Skandale im Blick der Forschung

Die Tagung „Skandalisierung und Viktimisierung“ diskutierte mit renommierten Wissenschaftlern die Folgeeffekte von Skandalberichterstattung.

Ob Wulff, Kachelmann oder Hoeneß – alle diese Fälle stehen für den Trend einer zunehmenden Berichterstattung über Skandale, der sich in jüngerer Zeit in Deutschland wie in anderen europäischen Ländern beobachten lässt. Zunehmend wird dabei nicht nur über Skandale aus der Politik, sondern auch aus Sport und Wirtschaft berichtet. Die zahlreichen aufgeheizten Debatten um die Art und Weise der Aufbereitung medialer Skandalsierungen der jüngeren Zeit haben gezeigt, dass Skandale ein gesellschaftliches bedeutsames, jedoch nicht einfach zu greifendes Problem darstellen.

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen veranstaltete das Institut für Kommunikations- und Medienforschung (IKM) der Deutschen Sporthochschule Köln Ende Februar die Tagung „Skandalisierung und Viktimisierung durch mediale Berichterstattung“. „Unser Ziel war es dabei, gemeinsam mit anderen renommierten deutschsprachigen Wissenschaftlern und Interessierten in diesem Feld aktuelle Forschungsergebnisse zu diskutieren und ihnen auch neue Erkenntnisse aus unserer Projektarbeiten vorzustellen“, sagte Dr. Mark Ludwig, der gemeinsam mit Univ.-Prof. Dr. Thomas Schierl das Forschungsprojekt „Skandalisierung und Viktimisierung“ am IKM leitet.

Ihren Schwerpunkt legte die Tagung auf die Diskussion der Entstehung, journalistischen Aufbereitung, Entwicklung und Wirkung von Skandalberichterstattung. „Ein besonderes Anliegen war es uns, die in der Forschung bisher eher wenig beachteten möglichen Folgeeffekte für Skandalisierte und Gesellschaft in den Blick zu bekommen“, sagte Ludwig.

Für einen Austausch mit Medienpraxis und Öffentlichkeit wurde in den Auftaktabend der Veranstaltung im Kölner Herbert von Halem Verlag eine Podiumsdiskussion integriert. Christoph Schwennicke (Chefredakteur Cicero), Barbara Hans (stellvertretende Chefredakteurin Spiegel Online), Lutz Tillmanns (Geschäftsführer Deutscher Presserat) und Prof. Dr. Hans Mathias Kepplinger (Universität Mainz) sprachen über aktuelle Herausforderungen der Skandalberichterstattung. Insgesamt wurde deutlich, dass insbesondere der zunehmend schnellere Publikationsrhythmus, Konkurrenzdruck und die Ökonomisierung Medienschaffende in der Skandalberichterstattung vor neue Herausforderungen stellen. Ein sensibler und verantwortungsvoller Umgang erscheint vor allem deshalb von Bedeutung, dass Skandalberichterstattung unter anderem schwerwiegende Reputationsschäden sowie finanzielle und psychische Schäden für die Dargestellten nach sich ziehen kann.