Vorhang auf für die erste U16-DM

Jubelnde Frauen-Staffel
U16-DM am 16. und 17. August im NetCologne Stadion der Deutschen Sporthochschule (Foto: LT DSHS Köln)

Premiere mit wissenschaftlicher Begleitung: Zum ersten Mal steigen am 16. und 17. August in Köln die Deutschen Einzel-Meisterschaften der Altersklasse U16. Die jungen Starter erwartet neben dem ersten Disziplinvergleich mit der nationalen Elite ein Angebot an leistungssportlicher Beratung und: Die Teilnahme an einem wissenschaftlichen Projekt, das herausfinden möchte, woher die Talente kommen, wohin sie gehen und was sie von der neuen Veranstaltung halten.

Schon jetzt sind mehr Teilnehmer gemeldet als bei den Deutschen Blockwettkämpfen und den Deutschen Mehrkampf-Meisterschaften der gleichen Altersklasse. Attraktiv scheint es, sich nicht nur über Bestenlisten am Ende des Jahres mit seiner Leistung deutschlandweit zu verorten, sondern direkt in seiner Schokoladendisziplin mit den Besten des Landes zu messen. Wer auf Landesebene Spitze ist, ist das noch lange nicht national.

„Wir wollen den Jugendlichen ein attraktives Angebot machen, das sie begeistert“, sagt DLV-Vizepräsidentin Jugend Esther Fittko. „Wir versprechen uns durch das neue Format, dass die Jugendlichen ihre Bindung zur Leichtathletik stärken.“ Dazu hat sich der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) viel einfallen lassen. Außergewöhnlich ist das Rahmenprogramm der Nachwuchsmeisterschaften.

Informationen über Förderungsmöglichkeiten, Fair Play und Anti-Doping, Vorträge über Leistungsentwicklung, Kadersysteme und Trainerqualifikation und die Möglichkeit, das Sportinternat Köln zu besichtigen, werden für Athleten, Trainer und Eltern rund um die Anlage der Deutschen Sporthochschule (DSHS) angeboten. Als Special Guest sind erfolgreiche Nachwuchsathleten angekündigt, die - gerade zurückgekehrt von der U20-WM in Eugene (USA) - von ihren Erfahrungen berichten.

Zwei Normen für eine Disziplin
Zur Teilnahme an den Deutschen U16-Meisterschaften Einzel reicht es nicht die Norm in einer Disziplin zu erfüllen, in einer zweiten Disziplin muss eine niedriger gehaltene Zusatz-Norm in den Saisonleistungen stehen. „Die Disziplinentwicklung, die in diesem Alter einsetzt, soll auf einer Vielseitigkeitsvoraussetzung beruhen“, erklärt Esther Fittko, die Vorsitzende des Organisationskomitees.

Das Thema Spezialisierung bei gleichzeitiger Offenheit schwingt im neuen Konzept mit. „Wer dieses Jahr auf den 100 Metern antritt, muss damit nicht gleichbedeutend zukünftig Sprinter werden“, sagt Esther Fittko. Flexibel soll es bleiben, die Disziplin noch nicht im letzten U16-Jahr fest gezurrt werden. „Basis, seine Disziplin zu finden und zu entwickeln, ist der Blockwettkampf“, sagt Fittko. Der Fünfkampf in seinen drei Varianten bleibt der geeignete Einstieg in das Wettkampfjahr, im Verlauf dessen sich die besten Disziplinen herauskristallisieren.

Wenn es die bevorzugte Disziplin im Mehrkampf gibt. Vier Disziplinen waren bisher mit den Blockwettkämpfen nicht abgedeckt. Hammerwerfer, Stabhochspringer, Dreispringer und Geher kommen nun in den Genuss eines nationalen Kräftemessens ab der Altersklasse M/W15. Die Einzelmeisterschaften sind zunächst für drei Jahre geplant. Ein Projekt auf Bewährung, das zur erfolgreichen Disziplinentwicklung beitragen will. Nachteile gegenüber anderen Sportarten, in denen Deutsche Meisterschaften schon in jüngeren Alterskategorien ausgetragen werden, sollen ausgeglichen werden.

Trainings- und Wettkampfbiographien gesucht
Um die Effekte der neuen Veranstaltung einzuschätzen, gibt es ein wissenschaftliches Begleitprojekt. „Ziel ist es, den Einfluss der Meisterschaft auf das leistungssportliche Verhalten der Jugendlichen zu untersuchen“, sagt Fittko. Das wissenschaftliche Projekt unter der Leitung von Prof. Dr. Arne Güllich von der Technischen Universität Kaiserslautern in Kooperation mit Dr. Norbert Stein von der Deutschen Sporthochschule Köln bearbeitet zwei Forschungsfragen, die den DLV besonders interessieren.

Erstens die Evaluation der Veranstaltung. In drei Befragungswellen werden Athleten gefragt, „wie sie die Veranstaltung finden, ob sie sie großartig finden und wie großartig“, so Güllich. Auch ihre Trainer werden befragt, wie hoch sie den Stellenwert der Meisterschaft einschätzen und ob damit Belastungen verbunden sind.

Zweitens sind diese Fragen offen: „Wer sind eigentlich die jungen, erfolgreichen Leichtathleten? Welche Trainings- und Wettkampfbiographie haben sie? Wie vielfältig sind sie ausgebildet, über verschiedene Disziplinen, möglicherweise Sportarten hinweg?“ formuliert der Projektleiter. Von Interesse sind die Vereinbarkeit von Schule, Training und Wettkampf und die Einstellungen der Eltern dazu. Wie viel Zeit die Nachwuchssportler für die Leichtathletik verwenden und wovon das abhängt, soll mithilfe ökonomischer Entscheidungs-Theorien geklärt werden.

Eine Frage der Spezialisierung
Auf diese wichtigen Fragen sucht das Projekt Antworten. Mittels Online-Befragungen, die gerade anlaufen, werden alle Teilnehmer und deren Trainer und Eltern gebeten, Informationen über sich und die neuen Einzelmeisterschaften anonym zu erteilen - vor, während und nach dem Wettkampfwochenende in Köln. Erwartet wird, dass die Meisterschaften und ihr Event-Charakter positive Effekte auf die Motivation und den weiteren Trainingsprozess der jungen Athleten haben.

Befürchtungen, die U16-DM Einzel bringe eine zu frühe Spezialisierung mit sich, könnten ausgeräumt werden. „Aus der bisherigen Forschungslage gibt es keine Anhaltspunkte, die in diesem Event ein Gefährdungspotential für die jungen Sportler sehen“, sagt Prof. Dr. Güllich. Ob es ein Vorteil ist, sich in seiner Paradedisziplin mit 15 Jahren zu zeigen und Erfolg zu sammeln oder ein Nachteil, wenn sich Teenager zu früh spezialisieren, kann mit den Befragungsdaten untersucht werden.

Heimtraining im Fokus
Die wissenschaftlichen Fragestellungen sind gemeinsam mit dem DLV entwickelt worden. „Das Interesse der Bundestrainer liegt auch darin zu erfahren, wie sich das Heimtraining der Vereine gestaltet“ erzählt Güllich. Was wird in welchem Ausmaß im Jugendbereich trainiert? Um das herauszufinden, werden deutschlandweit fünf bis sechs Vereine für eine Beobachtung des Heimtrainings ausgesucht.Aber all dies läuft abseits der Wettkämpfe und soll die Teilnehmer nicht davon abhalten, die ersten Deutschen U16-Meisterschaften auszutragen. Die Jugendlichen stehen im Mittelpunkt. „Wie möchten die Jugend in ihrem Wettkampf sehen und nicht primär die abstrakten Ergebnisse, die am Ende dabei herauskommen“, wünscht sich Esther Fittko. „Wir haben dieses Format gewählt, weil wir glauben, dass es genau auf die Jugendlichen passt.“ Was sie daraus machen, wird man sehen.Links zur Online-Befragung:Fragebogen für SportlerFragebogen für Trainer Fragebogen für Eltern Es können auch Sportler, Trainer und Eltern an der Befragung teilnehmen, die diesmal nicht direkt an der U16-DM in Köln beteiligt sind. 

Links zur Online-Befragung:
Fragebogen für Sportler
Fragebogen für Trainer
Fragebogen für Eltern

Es können auch Sportler, Trainer und Eltern an der Befragung teilnehmen, die diesmal nicht direkt an der U16-DM in Köln beteiligt sind. 

Text:www.leichtathletik.de