Jürgen Nitsch wird 80

Der alte und der neue Institutsleiter. Links: Univ.-Prof. Dr. Dr. Markus Raab. Rechts: Prof. Dr. Jürgen Nitsch.
Der alte und der neue Institutsleiter. Links: Univ.-Prof. Dr. Dr. Markus Raab. Rechts: Prof. Dr. Jürgen Nitsch.

„Für die Sportpsychologie ist Jürgen Nitsch ein unermesslicher Gewinn auch über die Entwicklung einer starken Sportpsychologie aus Köln hinaus“, sagt Prof. Dr. Dr. Markus Raab in seiner Laudatio über seinen Vorgänger Prof. Dr. Jürgen Nitsch. Einstimmig ist die Anerkennung, die dem Jubilar für seine wissenschaftlichen und persönlichen Leistungen widerfährt: für die Sportpsychologie im Allgemeinen und – als Lehrstuhlinhaber und Institutsleiter – für die Sporthochschule Köln im Besonderen. Jürgen Nitsch darf getrost als Urgestein des Psychologischen Instituts bezeichnet werden. Schon kurz nach dessen Gründung an der Deutschen Sporthochschule im Jahr 1965 stieß er zum Team der Sportpsycholog*innen. 1975 nahm Jürgen Nitsch den Ruf auf den Lehrstuhl an. Bis er 2003 in den Ruhestand ging, leitete er das Institut.

Auch in den Jahren nach seiner Pensionierung blieb Jürgen Nitsch an seinem Arbeitsplatz dem Institut verbunden. Für die deutsche Sportpsychologie war und ist er als Mitgründer der frühen Sportpsychologie ein Vorbild. Von 1985 bis 1989 war er Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie (asp) und richtete deren jährliche Tagung sechsmal in Köln mit aus. Die Auszeichnung als Ehrenpräsident im Jahr 2015 krönte dieses Engagement.

Einige Meilensteine seiner Vita zeugen von Nitschs großem Einsatz für die Sportpsychologie: So gründete er 1987 die erste deutschsprachige sportpsychologische Zeitschrift „Sportpsychologie“. Von 1985 bis 1989 war Nitsch Mitglied des Vorstands der Sektion "Ausbildung in Psychologie" des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen (bdp) sowie von 1985 bis 1993 Mitglied des Managing Councils of International Society of Sport Psychology (ISSP). Damit leistete er einen erheblichen Beitrag für die Sichtbarbarkeit der deutschsprachigen Sportpsychologie im internationalen Kontext. Gleiches gilt für die Ausrichtung des achten „European Congress of Sport Psychology“ der FEPSAC (European Federation of Sport Psychology) im Jahre 1991.

Insgesamt veröffentlichte Jürgen Nitsch über 150 nationale und internationale Schriften, davon mehr als 20 Bücher; 1978 bis 2006 war er geschäftsführender Herausgeber der Buchreihe "Betrifft: Psychologie & Sport".

Eine besondere Leistung besteht darin, dass er die Handlungstheorie im Sport etablierte, die sich in vielfältigen Anwendungen als Orientierung für empirische Arbeiten, aber auch für praktische Empfehlungen als erfolgreich erwiesen hat.

Aber nicht nur die Kongressorganisation, die Mitarbeit in Vorständen, Projekte und Publikationsarbeiten waren ihm Anliegen, die er mit ganzem Einsatz verfolgte. Auch die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses und deren nachhaltige Wirkung lagen ihm am Herzen. Als Erstgutachter betreute er mehr als 30 Promotionen und Habilitationen. Aus diesem Kreis gingen zahlreiche Professuren hervor.

Der aktuelle asp-Präsident Bernd Strauss betont in seinen Glückwünschen an Jürgen Nitsch, dieser hätte sich „ohne Zweifel in ganz herausragender Weise um den Aufbau und die Entwicklung der Sportpsychologie und die asp verdient gemacht und diese in erheblicher Weise bis in die heutige Zeit in ganz unterschiedlichen inhaltlichen, strukturellen und institutionellen Zusammenhängen beeinflusst.“ Zahlreiche internationale Auszeichnungen belegen Strauss` Worte.

Prof. Dr. Dr. Markus Raab schließt seine Laudatio mit einem sehr persönlichen Satz: „Letztlich ist der Verdienst des Wissenschaftlers und der Person Jürgen Nitsch nicht komplett ohne Hinweis auf das, was Jürgen Nitsch in seiner Führung des Psychologischen Instituts über Jahrzehnte auszeichnete: Menschlichkeit.“

Es ist wohl treffend zu sagen, dass Jürgen Nitsch das Psychologische Institut, wie es heute in der Wahrnehmung der Fachwelt dasteht, ganz entscheidend geprägt hat.