Geschlechtervielfalt ist eine gesellschaftliche Realität - das gilt auch im Sport

Laura Stahl, Gitta Axmann, Kathrin Krenkel, Univ.-Prof.'in Dr. Bettina Rulofs (v.l.n.r. - Foto: DSHS)

Die Kategorien Frau und Mann reichen nicht aus, um Geschlechter und Geschlechtsidentitäten umfassend zu beschreiben - auch wenn unsere Wahrnehmung im Alltag uns das oft glauben lässt. Geschlechtsidentitäten lassen sich weder eindeutig und ausschließlich nur in zwei Schubladen kategorisieren, noch sind sie automatisch ein Leben lang festgelegt. Schon immer gab und gibt es Personen, die sich nicht in einer binären Aufteilung von Geschlecht wiederfinden – so auch im Sport.

Am Montag, 9. Mai 2022, hieß die Spoho im Seminar „Diversity-Kompetenz“ Kathrin Krenkel als Gastreferentin zum Thema ‚Geschlechtliche Vielfalt im Sport‘ willkommen. Eingeladen wurde sie von Spoho-Dozentin Gitta Axmann, die die Seminareinheit gemeinsam mit Laura Stahl, Referentin für Gleichstellung und geschlechtliche Vielfalt beim Landessportbund Nordrhein-Westfalen, moderierte.

Kathrin Krenkel ist Fußballerin und Schiedsrichterin und lebte bis zu ihrem 35. Lebensjahr als Mann. Sie berichtete im Seminar von ihren Erfahrungen im Transitionsprozess vom Mann zur Frau und ging dabei insbesondere auf ihre Erlebnisse im Sport ein. Eine ihrer besonders positiven Erfahrungen war dabei Folgende: bei einem Fußballspiel beschwerte sich das gegnerische Team darüber, dass ja ein Mann im anderen Team mitspielen würde. Daraufhin setzte sich ihr ganzes Team für sie ein und erwiderte, dass das ‚unsere Kathrin‘ sei und sie entweder alle spielen oder keine.

Immer wieder schwierig findet Frau Krenkel es aber, wenn Menschen eher hinter ihrem Rücken tuscheln, anstatt sie direkt mit ihren Irritationen zu konfrontieren. Sie wünscht sich, dass Menschen den Mut haben, sie anzusprechen. Denn im direkten Gespräch kann so viel mehr geklärt werden. Im familiären Alltag steht sie vor der Herausforderung, dass die eigenen Familienmitglieder sie immer noch nicht mit ihrem weiblichen Namen ansprechen können, sondern ihr gegenüber weiterhin den alten männlichen Namen verwenden. Geholfen hat ihr hier eine Klarheit gegenüber dem Außen, aber auch eine Kompromissbereitschaft gegenüber ihrem ‚lernenden‘ Umfeld.

Vor dem Hintergrund der biographischen Erfahrungen von Kathrin Krenkel wurden sodann im Seminar die Herausforderungen für trans* und abinäre Menschen im Sportverein und im Sportsystem reflektiert. Dies wurde von weiteren externen Gästen unterstützt.

Lisa Steffny von Equaletics e.V. forderte alle auf, sich vorausschauend Wissen zu diesen Themen anzueignen und eine eigene Haltung zu entwickeln, um nicht unvorbereitet auf ‚Outings‘ von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in Seminaren oder im Schulunterricht zu reagieren. „Ein erschrockenes und verstörtes Gesicht hilft den sich outenden Menschen nicht, sich wohl zu fühlen. Es braucht eine innere Haltung zu einer Willkommenskultur!“

Das Motto von Kathrin Krenkel lautet: „Ich lasse mich nicht von Rückschlägen unterkriegen. Ich gehe weiter meinen Weg, und würde es jederzeit wieder tun. Ich fühle mich richtig wohl als Frau, genieße jeden Tag und würde diesen Schritt jederzeit wieder machen.“

Die Studierenden gaben die Rückmeldung an Kathrin Krenkel, dass sie es sehr beeindruckend fanden, wie ‚leicht‘ sie über ihre eigenen Erfahrungen als Transperson gesprochen hat und wie angenehm es war, dass sie viele Fragen stellen konnten. Die gemeinsame Zusammenarbeit und der Austausch an dem Tag waren offenbar eine Bereicherung für alle.