während und nach körperlicher Belastung im Verlauf der simulierten Mond-Mission“, erklärt Dr. Uwe Hoffmann sein Experiment. „Sechs Freiwillige aus Russland und den USA verbringen 122 Tage in einem geschlossenen System und simulieren einen Flug zum Mond“, erläutert Abeln.