Sportwissenschaftliche Hochschulausbildung in Qatar

Teilnehmer der Podiumsdiskussion zur Rolle der universitären Ausbildung für die Weiterentwicklung des Sports (v.l.n.r.: Prof. Dr. Ruben Göbel, Prof. Dr. Khalid W. Bibi, Tariq Al-Abdullah, Dr. Ken MacLeod, Dr. Stefan Walzel)

Bei der jährlichen Konferenz „Aspire4Sport“ in Qatar war mit Dr. Stefan Walzel vom Institut für Sportökonomie und Sportmanagement auch ein Vertreter der Deutschen Sporthochschule Köln zu einer Podiumsdiskussion eingeladen.

Das Wüstenemirat Qatar hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten zu einem „Global-Player“ im Sport entwickelt. Große Investitionen in die Sportinfrastruktur und die Ausrichtungen internationaler Großereignisse wie beispielsweise die Fußball-WM 2022 haben dazu beigetragen. Die weitere Entwicklung und damit verbundene Herausforderungen werden u.a. auch auf der jährlichen Konferenz „Aspire4Sport“ mit Praktikern, Politikern und Wissenschaftlern diskutiert. Im Rahmen der diesjährigen Auflage wurde durch die lokal ansässige Qatar University auch eine Podiumsdiskussion zur sportwissenschaftlichen Hochschulausbildung im Land organisiert. Mit dabei war auch Dr. Stefan Walzel vom Institut für Sportökonomie und Sportmanagement der Deutschen Sporthochschule Köln.

Zu Beginn stellten Prof. Dr Khalid W. Bibi und Prof. Dr. Ruben Göbel als Hochschullehrer der Qatar University fest, dass die universitäre Ausbildung nicht mit der generellen Sportentwicklung im Land mithalten kann. Zwar sei der Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften in allen Bereichen der Sportwissenschaft sehr hoch, jedoch zeigt sich, dass angehende Absolventen/innen Probleme beim Jobeinstieg haben. Zum Teil werden die Stellen an Experten aus dem Ausland zu geringeren Löhnen vergeben. Ein weiterer Punkt ist die fehlende Akzeptanz und Anerkennung als Sportwissenschaftler/in. Trotz des großen Bedarfs an Absolventen/innen ist die Nachfrage nach Studienplätzen im Bereich Sport eher gering. Hinzu kommt, dass die Rahmenbedingungen für eine bessere Ausbildung noch nicht stimmen. Beide wünschen sich zum Beispiel mehr Eigenständigkeit und Unabhängigkeit sowie Akzeptanz für die sportwissenschaftliche Ausbildung.

Daher hatten sie Dr. Stefan Walzel von der Deutschen Sporthochschule Köln eingeladen, um exemplarisch aufzuzeigen, welche Rolle und welchen Mehrwert eine gute sportwissenschaftliche Ausbildung in der weiteren Entwicklung des Sports in einem Land spielen kann. „Ohne gute ausgebildete Qataris wird das Land immer von Experten aus dem Ausland abhängig sein. Die hohe Personalfluktuation in den einzelnen Sportorganisationen in Qatar zeigt dies“, betonte Walzel die Bedeutung der universitären Ausbildung in den Sportwissenschaften. Er ergänzte, „die Nachbarländer von Qatar tätigen ebenfalls große Investitionen in den Sport und stehen vor demselben Problem, dass sie qualifizierte Arbeitskräfte dafür brauchen. Aufgrund des Expertenmangels könnte es zu einem Kampf um die wenigen Qualifizierten kommen, die dann ggf. mit ihrem erworbenen Expertenwissen das Land verlassen. Sofern keine qualifizierten Nachwuchskräften nachrücken könnte das Sportsystem im schlechtesten Fall zusammenbrechen.“        

Tariq Al-Abdulla, Generalmanager der Qatarischen Olympischen Akademie, stimmte dieser Ansicht zu. Durch individuelle, maßgeschneiderte Weiterbildungsangebote will seine Organisation den Fachkräftemangel zum Teil beheben. Er stellte jedoch auch klar, dass diese Maßnahmen eine etablierte universitäre Ausbildung in den verschiedenen sportwissenschaftlichen Disziplinen nicht ersetzen kann. Beides muss vorangetrieben und weiter entwickelt werden. Darin waren sich alle Teilnehmer der Podiumsdiskussion einig und wollen gemeinsam Hand in Hand an diesen Herausforderungen arbeiten.