Sport, Politik und digitale Nähe

Zwei Tage vor seinem Amtsantritt als Oberbürgermeister der Stadt Köln war Torsten Burmester am Mittwoch, 29. Oktober, auf Einladung des Instituts für Kommunikations- und Medienforschung (IKM) hin als Gesprächsgast an die Deutsche Sporthochschule Köln gekommen. Unter dem Titel „Vom DOSB zum Oberbürgermeister Kölns. Die Bedeutung des Sports und der digitalen Medien in seinem Wahlkampf“ sprach der designierte Stadtchef gemeinsam mit seinem Kommunikationsberater Nicolai Vrazic über den Weg vom Sportmanagement in die Kommunalpolitik – und über die Frage, wie sportliche Werte und digitale Strategien zusammenwirken können.
Burmester, der vor 35 Jahren selbst an der Deutschen Sporthochschule studierte und sein Diplom ablegte, schlug im Gespräch mt Dr. habil. Christoph Bertling, kommissarischer Institutsleiter des IKM, einen weiten Bogen von seiner persönlichen Laufbahn bis zu seiner Motivation, kommunalpolitische Verantwortung zu übernehmen. Nach einer zwölfjährigen Laufbahn bei der Bundeswehr studierte er an der Sporthochschule – „etwas, das mir wirklich Spaß machte“, wie er betonte – und widmete seine Diplomarbeit dem Thema „Sport als Staatsziel“. Schon früh habe ihn die politische Dimension des Sports interessiert, erzählte Burmester. Ein Praktikum im Bundestag habe den Impuls gegeben, seine Kompetenzen auch jenseits des Sports einzubringen.
Der Wechsel aus seiner Position als Vorstandsvorsitzender des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in die Stadtpolitik sei für ihn ein bewusster Schritt gewesen: „Ich wollte meine Heimat mitgestalten“, sagte Burmester. Der Sport habe dabei eine zentrale Rolle gespielt – im Wahlkampf ebenso wie im politischen Selbstverständnis. Sport wecke Emotionen, verbinde Menschen und schaffe Gemeinschaft, erklärte er. „Köln verfügt über ein einzigartiges Biotop an Sporteinrichtungen – und die Deutsche Sporthochschule ist ein zentraler Teil davon. Ihre Stärkung bleibt mir auch politisch wichtig“, betonte der designierte Oberbürgermeister.
Wie sich diese Werte in Kommunikation übersetzen lassen, erläuterte anschließend Nicolai Vrazic, Geschäftsführer der im Wahlkampf verantwortlichen Kommunikationsagentur und selbst Absolvent der Sportuniversität. Im Mittelpunkt des digitalen Wahlkampfs habe die Frage gestanden: „Wofür stehe ich und welche Ziele habe ich?“ Authentizität und Nahbarkeit seien dabei die Leitmotive gewesen. Auf sozialen Kanälen habe das Team bewusst auf „low level“-Produktionen gesetzt – kurze, persönliche Videos, in denen Burmester direkt aus den Kölner Veedeln sprach. Diese Form der Kommunikation habe es ermöglicht, Nähe herzustellen und Vertrauen aufzubauen.
In der anschließenden Fragerunde diskutierten Studierende und Gäste unter anderem über die Zukunft der Kölner Sportstätten, den Ausbau des Geißbockheims und die Nutzung des RheinEnergieStadions. Burmester unterstrich dabei, dass Verwaltung und Politik stärker auf die Menschen hören und deren Probleme ernst nehmen müssten. Nur so lasse sich die Verbindung zwischen Politik und Stadtgesellschaft stärken.