„Studierende aus aller Welt begrüßen.“

Insgesamt 26 Veranstaltungen umfassen die Kölner Themenwochen- „Europa“ im Zeitraum vom 1. April bis 28. Mai. Eine davon, und die erste Veranstaltung der Sporthochschule, fand am Dienstag im IG NawiMedi statt. Dr. Ansgar Molzberger vom Institut für Sportgeschichte referierte über die Geschichte und die Entwicklung der Auslandsbeziehungen der Deutschen Sporthochschule Köln.

Mittlerweile ist die Sporthochschule neben der einzigen Sportuniversität Deutschlands auch noch die größte ihrer Art in Europa. Derzeit pflegt sie Kooperationen mit 60 Universitäten weltweit – davon 40 in Europa. Doch wie kam es dazu?

Nach dem Zweiten Weltkrieg suchte die britische Besatzungszone in Person von Offizier John Dixon einen Ort für eine zentrale Sportlehrerausbildungsstätte. Da viele deutsche Großstädte wie beispielsweise München oder Frankfurt  größtenteils zerstört waren, fiel die Wahl auf Köln. Zwar waren auch in Köln weite Teile der Stadt zerstört, doch die Flächen rund um das alte Müngersdorfer Stadion waren weitestgehend intakt geblieben und die Stadt Köln  übernahm die Kosten für den Aufbau der Hochschule.

Erster Rektor der Sporthochschule wurde Carl Diem, da dieser zu keinem Zeitpunkt Mitglied der NSDAP war und bereits beim Vorgänger der Sporthochschule, der Hochschule für Leibesübungen in Berlin ab 1920, als Prorektor agierte. Damals prägte er ein demokratisch und international ausgerichtetes Bild der Hochschule. Bis heute ist die Rolle Diems während der Zeit des Nationalsozialismus jedoch umstritten, weswegen 2007 die Ursprüngliche Adresse der Sporthochschule von „Carl-Diem-Weg“ in „Am Sportpark Müngersdorf“ umbenannt wurde.

Der Lehrbetrieb wurde im Juli 1947 aufgenommen, die offizielle Eröffnung der SpoHo fand jedoch erst vier Monate später statt. Diem wollte „Studenten aus aller Welt begrüßen und selbst auch auf Reisen gehen“, so Dr. Ansgar Molzberger. Studierendenaustauschprogramme sollten stattfinden, taten dies aber zunächst nicht. In einem historischen Dokument Diemswird deutlich, dass ein Grund dafür gewesen sein könnte, dass es den Offiziellen der Sporthochschule peinlich gewesen sein könnte, Besuch im damals noch massiv  zerstörten Köln zu empfangen.„Selbst die Studierenden hausten damals noch im Keller des Stadions“, erzählt Molzberger.

Dennoch zählt ein archiviertes Gästebuch bereits 60 internationale Hochschulbesuche in den ersten sechs Jahren seit Gründung. Gastdozenten wie der Schwede Frederiksen oder der Brite Munrow hielten schon ein Jahr nach Eröffnung Vorträge und Kurse an der Sporthochschule. Zudem ist ein Ferienlehrgang von 1951 dokumentiert,  an dem 57 Teilnehmende aus sieben verschiedenen Ländern  mitwirkten. Wie Verständigungsprobleme oder auch die Frage nach der Kriegsschuld in diesen Fällen gehandhabt wurden, bleibt auch Molzberger ein Rätsel.

Als 1963 der neue SpoHo-Campus eingeweiht wurde, studierten bereits Jugendliche aus 18 verschiedenen Ländern an der Sporthochschule. Die Hochschule fing bald darauf an, Sportförderungsprogramme in verschiedenen Ländern aufzubauen und so internationale Sportbeziehungen herzustellen. Nach wichtigen Ereignissen wie dem Bologna-Prozess, der eine Einheitlichkeit an den Universitäten in Europa zu schaffen versuchte, sowie der Einführung von Bachelor- und Masterstudiengängen 2007, wird die Internationalisierung heute immer deutlicher. In vier der insgesamt neun Masterstudiengänge wird ausschließlich auf Englisch gelehrt; auch zwei Weiterbildungsmaster in englischer Sprache stehen zur Auswahl. „Sogar ein Bachelor-Studiengang auf Englisch ist durchaus vorstellbar“, meint Molzberger zum Abschluss mit Blick in Richtung Zukunft.

Die zweite SpoHo-Veranstaltung der Kölner Themenwochen „Europa“ findet am 8. Mai 2019 an der Sporthochschule statt. Dann lädt Prof. Jürgen Mittag vom Institut für Europäische Sportentwicklung und Freizeitforschung zu einem Thementag mit Podiumsdiskussion, Ausstellung und Quiz unter dem Motto „Europa zwischen Solidarität und Spaltung?“ ein. Weitere Informationen zum umfangreichen Programm der Kölner Themenwochen „Europa“ finden Sie hier.