Wenn sportwissenschaftliche Forschung den Alltag verändert

Im Sommer 2005 startete Professor Jens Kleinert (damals Universität Würzburg) ein Projekt zum Einfluss sozialer Bedingungen auf Veränderungen des Selbstwerts bei älteren Menschen. 10 Jahre später ist eine der damals zu diesem Zweck organisierten Versuchsgruppen immer noch aktiv und feierte ihren 10-jährigen Sportgeburtstag. Jeden Montag absolvieren die Teilnehmer/-innen ihre Walkingstrecke im Steinbachtal in Würzburg.

Auf die Frage, was die selbstorganisierte Gruppe so lange zusammenhält, meinen die Mitglieder "dass wir eben jung und fit bleiben wollen, dass es uns Spaß macht und dass wir uns sympathisch sind". Maria Gusinde, eine Teilnehmerin der Gruppe, führt den Zusammenhalt auch auf außersportliche Aktivitäten zurück: "So haben wir zum Beispiel eingeführt, dass wir etwa dreimal im Jahr nach unserem Lauf in einem Lokal oder dazwischen in einem Café einkehren, was das Kennenlernen und den Zusammenhalt fördert. Daran nehmen auch diejenigen teil, die gerade aus gesundheitlichen Gründen nicht mitlaufen können."

Jens Kleinert, inzwischen Leiter des Psychologischen Instituts der Deutschen Sporthochschule Köln, veröffentlichte Ergebnisse aus der Studie kürzlich in der Zeitschrift "Health" (DOI: 10.4236/health.2014.613194). Das erstaunliche Resultat war: Der Benefit von TeilnehmerInnen einer Walking-Gruppe in Hinsicht auf deren körperlichen Selbstwert ist bei selbstorganisierten Gruppen größer als bei Gruppen, die einen Übungsleiter haben. Wenn allerdings ÜbungsleiterInnen mit Einzelnen traineren ("Personal Coaching") besteht kein Unterschied mehr zur selbstorganisierten Gruppe.

Unabhängig von diesem Ergebnis freut sich Kleinert ganz besonders darüber, dass die Gruppe noch aktiv ist: "Wenn Forschung dazu führt, dass Menschen, die in Studien beteiligt sind, ihr Leben in positiver Weise verändern, so ist das ein Mehrwert, der sich kaum in wissenschaftlichen Veröffentlichungen niederschlägt".