Interdisziplinärer Arbeitskreis Bewegungstherapie bei psychischen Erkrankungen

Mit 90 Teilnehmer*innen war die diesjährige Tagung des Interdisziplinären Arbeitskreises Bewegungstherapie bei psychischen Erkrankungen schon frühzeitig ausgebucht. Hauptveranstalter der Veransaltung vom 9. bis 10. November 2023 war die Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der der LVR-Klinik Bonn, Kooperationspartner die Abteilung II des Instituts für Bewegungstherapie der Deutschen Sporthochschule Köln.

Im Eröffnungsvortrag bot Herr Dr. Thiemann (Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie) Einblicke in die Abteilung und ging auf spezielle Behandlungsschwerpunkte und aktuelle Entwicklungen ein. Das anschließende „Walk and Talk“-Format führte in Kleingruppen zu einer Besichtigung auf das Klinikgelände. Der Rundgang durch die Mehrzweckhallen mit Kletterwand, Tanztherapie- und Fitnessraum, Schwimmbad sowie Klinikpark mit Laufstrecke und Bouleplatz ermöglichte nicht nur einen entspannten interkollegialen Austausch, sondern bot gleichzeitig Einblicke in die exzellenten räumlichen Bedingungen des Standortes.

Thema des zweiten Vortrags von Herrn Dr. Thimme (Fachliche Leitung der Bewegungstherapie) und Herrn Quiske (Leitender Psychologe) war die Verbindung von Psychotherapie und Bewegungstherapie. Die beiden Experten präsentierten die Merkmale guter interdisziplinäre Zusammenarbeit und verdeutlichten, welch großer diagnostisch-therapeutische Mehrwert hierdurch für Patient*innen entsteht. Im dritten Vortrag fasste Frau Dr. Degener (Deutsche Sporthochschule Köln) aktuelle Entwicklungen in der wissenschaftlichen Forschung zusammen und analysierte diese im Hinblick auf deren berufspolitische Bedeutung.

Die bewegte Praxis kam natürlich nicht zu kurz. In verschiedenen Workshops stellten Expert*innen bewährte Konzepte und Methoden vor. Roswitha Nass erarbeitete mit den Teilnehmer*innen typische Herausforderungen und Lösungsansätze für die bewegungsorientierte Arbeit mit autistischen Menschen. Tobias Tobar und Dr. Reinhild Schwarte stellten ein interdisziplinäres, modulares Behandlungsmanual für Essstörungen mit Elementen der Verhaltenstherapie, der Bewegungstherapie und des Improvisationstheaters vor, während Christina Terán ihren Teilnehmer*innen spannungsregulierende Skills für Menschen mit einer Borderline-Störung und posttraumatischer Belastungsstörung vermittelte. Im Workshop von Dr. Till Thimme wurde in vielen Partner- und Gruppenübungen das therapeutische Potenzial von Kampfkünsten unter die Lupe genommen. Dr. Annette Degener erarbeitete in Seminarform konkrete Maßnahmen, um die bewegungstherapeutische Arbeit in der eigenen Klinik zu professionalisieren und zu evaluieren.

Die abschließende Podiumsdiskussion wurde von den Teilnehmer*innen sowohl für konkrete praxisorientierte Fragen genutzt, aber auch um grundlegende Fragen der weiteren Etablierung und Professionalisierung des Fachgebietes zu diskutieren. Hier wurde u.a. die Notwendigkeit einer stärkeren Vernetzung zwischen den beteiligten Akteuren (Berufsverbände, Klinikverbände, Politik, Universitäten und Ausbildungsstätten usw.), von einheitlichen Qualitätsstandards und einer angemessenen Anerkennung und Vergütung deutlich.

Das gemeinsame Abendessen in entspannter Atmosphäre und der abschließende Tanz boten viel Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch, zum Netzwerken und zum gegenseitigen Kennenlernen. Die Veranstalter*innen blicken auf eine rundum gelungene Fachtagung zurück und bedanken sich nochmal herzlich bei allen Beteiligten und für die vielfach positive Resonanz.