Ein letztes Mal hoch hinaus

Der zweitplatzierte Edgar Rivera (re.) bei der Sprunganalyse mit seinem Trainer Dr. Wolfgang Ritzdorf (Foto: Julian Meusel)

Vor 15 Jahren fand das erste Kölner Hochsprungmeeting statt. Damals noch eine Kuriosität, die sich über die Jahre zur Tradition an der Deutschen Sporthochschule Köln entwickelte. Ein Leichtathletik-Wettkampf, bei dem die Athleten zu einer von ihnen ausgewählten Musik springen? Damals unvorstellbar. Doch Dr. Wolfgang Ritzdorf schaffte es, die beiden Komponenten Musik und Sport zu verbinden und einen grandiosen Wettbewerb zu etablieren.

Der Grund für die letzte Auflage des Hochsprungmeetings liegt in der Pensionierung von Dr. Wolfgang Ritzdorf, welcher nach 40 Jahren als Leichtathletikdozent an der Sporthochschule Ende dieses Jahres seine Arbeit niederlegt. Aktuell trainiert er noch die beiden Dauerbrenner des Wettkampfs, Luis Castro (Puerto Rico) und Edgar Rivera (Mexiko), und holt jedes Jahr neue international angesehene Hochspringer in die Domstadt. Trotz der einen oder anderen Verletzung konnte Dr. Wolfgang Ritzdorf auch in diesem Jahr wieder Weltklasse-Springer in die Halle des Kölner Leichtathletikzentrums locken und somit den Zuschauer*innen ein großes Spektakel servieren.

Ein für das Publikum noch unbekannter Springer nahm dieses Jahr zum ersten Mal Teil: Arne Röhl. Erst vor Kurzem übersprang der Athlet des Leichtathletikteams Deutsche Sporthochschule Köln (LT DSHS) 2,02m und verdiente sich damit seine erste Teilnahme am Kölner Hochsprungmeeting mit Musik. Er ersetzte den leider kurzfristig verletzten Ägypter Mohamed Talaat und wurde vom Publikum unter tosendem Beifall begrüßt. Röhl hatte die Ehre, die letzte Auflage des so berühmten Springens zu eröffnen. Schon im ersten Versuch übersprang er 1,95m und machte direkt weiter mit der nächsten Höhe, 2,00m. Hier wurde es von Versuch zu Versuch knapper, jedoch fehlten am Ende die entscheidenden Zentimeter und er schied unter begeistertem Applaus aus. Die nächsten Springer meisterten die Höhe von 2,00m und 2,05m problemlos und versuchten sich an 2,10m. Nun waren alle Springer in das Turnier eingestiegen und flogen um die Podiumsplätze. Trotz tatkräftiger Unterstützung der Zuschauer*innen fiel die Latte bei Mohamed Younis aus dem Sudan drei Mal, was sein Ausscheiden bedeutete. Die darauffolgende Höhe von 2,15m bereitete dem einen oder anderen Springer ein paar Probleme. So schafften es Torsten Sanders (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Enes Talha Senses (Türkei) nicht, ohne Touchierung der Latte auf der Matte zu landen und schieden somit aus.

Nun wurde der Abstand zwischen den Höhen geringer und es wurde im 4cm-Abstand erhöht. Acht von zwölf Springern waren nach wie vor im Rennen um den Sieg und duellierten sich in der Höhe von 2,19m. An dieser Höhe scheiterten Miguel Angel Sancho (Spanien), Bram Ghuys (Belgien) und Norbert Kobielski (Polen). Die anderen Springer flogen unter großem Staunen der Zuschauer*innen über die Latte. Nun ging es um die Platzierung in den Top 5, 2,23m galt es zu überspringen. Die Fans gaben alles in ihrer Macht stehende und unterstützten die Springer so gut es ging. Trotz aller Bemühungen konnte aber kein Springer die geforderte Höhe meistern. Somit wurden die Fehlversuche gezählt und daraufhin sollte die Platzierung bestimmt werden. Da zuvor Edgar Rivera (Mexiko) und William Grimsey (Großbritannien) bis dahin ohne Fehlversuch geblieben waren, wurde die Latte um zwei Zentimeter nach unten verschoben und es gab ein Stechen auf der Höhe von 2,21m. Der Brite legte vor und verwandelte die Halle durch einen gültigen Versuch in einen Hexenkessel. Nun musste Edgar Rivera nachlegen, um noch eine Chance auf den Titel zu haben, jedoch touchierte er leicht die Latte und brachte sie somit zu Fall. Damit war der Sieger gekürt: William Grimsey.

Die letzten Worte des Abends gehörten Dr. Wolfgang Ritzdorf, dem Organisator der Veranstaltung. In einer kleinen Rede bedankte er sich bei seinem Team, seiner Familie sowie Ex-Springerinnen und -Springern. Nur durch sie sei er zu dem geworden, der er ist und nur durch sie sei ein so großartiger Wettkampf möglich. Daraufhin wurden die Platzierungen des Kölner Hochsprungmeetings mit Musik bekannt gegeben:

  1. William Grimsey (Großbritannien), 2,21 Meter
  2. Edgar Rivera (Mexiko), 2,19 Meter
  3. Douwe Amels (Niederlande), 2,19 Meter
  4. Luis Castro (Puerto Rico), 2,19 Meter
  5. Miguel Angel Sancho (Spanien), 2,19 Meter
  6. Norbert Kobielski (Polen), 2,15 Meter
  7. Bram Ghuys (Belgien), 2,15 Meter
  8. Alexis Sastre (Spanien), 2,15 Meter
  9. Enes Talha Senses (Türkei), 2,10 Meter
  10. Torsten Sanders (Deutschland), 2,10 Meter
  11. Mohamed Younis (Sudan), 2,05 Meter
  12. Arne Röhl (Deutschland), 1,95 Meter

Es war wie all die Jahre zuvor ein stimmungsvolles und qualitativ hochwertiges Kölner Hochsprungmeeting mit Musik. Das sah auch das Publikum so und verabschiedete die Springer und den sehr gerührten Dozenten Dr. Wolfgang Ritzdorf unter tosendem Applaus und mit stehenden Ovationen.

Ein ausführliches Interview mit Wolfgang Ritzdorf lesen Sie im KURIER, der Ende März erscheint!