Exkursion zum Wattenmeer

Das Traditionsschiff "Windsbraut"

Für 20 Studierende der Deutschen Sporthochschule Köln stand Anfang September eine besondere Woche auf dem Programm. In der Profilergänzung „Adventure Education“ durften sie in die für viele von ihnen unbekannte Welt des Wattenmeers eintauchen und unter der Leitung von Dozent Dr. Stefan Türk (Institut für Natursport und Ökologie) dabei sechs Tage lang Erfahrungen im Bereich des Segelns sammeln.

Ganz im Sinne traditioneller reform- bzw. erlebnispädagogischer Ansätze wurde als Exkursionsform der Segeltörn auf zwei Traditionssegelschiffen („Ronja“ und „Windsbraut“) durchgeführt. Hier galt es zunächst, die grundlegenden Segelmanöver und die dazugehörige Seemannssprache zu verstehen. Zur Begeisterung der beiden Skipper zeigten die Sportstudierenden, dass Zupacken und das rasche Umsetzen fester Bewegungsabläufe keiner Diskussion bedarf. Und so ging es von Husum aus über Süderoog, Pellworm, Oland, Langeneß und Amrum nach Föhr.

Auf engstem Raum, umgeben vom nordfriesischen Wattenmeer, bot dann das Zusammenwachsen als Seemannschaft einen optimalen Rahmen, um sich auch im Bereich der Sozialkompetenz weiter zu entwickeln. Nächtliche Ankerwache, Aufteilung der Kojen, gemeinsames Kochen, Absprachen über den Tagesverlauf – Traditionssegeln bedeutet gemeinsam mit anderen, oft fremden Menschen zu agieren und Verantwortung zu tragen. So konnten die Studierenden schnell am eigenen Leib erfahren, dass zu den pädagogischen Zielen solcher Fahrten das Stärken des sozialen Miteinanders, der Weg zur Selbstständigkeit sowie das Erweitern des persönlichen Horizonts gehören. Psychische und physische Grenzerfahrungen, große und kleine Abenteuer und einzigartige Erlebnisse in Verbindung mit körperlich-motorischen Anforderungen prägten die Tagesabläufe. Aber auch der spontane Wechsel zwischen Momenten hoher Anspannung und solchen der totalen Entspannung stellten für die Sportstudierenden einen ungewohnten Rahmen. So wurden durch die Wirkung der Natur, die Weite auf dem Wasser sowie das enge Zusammenleben Prozesse angestoßen, die unter dem Leitspruch  „The Wadden Sea speaks fo itself” treffend zusammengefasst werden können.

Aber nicht nur der Austausch der Studierenden untereinander oder der Blick über das Wattenmeer, sondern auch die Gespräche mit den Skippern und der Crew sowie die abwechslungsreichen Exkursionsetappen dienten der Horizonterweiterung.  Dabei war wohl der Kurzaufenthalt auf Süderoog eines der Highlights der gemeinsamen Zeit im Norden. Bei Kaffee und Kuchen berichteten die beiden (und einzigen!) Halligbewohner Holger und Nele vom Leben und Wirken Hermann Neuton Paulson auf seiner „Hallig der Jungs“ und stellten die interessante reformpädagogische Historie von Süderoog anschaulich vor. Spätestens jetzt war allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern klar, was Traditionssegler und Wattenmeer mit Adventure Education zu tun hat.

Natürlich kam im größten zusammenhängenden Nationalpark Deutschlands auch die Naturkunde nicht zu kurz. Für fachkundiges und kurzweiliges Ecotainment sorgte der die Exkursion begleitende Nationalparkranger Achim Steinbeck. Schneckenschleim, Wattwurmkot, Knutts und Pazifische Felsenaustern oder auch das starke rechte Bein bleiben wohl allen in Erinnerung. Und das man auf dem Grund des Meeres von Insel zu Insel laufen kann, bot ein besonderes Erlebnis.

Eben diese Unberechenbarkeit der Natur sowie die ständige Begegnung mit Risiko und Wagnis, die Anhängigkeit von Ebbe und Flut, die gemeinschaftlich erlebte Einsamkeit machten die Woche zu einem abwechslungsreichen und unvergesslichen Erlebnis, bei welchem das Gefühl des Segelns und die Welt des Wattenmeeres ihre besondere Wirkung auf die Teilnehmer entfalteten.