Wieviel Sport steckt im Sportjournalismus?

Der 7. Kölner Abend der Sportwissenschaft stand ganz im Zeichen der Sportberichterstattung. Unter dem Titel „Hauptsache Nebensache - Wieviel Sport steckt noch im Sportjournalismus?” debattierten am 14. Mai prominente Gäste an der Deutschen Sporthochschule Köln. 

Zum 30-jährigem Jubiläum des Instituts für und Kommunikations- und Medienforschung nahmen bekannte Gesichter auf den schwarzen Sofas Platz: Neben Moderator Wolf-Dieter Poschmann hatten sich die Sportmoderatorin Valeska Homburg, der ehemalige DFB-Pressesprecher Harald Stenger, die ehemalige Nationaltorhüterin Silke Rottenberg und Institutsleiter Univ.-Prof. Dr. Thomas Schierl eingefunden, um sich über die Schattenseiten der Berichterstattung im deutschen Sport auszutauschen. Als Gäste richteten der Vorstand der Gesellschaft der Freunde und Förderer (GFF), Michael Maier, und der ehemalige WDR-Intendant Fritz Pleitgen Grußworte an die gut 400 Hörsaal-Besucherinnen und -Besucher.

In seinem Impulsvortrag machte Thomas Schierl (am Beispiel Doping) deutlich, dass die Sportberichterstattung in den deutschen Medien deutlich kritischer sei, als im internationalen Vergleich. Dennoch sei der Zeitpunkt dieser Reportagen entscheidend; schließlich diene der Konsum von Sportereignissen vorrangig zum Zwecke der Unterhaltung. Dass die Sportjournalistinnen und -journalisten dennoch kritisch mit dem Sport – in seiner kulturellen, gesellschaftlichen, politischen Rolle – umgehen sollten, darüber waren sich auch in der anschließenden Diskussion alle Podiumsgäste einig. „Die Kunst ist es, eine optimale Balance zwischen Kritik und Unterhaltung zu finden. Das können nur wenige”, so Schierl.

Aus seiner Zeit als DFB-Pressesprecher berichtete Stenger, dass er kritischen Journalismus, im Umgang mit Fußball-Nationalspielern, stets begrüßt habe. Dies habe sich bis heute nicht geändert. Es sei schließlich die Aufgabe der Medienvertreter, nicht nur über die schönen Dinge des Sports zu berichten, sondern auch Problemfelder aufzudecken: „Es ist der journalistische Auftrag, den Leuten nicht nach dem Mund zu reden”, meinte Stenger. Dies müsse allerdings stets in einem respekt- und würdevollen Umgang geschehen, waren sich alle Podiumsgäste einig. Leider sei dies heutzutage oft nicht mehr der Fall.

Unabhängig von dem Interesse der einzelnen Medienunternehmen, wünschte sich Homburg unterdessen mehr Nähe zu den Sportlern selbst – so wie es früher, z. B. Bei der Fußball-WM in Mexiko 1970 – möglich war. So könne mit Insiderwissen eine tiefergehende und dennoch gerechte Berichterstattung vorgenommen werden. Näher an die Aktiven heranzukommen, sei aufgrund der geringeren Aufmerksamkeit im Frauenfußball oder anderen Sportarten einfacher als im Männerfußball, erläuterte Rottenberg.

Zum Abschluss übte Stenger Kritik an der Ausrichtung vieler Pressestellen, die dem Marketing in den letzten Jahren immer mehr Bedeutung schenken würden: „Pressestellen von Verbänden und Vereinen haben in erster Linie die Aufgabe, eine Servicestelle für Journalisten zu sein. Das ist heute leider immer seltener der Fall – auch weil immer weniger Fachkräfte dort arbeiten.”

Einen ausführlicheren Bericht zum 7. Kölner Abend der Sportwissenschaft können Sie in der kommenden Ausgabe des KURIER lesen, die Ende Mai erscheint.