Choreographic Coding Lab

Das Choreographic Coding Lab, ein internationales Workshop-Event an der Schnittstelle zwischen Creative Coding und Tanzforschung, war zu Gast am Institut für Tanz und Bewegungskultur der Deutschen Sporthochschule.

Vom 6. bis 10. September fand am Institut für Tanz und Bewegungskultur (ITB) der Deutschen Sporthochschule Köln das Choreographic Coding Lab (CCL) statt - ein Laborformat, welches von der Arbeitsgruppe Motion Bank initiiert und in Kooperation mit dem ITB realisiert wurde. Das diesjährige CCLwar zu gleich die  Abschlussveranstaltung des BMBF-Projektes #vortanz, welches die Kooperationspartner seit 2021 gemeinsam durchführen.

Das international etablierte Format des CCL bringt Medienkünstler*innen, Visual Artists, Designer*innen, kreative Programmierer*innen und Tanzschaffende zusammen, um im Sinne eines Zukunftslabors Aspekte von Choreographie und Tanz in völlig neu gedachte digitale Formate zu übersetzen. Der Schwerpunkt des Labs lag dieses Mal auf Tanz und Künstliche Intelligenz, was in der intensiven Auseinandersetzung mit Machine Learning Prozessen, der praktischen Anwendung von Motion Capture Systemen, der kreativen Verwendung selbstkreierter Tanzdaten und der Sonifikation oder Visualisierung von Bewegungsimpulsen resultierte.

Insgesamt nahmen 40 international hochkarätige Expert*innen teil, die ein starkes Interesse an interdisziplinärer Kollaboration und Austausch haben. Darunter u.a. Tänzerin, Choreographin und Tanzforscherin Sylvia Rijmer (Center for Philosophy of Sciences at the University of Lisbon, Portugal), Wissenschaftler Dr. Daniel Bisig aus dem Bereich Immersive Arts Space - Departement Darstellende Künste & Film (Institute for Computer Music and Sound Technology, ZHdK, Schweiz), Choreograph und Tänzer Max Levy (Japan, USA) oder Eiskunstläufer Zabato Bebe (Österreich). In gemeinsamen Arbeits-Sessions und Vorträgen wurde Fachwissen, technisches Knowhow und künstlerische Forschungsansätze ausgetauscht und kollaborativ Projektideen entwickelt und als Prototypen umgesetzt. Dr. Daniel Bisig war als Keynote-Lecturer eingeladen und gab Input zu Machine Learning Prozessen und der Verarbeitung von Bewegungsdaten. Er stellte seine selbst entwickelten Modelle während des Labs für weitere Explorationen durch Teilnehmende zur Verfügung. „Man füttert die Künstliche Intelligenz mit Bewegungen und schaut, was diese daraus zieht, um sich selbst davon für seine Arbeit inspirieren zu lassen“,so Zabato Bebe, der seine Leidenschaft Eiskunstlaufen mit neu erworbenen Wissen aus seinem Studium in Artificial Intelligence verbindet und während des CCLs mit Modellen von Dr. Bisig gearbeitet hat. Max Levy befasst sich mit Sounddesign und der Sonifikation von Bewegung und beschriebt das CCL als großartige Chance mit Bewegungserfassungsdaten zu interagieren und zu lernen, wie man Musik auf Grundlage externer Bewegungsinformation moduliert. Sylvia Rijmer sieht es in ihrer Auseinandersetzung mit KI-Funktionen als wesentlich, „manchmal unbequeme Fragen zu stellen, um herauszufinden wie Technologie Teil von menschlicher Entwicklung sein kann.“

Das Musische Forum mit den neuen technischen Möglichkeiten des Motion Capture System Captury und den örtlich nah beieinander liegenden Bewegungs- und Aufführungsräumen bot ideale Bedingungen für die kreative Kollaborationen und wurde zum Inkubator für Innovative Ideen, neue künstlerische Forschungsansätze und internationale, interdisziplinären Kollaborationen. Tanz und Technologien wurden neu verwoben und Unvorhersehbares produktiv genutzt.

Die Ergebnispräsentation am Sonntag zeigte eine Vielzahl kreativer Ideen mit großem Potential für zukünftige Weiterentwicklung und Bildung von Kooperationen im Bereich des vom Institut für Tanz und Bewegungskultur verfolgten Fokus auf der Entwicklung von neuen, digitale Vermittlungsformen im Bereich Kultureller Bildung bis Sportpädagogik. Ein von Julian Rogawski (wizAI, Koblenz) entwickeltes Tool zum „People-Tracking“, vereint zum Beispiel die Interaktion zwischen Tanzenden und KI-Technik in Form eines Bewegungsspiels. Getrackte Bewegungsdimensionen (eng oder weit) lassen Körper verschwinden oder erscheinen und motivieren ein bewegtes Versteckspiel  – „Hide or be seen“.

Weitere Informationen:
Projekthomepage des CCL:https://choreographiccoding.org/#/
Projektpartner:https://motionbank.org/
Veranstaltungsbeschreibung/ DSHS:https://www.dshs-koeln.de/institut-fuer-tanz-und-bewegungskultur/veranstaltungen/tagungen/choreographic-coding-lab-ccl-6-10092023/
BMBF-Projekt DSHS, Motion Bank und WizAI (2021-2024):https://vortanz.ai/#/de