Expert*innenrunde beleuchtet sportpolitischen Wandel

Teilnehmer*innen des Symposiums im Senatssaal der Sporthochschule

In der Öffentlichkeit ist in den vergangenen Jahren – wie im Fall der Fußballweltmeisterschaft in Katar – zwar rege über internationale Sportpolitik debattiert worden. Kaum Aufmerksamkeit ist jedoch dem Umstand gewidmet worden, dass sich auch in der nationalen Sportpolitik deutliche Veränderungsprozesse abzeichnen. Das Institut für Europäische Sportentwicklung und Freizeitforschung (IESF) ist gemeinsam mit dem Forum Sportpolitik im mittlerweile bereits 12. Symposium zur Sportpolitik diesen Veränderungen näher nachgegangen.

Unter Leitung von Prof. Dr. Jürgen Mittag und Prof. Dr. Georg Anders diskutierten zahlreiche Wissenschaftler*innen, die sich in Deutschland mit Sportpolitik befassen, mit Vertreter*innen aus Politik und Verbänden. Mit dabei waren unter anderem die sportpolitischen Sprecher*innen ihrer Fraktionen Sabine Poschmann (SPD) und Jens Nettekoven (CDU), die Verbandsvorstände Michaela Röhrbein (DOSB) und Friedhelm Julius Beucher (DBS) sowie Repräsentant*innen von Athlet*innenvertretungen wie Maximilian Klein. Die kommunale Ebene der Sportpolitik repräsentierten Verbandsspitzen wie Daniela Schneckenburger (DST), Uwe Lübking (DStGB) und Martina Ellerwald (Mülheimer SportService).

Deutlich wurde in den Beiträgen, dass sich gleich mehrere sportpolitische Veränderungsdimensionen abzeichnen. Hierzu gehört die verstärkte Intervention von staatlichen Akteur*innen im Sport, die Professionalisierung verbandlicher Interessenorganisation, aber auch das zunehmende Ringen um begrenzte zeitliche und finanzielle Ressourcen. Dies gilt nicht allein für den Spitzensport, sondern auch zunehmend für den Freizeit- und Breitensport, bei dem der informelle Sport verstärkte Beachtung findet. "Mit diesen Entwicklungen geht keine eindeutige strukturelle Machtveränderung einher. Jedoch verschieben sich die Einflussmöglichkeiten zwischen den einzelnen Entscheidungsebenen deutscher Sportpolitik – zumindest fallbezogen", sagt Prof. Dr. Jürgen Mittag, Leiter des IESF. Zu den rege – und während des Symposiums auch kontrovers – diskutierten Themen gehöre dabei die Frage nach dem Ausmaß der potenziellen Steuerbarkeit der Sportpolitik.

Die Teilnehmer*innen des Symposiums, das in diesem Jahr eher den Charakter eines diskussionsfreudigen Expert*innenworkshops hatte, waren sich in der Abschlussrunde zumindest in einem Punkt einig, nämlich dem, dass diese Bestandsaufnahme notwendig war. Zugleich bestand aber auch Konsens, dass die Forschung zur Sportpolitik weiter vertieft werden müsse.