Christoph Daum zurück an der Sporthochschule

Welche Anforderungen werden an die medizinische Abteilung eines Profifußballvereins gestellt? Um diese Frage ging es am vergangenen Mittwoch im Seminar des Masterstudiengangs Rehabilitation, Prävention und Gesundheitsmanagement. Zu Gast bei Seminarleiter Professor Hans-Georg Predel war Christoph Daum, der den Studierenden von seinen Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit Medizin und Wissenschaft während seiner langjährigen Trainerkarriere erzählte.

Die Vorstellung der Gäste, neben Christoph Daum hatte auch der ehemalige Spoho-Dozent Gunnar Gerisch den Weg an seine alte Wirkungsstätte gefunden, übernahm Professor Predel, der mit den Worten, in Daums Vortrag treffe die Theorie auf knallharte Fußballpraxis, in das Thema einführte. Gerisch, langjähriger Wegbegleiter Daums, ergänzte mit einer Anekdote, wie sich Daum bei einem seiner früheren Gastvorträge an der Sporthochschule wegen eines Schneechaos auf Kölns Straßen verspätet hatte.

Wie sehr sich die Welt des Bundesligafußballs hinter den Kulissen gewandelt hat, machte Daum gleich zu Beginn an einem Beispiel deutlich: „Als ich 1986 beim 1. FC Köln Cheftrainer wurde, hatte ich genau einen Masseur.“ Heute umfasse der medizinische Staff eines Bundesligisten bis zu 40 Angestellte. Nicht nur die Strukturen hätten sich verändert, auch die Anforderungen an jeden einzelnen Mitarbeiter seien gestiegen, denn „Hochleistungssport erfordert Hochleistungsmedizin“.

Daum erläuterte den Begriff „Return to play“, der alle Prozesse der Risikoabwägung umfasst, die eine Rückkehr auf den Trainingsplatz begünstigen oder ausschließen, denn „die Verletzungsprävention ist und bleibt die Königsdisziplin der Sportwissenschaft“. Als weiteres positives Beispiel für die Professionalisierung der medizinischen Abteilungen nannte Daum das Mental Coaching. Jeder Spieler ist nicht nur physiologisch, sondern auch mental unterschiedlich und muss individuell behandelt werden.

Abgerundet wurde der Vortrag durch eine anschließende Fragerunde, in der Daum unter anderem gefragt wurde, ob ihm das hochprofessionalisierte Fußballgeschäft von heute oder das Geschäft der 80er Jahre mit seinen einfacheren Strukturen besser gefalle. „Wir alten Säcke romantisieren immer die Vergangenheit“, so der Fußballlehrer, dabei habe der Wandel auch viele gute Entwicklungen mit sich gebracht. Allerdings sei im modernen Fußball-Geschäft die Menschlichkeit etwas verloren gegangen: „Die Nähe zum Spieler ist mir wichtiger als alle Daten und Videoanalysen“.