Sportpolitische Themen im Wahljahr 2017

Martin Nolte, Professor für Sportrecht, bei seinem Vortrag auf dem SpoBis in Düsseldorf.

Zum 21. Mal fand an den letzten beiden Januartagen Europas größter Sportbusiness-Kongress statt. Beim sogenannten SpoBis handele es sich um die „interessanteste Veranstaltung, die es in diesem Bereich gibt“, sagte Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, der hier erstmals in einem direkten Rededuell auf Bayern Münchens Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge traf. Neben den Fußballgrößen war auch die Deutsche Sporthochschule Köln vertreten: Professor Dr. Martin Nolte, Leiter des Instituts für Sportrecht, sprach im Forum „Sport und Politik“. 

Formel-1-Weltmeister Nick Heidfeld tauchte ebenso in der Liste der Referenten auf wie Carsten Schmidt (CEO Sky Deutschland), Friedrich Curtius (Generalsekretär beim Deutschen Fußball-Bund), Julian Reichelt (Chefredakteur Bild.de), Martin Kind (Präsident Hannover 96) und viele mehr. 

Rund 60 Millionen Anhänger hat der FC Bayern auf der Erde, und der wichtigste Ort zur Erzeugung von Emotionen für diese Anhänger ist die Allianz-Arena in München. Deshalb sei eine Ausstattung des Stadions mit einem einwandfrei funktionierenden W-LAN so wichtig, hatte Stefan Mennerich, Mediendirektor des Rekordmeisters, schon vorher im Forum „Das Jahrzehnt der Game Changer“ erläutert. Der exklusive Kreis der 75.000 Leute im Stadion solle Bilder, Filmchen und große Gefühle in die Welt senden, um den FC Bayern noch aufregender zu machen. Zugleich seien aber mit Smartphones produzierte Filme in den Arenen ein heikles Thema für die Klubs, wie aus Martin Noltes Keynote vor einer Diskussionsrunde mit dem Titel „Wahljahr 2017: Welche Pläne verfolgt die Politik im Sport?“ hervorging.

Nolte nannte vier zentrale Themen, die 2017 sportpolitisch relevant werden könnten: Doping und die Effekte des neuen Anti-Doping-Gesetzes, die Regulierung von Sportwetten, Wettbewerbsmanipulationen und: Veranstalterschutz. Hier gehe es darum, das beim FC Bayern eigentlich willkommene Versenden von Filmen aus den Arenen grundsätzlich kontrollierbar zu machen. Denn längere Aufnahmen des Spielgeschehens drohen die teuer verkauften Berichterstattungsrechte zu verletzen. „Wenn Bewegtbilder im Stadion aufgenommen werden und in einem frei empfangbaren Blog, Kanal oder im TV gezeigt werden, hat der Veranstalter keine Handhabe, um gegen dieses Ambush-Marketing vorzugehen“, sagte Nolte. Anschließend diskutierten Eberhard Gienger (CDU), Özcan Mutlu (Die Grünen) und Michaela Engelmeier (SPD), die als sportpolitische Sprecher ihrer Bundestagsfraktionen gekommen waren, mit Stefan Holz, dem Geschäftsführer der Basketball-Bundesliga.

Es wurde entlang der üblichen Parteilinien gestritten, beim Veranstalterschutz, der laut Basketballfunktionär Holz „den Kern des Geschäfts“ betreffe, wirkten die Politiker aber etwas ratlos. „Es ist ein Unding, dass der Umgang mit unserem Produkt nur über ein antiquiertes Hausrecht geregelt werden kann“, schimpfte Holz, der auch die „Initiative Profisport Deutschland“ (IPD) vertrat, in der Basketball, Fußball, Handball und Eishockey die Interessen ihrer großen Ligen sammeln. Die Veröffentlichung der von Zuschauern gedrehten Bewegtbilder, aber auch die Erhebung und Nutzung von Live-Daten, mit denen Wettanbieter Geld verdienen, sind in den Augen der Klubs unzureichend geregelt. Die Politiker machten Holz aber wenig Hoffnung auf Besserung, andere Dinge sind den Parteien derzeit offenbar wichtiger, zumal beim Veranstalterschutz Fragen des europäischen Rechts berührt werden.