SpoBis: Uhrich, Berendt und Jens Lehmann

v.l.n.r.: Univ.-Prof. Dr. Sebastian Uhrich, Jens Lehmann, Michael Makus, Dr. Johannes Berendt (Foto: privat)

Ob Schalke gegen Dortmund, Arsenal gegen Tottenham oder Real Madrid gegen Barcelona: In manchen Spielen geht es um mehr als drei Punkte. Seit einigen Jahren beschäftigen sich Univ.-Prof. Dr. Sebastian Uhrich und Dr. Johannes Berendt vom Institut für Sportökonomie und Sportmanagement mit den Effekten von Rivalität. Auf dem SpoBis, Europas größtem Sportbusiness-Kongress mit 3.500 Teilnehmer*innen, stellten die beiden ihre Forschung vor – und diskutieren danach mit zwei prominenten und in Bezug auf das Thema Rivalität sehr kundigen Gesprächspartnern: Ex-Nationalkeeper Jens Lehmann und Bild-NRW-Sportchef Michael Makus. Das ASS-Alumninetzwerk (Alumni Sportmedien und Sportmanagement) der SpoHo organisierte die Rahmenveranstaltung.

Lehmann bestätigte die von der Wissenschaft unterstellten positiven Effekte auf Motivation und Leistung. „Die Rivalität mit Oliver Kahn war für mich sehr gut“, sagte der 50-Jährige. Sie habe ihn stark gemacht. Nach einem jahrelangen Wettstreit löste Lehmann seinen Erzrivalen passend zur WM 2006 als Stammtorwart in der Nationalmannschaft ab. Trotzdem wäre es fast ganz anders gekommen. Ein Jahr vor der WM spielte Lehmann bei der Eröffnung der Allianz Arena in München gegen Kahn. „Bei jedem Ball, der zu mir kam, wurde ich ausgepfiffen, beleidigt und beschimpft. Das war das größte Ausmaß der Rivalität, das ich erlebt habe.“ Sogar an einen Rücktritt aus dem DFB-Team habe er nach dem Spiel gedacht. „Zum Glück habe ich es mir anders überlegt.“ Am Ende waren es Erfahrung und Perfektion, die ihm geholfen haben, das Duell für sich zu entscheiden. „Ich war erfahrener im Umgang mit Rivalität“, so Lehmann. „Ich bin damit groß geworden, weil ich im Verein nie gehört habe, dass ich gesetzt bin. Das war mein Vorteil. Es ist besser, einen Rivalen zu haben, als ignoriert zu werden.“

Zu einer ähnlichen Erkenntnis kommen Uhrich und Berendt in Bezug auf Fußballfans. „In unseren Studien konnten wir zeigen, dass Rivalität den Zusammenhalt und die Identität einer Fangruppe stärkt“, erklärt Uhrich. „Davon profitieren Vereine wie Dortmund, Schalke und Köln. Für Fans von Wolfsburg oder Leverkusen ist das hingegen ein Problem. Sie werden von ihren Nachbarn als Rivale nicht ernst genommen. Generell ist es nie schön, wenn man ignoriert wird.“

Der Umgang mit Rivalität in der Kommunikation stellt viele Vereine vor Probleme. „In den letzten Jahren haben die Vereine oft ihre Strategie gewechselt“, konstatiert Bild-Mann Makus. „Von Friedensgipfeln bis zur kompletten Nicht-Erwähnung der Rivalität war fast alles dabei“. Warum es kontraproduktiv ist, wenn Klubverantwortliche Rivalitäten herunterspielen, zeigte das Forscherteam anhand von experimentellen Studien. Ferner wurden die Auswirkungen der Globalisierung auf lokale Rivalitäten diskutiert und das besondere Verhältnis unter Erzrivalen thematisiert. Während Wissenschaftler Rivalen oft eine Art Hassliebe unterstellen, wollte Lehmann so weit nicht gehen: „Ich habe Kahn nie gehasst. Aber ich habe ihn auch nicht geliebt.“

Im Anschluss an die Diskussion nutze ASS-Vorstandsmitglied und SpoHo-Mitarbeiter Kai Viebahn die Gelegenheit, die SpoHo-Absolventen über die neuesten Entwicklungen an ihrer Alma Mater zu informieren, unter anderem über Baumaßnahmen und neue Forschungsprojekte an Deutschlands einziger Sportuniversität.