„Sexualisierte Gewalt im Sport“

Das groß angelegte Forschungsprojekt "Schutz von Kindern und Jugendlichen im deutschen organisierten Sport" beginnt am 1. Oktober 2014.

Ab dem 1. Oktober startet das Institut für Soziologie und Genderforschung der Deutschen Sporthochschule ein umfangreiches Forschungsprojekt zum Kinderschutz im Sport. Das Projekt unter dem Titel „Schutz von Kindern und Jugendlichen im deutschen organisierten Sport“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und ist ein Verbundprojekt der Deutschen Sporthochschule, der Deutschen Sportjugend und dem Universitätsklinikum Ulm. Die Verbundkoordination liegt bei der Kölner Sportuniversität.

In Deutschland existiert bislang nur eine Pilotstudie zur Erforschung von sexualisierter Gewalt im Sport. Klein & Palzkill (1998) generierten auf der Basis von qualitativen Interviews erste Einsichten in die Problematik, wobei sie den Fokus auf Gewalt gegen Mädchen und Frauen im Sport richteten. Im internationalen Raum ist die Forschungslage differenzierter (vgl. u.a. Fasting & Brackenridge 2009). Allerdings lassen sich die Befunde der internationalen Studien nicht ohne weiteres auf den freiwillig organisierten Sport in Deutschland übertragen. Bislang fehlen hier noch gesicherte Forschungserkenntnisse in Bezug auf Ausmaß und Art des Problembereichs, die Ursachen und Entstehungsbedingungen von sexualisierter Gewalt und den Umsetzungszustand von Präventionsmaßnahmen in Sportorganisationen.

Das Verbundvorhaben basiert auf einer multidisziplinären Perspektive. Zur Analyse der Entstehungsbedingungen von sexualisierter Gewalt im Sport werden als Bezugstheorien akteur- und organisationssoziologische Arbeiten zu Handlungsorientierungen und Dynamiken im Wettkampfsport sowie zur Konstruktion von Geschlechterverhältnissen im Sport genutzt. Des Weiteren werden allgemeine Arbeiten über die Entstehungsbedingungen von sexualisierter Gewalt in Institutionen berücksichtigt sowie soziologische Arbeiten über Steuerungs- und Veränderungsprozesse in Sportorganisationen. Mit Blick auf den internationalen Forschungsstand orientiert sich das Projekt an dem sportbezogenen Modell der Activitation States (nach Brackenridge et al, n2005), das in Großbritannien bereits zur Analyse von Sportorganisationen erprobt wurde.

Die Ergebnisse des Projektes sollen insbesondere in die Weiterentwicklung von Präventionsmaßnahmen der Deutschen Sportjugend einfließen. Dazu gehört u.a. der Transfer der Ergebnisse in die regelmäßig stattfindenden Fachforen der Mitgliedsorganisationen des deutschen Sports, die Überarbeitung des Handlungsleitfadens für Sportvereine sowie die Weiterentwicklung des dsj-Qualifizierungsmoduls für Funktionsträger/innen im Sport.

Weitere Informationen gibt es hier.